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Mannheimer: Das rrod. Weltbild in seiner Bedeutung f. d. Parapsychologie. 417
Wissen alles eher denn kausale Vorgänge, was allein schon der Umstand be-
glaubigl, daß gleiche Yersuchsbedingungen keineswegs auch Bürgschaft für
gleichartigen Ablauf der Phänomene bilden. Ich glaube, daß man ihr Zustandekommen
am besten an uns noch unbekannte parakausale oder transkausale
Bedingungen geknüpft annehmen mag, weil wir derzeit noch keine Grundlage
besitzen, sie als unkausal zu qualifizieren. So viel aber ist gewiß, daß der
Umstand nicht-kausalen Verhaltens parapsychischer Phänomene keinesfalls mehr
einen triftigen Einwand gegen sie bilden kann, und das nicht einmal vom
Standpunkt der exakten Wissenschaften, die sich ja selber dem Parakausalismus
angenähert haben.
Nachdem wir nun die Bedeutung der exakten Wissensgebiete für die
Parapsychologie überblickt haben, wollen wir uns zum Schluß noch die Frage
vorlegen, welches Gewicht den Geistes Wissenschaften für dieses Gebiet zukommt
, aus welchen wir die Philosophie als diejenige ausgewählt haben, die den
Niederschlag unseres zeitgenössischen Denkens am besten konserviert hat. Die
Naturphilosophie Reichenbachs kann wohl nicht direkt mit Fragen der Parapsychologie
in Zusammenhang gebracht werden, aber sie durfte bei der Zeichnung
des modernen Weltbildes dennoch ni<4it außerhalb der Betrachtung bleiben
, weil sie ja gezeigt hat, daß auch die Geisteswissenschaft \om bedingungslosen
Kausalismus langsam abrückt, die Einwände aber, die gegen die Parapsychologie
stets erhoben wurden, in erster Linie auf kausalen Grundlagen
basierten. Jedenfalls hat diese Wissenschaft von der Umgestaltung unseres
Denkens mancherlei gewonnen, sicherlich aber so viel, daß sie aus den Fesseln
einer universellen und ausnahmslosen Kausalität befreit wurde, da sich ja sogar
für die exakte Lehre der Zwang zu einem solchen zeitweiligen Indeterminismus
ergeben hat. Aber auch das soll nicht mißverstanden, und nun nicht etwa als
blinde Gläubigkeit gegenüber allen Berichten von Phänomenen propagiert werden
. Das Entscheidende bleibt ja hier, daß der Einwand, der von gegnerischer
Seite gegen die Parapsychologie immer wieder erhoben wird, der Einwand
nämlich, daß sich Phänomene immer nur \or Gläubigen, niemals aber \or
Skeptikern einwandfrei zeigen, vom Standpunkt des Parakausalismus sein Gewicht
verliert. Mediale Phänomene lassen sich, auch unter gleichen Voraussetzungen
, ebm nicht nach Belieben provozieren.
Wichtige Anhaltspunkte für die Parapsychologie bietet uns auch der Vitalismus
. Der Vitalismus ist die Lehre von der autonomen Gesetzmäßigkeil lebendigen
Daseins. Mit einiger Sicherheil können wir aus den uns vorliegenden
Beobachtungen ableiten, daß das Auftreten parapsychischer Phänomene slels
an das Vorhandensein eines Mediums, also jedenfalls an das Vorhandensein eines
(bestimmt disponierten) lebendigen Daseins gebunden bleibt. Vielleicht ist dann
der Schluß auch nicht allzusehr gewagt, wenn wir eine autonome Gesetzmäßigkeit
, die dem Leben als solchem innewohnt, auch für die Phänomene der Parapsychologie
supponieren. Daraus ergäbe sich aber, daß wir mit kausalen Erklärungsmethoden
an diese Phänomene weder herangehen dürfen, noch daß
ihnen eine solche Erklärungsweise adäquat ist. Bisher sind alle Erklärungsversuche
in Anlehnung an die Kausalphysik erfolgt, durchweg nach der Methode
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