Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1932/0466
«

Mannheimer: Das mod. Weltbild in seiner Bedeutung f. d. Parapsychologie. 415

weisen, und das ist nur zu begreiflich, wenn wir erwägen, daß ein dynamisches
Weltbild, das die Möglichkeit einer noch nicht vollendeten, sondern im
Werden begriffenen Welt offen läßt, dem heutigen Standpunkt unseres Wissens
als einzig angepaßtes bezeichnet werden muß. In ein derartiges Weltbild
fügt sich die Dynamik des geistigen und seelischen Geschehens, wie es Freud
entwickelt hat, harmonisch ein.

Ich habe versucht, das moderne Weltbild vom Standpunkt der Wissenschaften
zu zeichnen, die für die Parapsychologie besonderes Interesse besitzen.
Nun soll gezeigt werden, welche Bedeutung ihnen vom Standpunkt dieser
Wissenschaft zukommt. Wenn wir die Ergebnisse nur oberflächlich betrachten,
dann scheinen ja manche Rätsel der Parapsychologie gelöst zu sein. In Wahrheit
aber sind wir solchen Lösungen nur hypothetisch näher gekommen. Vor
allem ist größte Vorsicht geboten, wenn wir Resultate, die in einer geschlossenen
Theorie notwendige Folgen dieser Theorie darstellen, isolieren, um sie
auch dort zur Anwendung zu bringen, wo ihnen ja doch ein anderer Inhalt
zugrunde liegt. Die Relativitätslehre hat eine so überraschende Relation zwischen
Masse und Energie hergestellt, daß der Gedanke nahe liegt, nun auch
den Versuch zu wagen, die ebensooft behaupteten als bestrittenen Phänomene
der Materialisation nun mit Hilfe eines physikalischen Gesetzes aus ihrem
mystischen Dunkel herauszuheben: Die Relativitätslehre hat ergeben, daß jedes
Energiequantum ein bestimmtes Äquivalent als Masse besitzt, und wie leicht
wäre es nun, daraus zu schließen, daß bei den Phänomenen der Materialisation
eben eine gewaltige psychische Energie nach außen projiziert wird, die sich
als Masse verdichtet, so daß Jas Materialisationsphänomen nichts anderes
wäre, als das Massenäquivalent der verausgabten medialen Energie. Dieser
Rückschluß wäre nach unseren heutigen Erfahrungen ein völlig falscher
und unberechtigter, wie ich kurz zeigen will, um vor überschnellen Erklärungsversuchen
zu warnen, die ja doch am Wesentlichen vorbeigehen. Die Desillu-
sionierung aller jener, die parapsychische Phänomene allzu rasch mit Hilfe
der exakten Wissenschaften auf Grund entfernter Analogien zu erklären versuchen
, muß hier allerdings mit in Kauf genommen werden. Vor allem darf
man niemals übersehen, was eine Theorie ist und will; die Relativitätslehre ist
aus der Optik und Elektrodynamik herausgewachsen, in der die Lichtgeschwindigkeit
Fundamentalcharakter trägt. Es ist selbstverständlich, daß die Notwendigkeil
der Beibehaltung derartiger Konstanten eine Theorie unter Umständen
zwingt, Hilfshypothesen einzuführen, sofern diese nur die eine Voraussetzung
erfüllen, das theoretische Gesamtbild nicht zu kontraindizieren. Es
wurde betont, daß eine Unvereinbarkeit zwischen Lichtausbreitungsgesetz und
Relativitätsprinzip bestand, die durch die Einführung einer Zeitrelativität
augenblicklich verschwunden war. Für die praktische Erkenntnislehre ist
hierdurch jedoch für die Zeitrelativität noch nichts bewiesen. Erst
Reichenbach hat einen solchen Beweis versucht, hierzu aber völlig neue Erkenntnisgrundlagen
ableiten müssen. Vom Standpunkt der Relativitätstheorie
wäre eine Frage, ob sich die Sonne um die Erde, oder aber die Erde um die
Sonne bewegt, vollständig sinnlos. Die Antwort würde hier nur lauten können,


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1932/0466