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Mannheimer: Das mod. Weltbild in seiner Bedeutung f. d. Parapsychologie. 409

artung, unterlegen. Die Welt des antiken Menschen war die sichtbare Welt.
Erst der abendländische hat auch die unsichtbare angesteuert, immer Neues
sichtbar gemacht, und erst dadurch die Welt zum Universum ausgeweitet. Der
antike Mensch wußte und glaubte, was er mit seinen Augen sah. Unser Wissen
hingegen geht weit über das bloß Sichtbare hinaus.

Nun aber wird vor allem die Frage wichtig, ob bei dem steten Wandel der
Erkenntnis, eine Erkenntnis vom Standpunkt des Absoluten überhaupt möglich
ist. Und vor diese Frage, die ja eine Grundfrage jeder Wissenschaft bleibt,
muß bereits eine andere gestellt werden, die Frage nämlich, ob es objektiv gültige
Wahrheiten überhaupt gibt, oder nur Wahrheiten, denen physiognomischer
Charakter zukommt. Die These von Kant, daß wir nie die reale, absolute Welt
erfassen können, da wir sie ja nur als Zustände unserer Sinnesorgane erfassen,
mit denen sie sich ändert, wird durch die These Spenglers dahin modifiziert,
daß er den morphologischen und physiognomischen Charakter unserer Denkgesetze
behauptet, was mit andern Worten besagt, daß uns objektive Wahrheiten
schon darum dauernd entzogen bleiben müssen, weil wir ja nur mit
unseren, — also schon determinierten Denkgesetzen — an sie herangehen
können. Wer die Ungeheuern Erfolge, die die Technik gerade in unserem Zeitalter
aufzuweisen hat, überblickt, der mag wohl zu einer entschiedenen Ablehnung
solcher, die Dogmatik unseres Denkens so tief berührender, Zweifel gelangen
. Aber verhehlen wir uns doch nicht, daß es die exakten Wissenschaften
selber gewesen sind, die den Anstoß zu einer solchen Revision unserer Anschauungen
gegeben hab^n. Versuchen wir nun, uns das heutige Weltbild der
exakten Wissenschaften zu vergegenwärtigen, das noch vor etwa einer Generation
auf ewig-unabänderlichen Erkenntnissen zu fußen schien. Es war im Grunde
ein Weltbild, wie es der materialistischen Philosophie angepaßt war, und eine
Geistigkeit verriet, die sich weder vor Hölle noch Teufel fürchtete, die kühne
Antworten auf noch kühnere Fragen gab, das Leben als einen „Zustand" der
Materie ansah, die Konstanz der Energie verfocht und den „Weltälher" als eine
reale Tatsache nahm, trotzdem sein Nachweis niemals einwandfrei gelungen war.
Es war eine Reihe entscheidender Einsichten, die eine Revolutionierung unseres
Denkens angebahnt haben. Von den exakten Wissenschaften hat namentlich die
Physik dazu beigetragen, nicht weniger aber die aus ihren Erkenntnissen abgeleitete
Naturphilosophie, besonders jedoch die Philosophie des Organischen, die
von Driesch begründet wurde. Für die Zeichnung unseres modernen physikalischen
Weltbildes sind namentlich die Forschungen von Einstein und Planck
richtunggebend geworden, die hier in ihren Hauptzügen überblickt werden sollen
, soweit ihre Ergebnisse für die Parapsychologie von Interesse sind.

Der vorrelativistischen Physik lagen die Maßverhältnisse zugrunde, wie sie
auch der Geometrie Euklids, der ca. 3oo v. Chr. lebte, zugrunde lagen, deren
Hauptelemente wir ja alle in unserer Schulzeit kennengelernt haben. Ein Kardinalgesetz
der alten Physik bildete das sogenannte „Trägheitsgesetz". Dieses
besagt: Ein von andern Körpern weit genug entfernter Körper verharrt im
Zustand der Ruhe oder der gleichförmig-geradlinigen Bewegung. Ein System,
für welches dieses Gesetz güllig ist, nennen wir ein Galiläisches. Wenn wir also

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