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Zeitschrift für Parapsychologie. 10. Heft. (Oktober 1932.)
später wickelte das Medium BX das Glas in den Schleier, es trat dazwischen ein
eigentümlicher Geruch auf, auf den das Medium aufmerksam machte. Es
strengte sich wie zu einem Apport an, der Schleier wurde jedoch vom Medium
durchrissen. Es war aber nichts zu sehen. Nach der Sitzung fand sich auf der
Diele ein kleiner Korken, der den beobachteten Geruch in stärkerem Maße aufwies
. Nach dem Durchreißen des Schleiers schlug das Medium, das seinen
Finger durch das Loch gesteckt hatte, mit irgendeinem harten Gegenstand ans
Glas. Die ganze Zeit beleuchtete die Leuchtplatte den Ort des zu erwartenden
Phänomens. Der Apport war offenbar mißlungen. — Vor der Sitzung Nr. 55 am
i5. i. teilte ich dem Medium BX über meine Korrespondenz mit dem Para-
psychologen mit und meinte, daß es meinen Kritiker überzeugen würde, wenn
es ihm, Herrn BX, in Trance gelänge, durch den das Glas bedeckenden Schleier
einen Gegenstand in das Glas zu apportieren, was ich später in dem oben erwähnten
Brief >oin t. 'i. S'i meinem Kritiker >orlegte.
Ich muß bei dieser Gelegenheit auf eine Erkenutnis zu Sprecher' kommen,
die für die weitere Versuchslechnik maßgebend ist. Es ist ja ohne weiteres
klar, daß die Medien einem wachsuggestiv gegebenen Auf frag leicht zugängig
hind. Man kann also ihnen den wünschenswerten Ablauf des Experimente^
suggerieren. D.h. es i>t zwischen Ober- und Unterbewußtsein ein Kontakt
\orhanden. Nun habe ich die interessante Beobachtung gemacht, daß die Medien
im Trancezustande, jedenfalls Herr BX nicht allein willenlos den Befehl
ausführen, sondern \ieimehr weiterdenken. freilich in einer sehr primitiven
Art Da kommt es denn >or, daß das Medium im Unterbewußten mit dem
Sinn der Aufgabe nicht zurecht kommt. Oft fragt Herr BX in Trance „Was
wolltest du. sage es mir, aber langsam". Ich muß es dann oft sehr langsam und
mehrciemal wiederholen. Trotzdem stellt es sich dabei oft heraus, daß das
Medium doch die Sache ialseh anfängt. Oft sagt es auch. .,Nein, das kann ich
nicht machen, unsere Gesetze hier (d. h. jni Jenseits - die spiritistische Einstellung
bleibt bestehen) lassen das nicht zu". Immerhin benul/e ich die suggestiv
» Beeinflussung, um /.um mindesten die Richtung der Phänomene zu leiten.
Daher er/ählte ich auch in diesem Falle meine Experimentierpläne. Im Wachzustände
hört Herr BX sehr aufmerksam mit Intel esse zu, macht oft sehr kritischem
berechtigte Einwände oder kommt mit eigenen durchaus sachgemäßen
Vorschlägen.
Hier einige Tpisoden: Offenbar unter dem Einfluß meines suggestiven Befehls
verlangte das Medium in dieser Sitzung vom 15.1. den Schleier, das öhs
und die (Hocke, wickelte das Glas in den Schleier ein, stellte es auf die Lencht-
plarte. Das Mediuni hatte schon vorher - schon in Trance - Rock und Weste
ausgezogen und die Aermel aufgekrempelt, um einem eventuellen Verdacht /u
begegnen ,15) Die Glocke hielt eb über dem Schleier in der Hand. Ein Hiudurch-
n) Hier ist wieder ein klassisches Beispiel, wie die Betrugsverdachtigungen
auf das Medium wirken und welche zwecklosen Gegenmaßnahmen es im Trance
vornimmt, um seine Ehre zu verteidigen. Das Entblößen der Arme und de«.
Oberkörpers hat offenbar gar keinen Zweck, wenn nicht überall helles Licht ist,
die Kleidung entsprechend gestaltet und die Beobachtung madmal scharf ist;
und auch da könnte ein gewandter Taschenspieler die Beobachter hinters Licht
tuhren. Auf diese Situation werde ich noch bei den praktischen Schilderungen
zurückzukommen haben. Trotzdem im Wachzustande das Medium genau über-
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