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Mannheimer: Das. mod. Weltbild in seiner Bedeutung f. d. Parapsychologie. 411

Nutzanwendung für die Parapsychologie erlauben, übergehe ich. Halten wir
aber als wesentlich fest, daß jeder Energie ein bestimmtes Aequivalent an Materie
entspricht, und umgekehrt, und wenden wir uns nun zu einer übersichtlichen
Betrachtung der wichtigsten Ergebnisse der Quantenphysik, aber wiederum
nur in dem Umfang, als ihre Ableitungen Rückschlüsse für die Parapsychologie
erlauben. ,

Der Aufbau der physikalischen Wissenschaft vollzieht sich nach Messungen,
die letzten Endes auf der rein sinnlichen Anschauung basieren. Dennoch soll
uns diese rein sinnliche Anschauung eine Vorstellung von der realen Welt vermitteln
, nämlich von der Welt, wie sie ist, ohne Rücksicht auf die Sinne, die
sie uns kenntlich machen. In dieses ph) sikalische Weltbild ist nun die Quantentheorie
eingedrungen, deren wesentlichstes Merkmal das Auftreten einer neuen
Konstanten ist: des sogenannten „elementaren Wirkungsquantums". Die früheie
Physik zerlegte das physikalische Gebilde in seine kleinsten Teile und aus der
Summe der Einzelzustände dieser Teile ergab sich folgerichtig der Gesamtzusland
. Diese Korpuskularmechanik aber ersetzt die Quantenphysik durch die
Wellenmechanik. In dieser Wellenmechanik aber hat es sich gezeigt, daß die
Genauigkeit von Maßbestimmungen ihre Grenze besitzt, jede Größe wohl beliebig
genau gemessen werden kann, aber nur auf Kosten der Genauigkeit der
andern in Betracht kommenden Größen. Diese für die Quantenphysik aber so
charakteristische Unsicherheitsrelation hat es notwendig gemacht, in die Interpretation
der Quantenmechanik den Wahrscheinlichkeitsbegriff
einzuführen; das aber bedeutet nichts anderes, als daß in der exakten Wissenschaft
die Forderungen der strengen Kausalität zugunsten eines gewissen Indeterminismus
aufgegeben wurden. Zwar stellt die Quantenphysik keinesfalls ein
unkausales System dar — in einem solchen würde ja auch der Wahrscheinlichkeitsbegriff
seine Bedeutung verlieren — aber es ist jedes falls als kein streng
kausales, sondern richtiger als ein „Parakausales System" anzusprechen.

Angesichts solcher Ergebnisse möchte man wohl versucht sein, von einer
„Krise der Wirklichkeit" zu sprechen. Wir haben uns gewöhnt, diese Wirklichkeit
als eine durch invariante Gesetze beherrschte Ordnung anzusehen und nun
staunen wir, daß von der exakten Wissenschaft selber gegen das Grundgesetz
dieser Ordnung — die Kausalität — ein Stoß geführt wird. Gewiß darf das
nicht so verstanden werden, als wäre auch nur irgendein Gesetz der Kausalität
aufgehoben. Für die sichtbare Welt der Ursache und Wirkung bleibt sie nach
• wie vor im vollen Umfang bestehen. Für die Mikrophysik hingegen hat sie die
grundlegende Bedeutung von früher eingebüßt. Solche Ergebnisse haben natürlich
auch zu der Frage geführt, ob nicht alle unsere Denkgesetze und Denkformen
einer Revision bedürfen. Tatsächlich ist aus den Resultaten der neueren
Physik eine Philosophie auskristallisiert, die so ziemlich alles umstößt, was wir
als gesichertes Denkgut unantastbar gültig wähnten. Vor allem wurde die
Frage nach der Berechtigung einer a priori-Philosophie aufgerollt, die axioma-
tisch annimmt, daß unsere Denkformen die einzig möglichen Denkformen sui
generis seien. Im Rahmen einer solchen a priori-Philosophie gibt es natürlich
eine Erkenntnis an sich, sie lehnt die Prüfung nach der Möglichkeit einer bloß

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