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390 Zeitschrift für Parapsychologie. 9. Heft. (September 1932.)
muß ein Erlebnis gehabt haben, und zwar spielt da ein Mann eine Rolle, es
ist etwas Geknicktes in ihr, ich weiß nicht ob ich davon sprechen soll ..
Es handelte sich um das Bild der Frau des Dr. Geßner, der sich keine
bessere Beschreibung seiner Gattin denken konnte. Niemand der Anwesenden
kannte die Dame, die Amerikanerin ist und indianisches Blut hat. Sie ist mit
Dr. v. Geßner in zweiter Ehe verheiratet und hat ihren ersten Mann unter tragischen
Umständen verloren.
l\. Versuch: Zuletzt übergebe ich dem Medium eine kleine Karte mit drei
Worten Schrift darauf in einem Kuvert. Sie sagt:
„Ich habe das Gefühl von einem Mann; er ist harmonisch. Ich empfinde
ihn sehr stark, ein sehr guter Mensch, nur irgendwie muß der Mann viel mitgemacht
haben in der Jugend, nichts Trauriges; er hat gerne geiebt, intensiv
gelebt, ist aber mehr von seiner Gesellschaft mitgerissen worden, denn er selber
ist im Grunde ernst und auch weich. Ich sehe ihn in Uniform, wa? mit seiner
Jugend zusammenhängen muß. Er ist nicht alt, jetzt etwa vierzig, und irgendwie
hat sich der Mann dann umgestellt (nach der Militärzeit. Anm. d. Verf.) zu
einer ernsten Lebensweise, hat viel an sich gearbeitet und überhaupt viel gearbeitet
, es ist eine sehr scharfe Wendung im Leben da, die den Mann forlh
geführt hat von seiner Heimat. Ich sehe nämlich Wasser, es ist ein großes
Wasser, der Mann hat sich beruflich umgestellt über dem Wasser, dort beginnt
eine Reihe von Arbeiten, intensiv, erfolgreich, eine sehr sympathische Persönlichkeit
. Der Mann hat sehr viel gekämpft und hat viel mit Menschen zu tun, ich
sehe viele weiße Schwestern. Ich habe als Zukunftsbild ein Bild, als ob dieser
Person in nicht sehr langer Zeit eine große Wasserreise bevorstünde, als ob der
Mann dann etwas erreichen würde, das ihm bisher nicht gelungen ist in seinem
Beruf, der ihn mit vielen Leuten zusammenführt^ Es hängt das mit einem Stoff
zusammen (das Medium reibt mit dem Finger an dem Stoff ihres seidenen Ar-
mels), wie wenn man das irgendwie hereinspritzen würde, weißlich, gelblich,
das wird ihm gelingen, es liegt schon lange in der Person, es ist aber die Zeit
dazu noch nicht dagewesen. Jetzt weiß ich, was der Herr ist: er ist Arzt und
befaßt sich mit dem Körper. Ich bin schon müde ..
E$js war die Schrift Dr. v. Geßners. Die Charakterbeschreibung stimmt. Herr
v. Geßner war in seiner Jugend deutscher Offizier im Weltkriege. Dann wanderte
er nach Amerika aus und studierte dort Medizin. Nach hartem Kampfe
erreichte er eine gute Stellung als Arzt in Kalifornien. Er ist jetzt 4o Jahre alt.
Zwei Monate nach der Sitzung erfolgte seine Rückreise nach Amerika. In Wien
befaßte er sich intensiv mit chemischen Versuchen über eine neue Art der
Kunstseidenfabrikation, bei welchen ein weißlich-gelblicher Stoff in eine Flüssigkeit
gespritzt wurde. Gelungen sind diese Versuche allerdings nicht und es
besteht auch keine Aussicht dafür. Das Medium hatte Herrn Dr. v. Geßner erst
am gleichen Abende kennengelernt und wußte von ihm gar nichts. Abgesehen
davon konnte sie ja nicht wissen» daß es sich um seine Schrift handelte.
Dieser letzte und schlagendste Erfolg des Abends, an dem sonst keine Experimente
gemacht wurden, spricht stark für einen telepathischen Rapport des
Mediums mit jener Person, die weiß, um was es sich handelt, in diesem Fall
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