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398 Zeitschrift für Parapsychologie. 9. Heft (September 1932.)
und die jüngere Schwester hatten es deuflich gehört, während die altere Schwester
, die Frau des Försters, nichts gehört hatte. Sogleich war der Forstgehilfe
vor die Tür hinausgeeilt, ohne das geringste wahrzunehmen. Um n Uhr wurde
Hie ältere Schwester \on unerklärlicher Angst befallen. Gegen 12 Uhr kam
der Förster heim. Am nächsten Morgen kam ein Bote mit der Nachricht ins
Forsthaus, daß die Mutter schwer erkrankt sei. Die Schwestern fuhren daraufhin
noch am Vormittag in ihr Heimatdorf und konnten der gelieblen Mutter
nachmittags zwischen 5 und 6 Uhr die Augen zudrücken. Es war am Tag vorher
Hochwasser in den Keller gedrungen, die Mutter schleppte 36 Eimer Wasser
aus dem Keller, dabei trat ein schlecht verheilter Bruch aus und der Arzt
konnte nicht mehr helfen. Da also die Mutter am ?3. November vormittags noch
gesund und munter war, konnten die drei Kinder keine Vorahnung aus sich
haben, es dürfte vielmehr der heiße Wunsch der Sterbenden, ihre mit so viel
Liebe an ihr hängenden Kinder nochmals um sich zu haben, die Ursache ihres
Fernwirkens gewesen sein. — !
Im Anschluß hieran teilt mir Professor K. noch ein Erlebnis seiner Frau
mit, das man als „Vor spuk" zu bezeichnen pflegt. Die Mutter der Dame
war erkrankt und wurde von ihrer damals noch nicht verheirateten Tochter ge-
pflegl. Der Vater hatte zu dem Behuf ein anderes Zimmer bezogen. Es war ein
Sonntagnaehmittag und eben war eine Freundin der Mutter zu Besuch gekommen
. Plötzlich hörten alle drei Personen ein starkes Splittern und Krachen, so,
als ob der Bilder rahmen aus \enetianischem Spiegelglas, der über dem Bett des
Vaters (in dem jetzt während der Pflege die Tochter schlief) gewaltsam zusammengedrückt
würde. Dies wiederholte sich in raschen Pausen dreimal nacheinander
, ohne daß das Bild und Rahmen beschädigt worden oder aus dem
Nagel herabgefallen wäre. Alle drei erschraken heftig, aber die Tochter suchte
sogleich zu beschwichtigen, es seien wohl Knaben, die draußen mit Steinen an
die Wand würfen; allein, niemand war von solcher Deutung wirklich überzeugt
und beruhigt, weil das Geräusch ja unmittelbar aus dem Bildrahmen zu
kommen schien. Die kranke Mutier meinte deshalb, das kündige wohl ihnen
Tod an. Vber es kam anders als erwartet. Denn die Mutter erholte sich bald
wie<$er, abei nach drei Wochen starb der bisher gesunde Valer uach nur sehr
kurzem Kranksein in demselben Bett, über dem jenes Bild hing. -
Weltanschauliches und Theoretisches.
Die Entwicklung des Okkultismus zur Parapsychologie in
Deutschland.
Von Dr. A. Freiherr v. Schrenck-Notzing f in München.
Fortsetzung.
Eine ziemlich umfassende kritisch-experimentelle Untersuchung unternahm
Dr. med. et phil. Max Hoppe (Nervenarzt in Berlin) in seinem Werk „Ueber
Hellsehen* (Berlin 1918, Karger, 118 Seiten). Nach einem historischen Üeber-
blick wendet er sich besonders gegen die Beweiskraft der llichetschen (vom
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