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Mattiesen: Nochmals: Der Austritt des Ich als spiritistisches Argument. 445
sah ihn den Kopf schütteln, als er mein Herz auskultierte, und dann einen
Löffel zwischen meine Lippen bringen. Ich verlor das Bewußtsein1) und erwachte
im Bett. Alles dies hat mindestens zwei Stunden gedauert." — Die
„Ankettung" in diesem Falle mag man versuchsweise auf eine „Unnachgiebig-
keit" jenes rätselhaften „Bandes" zurückführen, welches sowohl nach Aussagen
Exkurrierender selbst (vgl. Fall 25), als auch nach Beobachtungen Dritter
so häufig als Verbindungsglied zwischen Körper und Phantom beschrieben
wird2). Eine künftige Theorie dieser Vorgänge wird diesem Detail die größte
Aufmerksamkeit zu schenken haben. Die lange Dauer der Exkursion in diesem
Fall erscheint keineswegs außerordentlich: ich bitte die Fälle 29, 33 und 35
der ersten Sammlung zu vergleichen.
52. Einen Fall sehr ähnlichen Gepräges berichtete Mrs. J. P., eine Diplom-
absolventin der Universität von Kalifornien, ihrem Bekannten, dem Prof.
James Ilyslop3). „Im Alter von 2^ Jahren wurde mir gelegentlich eines chi-
ruigischen Eingriffs ein Anästhetikum verabreicht. In dem Augenblick, da ich
wieder zu mir kommen wollte, war es mir, als befände ich mich frei im Zimmer
, völlig ich selbst, obgleich ohne meinen Körper. Ich fühlte mich in
einen Geist verwandelt und glaubte vermittelst des Schmerzes den so sehr herbeigewünschten
Frieden erlangt zu haben. Ich betrachtete meinen unter mir
auf dem Bett ausgestreckten Körper. Im Zimmer befanden sich die beiden
Schwestern meiner Schwiegermutter, von denen die eine auf dem Bett saß und
meine Hände wärmte, während die andere, auf der gegenüberliegenden Seite
stehend, mich anblickte ... Ich hatte nicht den geringsten Wunsch, wieder in
meinen Körper einzugehen, fühlte mich aber gegen meinen Willen gezwungen,
in ihn zurückzukehren. (Vgl. Fall 3 und 23.) — Das Merkwürdigste an meiner
Erfahrung ist aber dies, daß ich, kaum erwacht, die Frage stellte: Wo ist
Mrs. K.? .. . In der Tat war Mrs. K. nicht zugegen gewesen, als ich einschlief,
und erst eingetreten, als ich bereits schlief und die Augen vollkommen geschlossen
hatte. Auf eine Frage der Schwiegermutter erwiderte ich: Ich habe sie
dort stehen gesehen." — Es ist interessant zu hören, daß Mrs. J. P. seit diesem
Erlebnis behauptete, die Fortexistenz der Seele zu begreifen. Eine Erfahrung
also, die, wie ich glaube, auf Grund verwickelter Überlegungen den stärksten
objektiven Beweis für das Überleben des Todes abgibt, imponiert auch den Subjekten
selbst, und zwar, wie wir früher sahen, nicht selten, in eben diesem
Sinne. (Vgl. die Fälle 29, 33, 35, 36, 42.)
53. Der demnächst folgende Bericht, der dritte in Dr. Ostys kleiner Sammlung
, stamm! von Herrn Charles Quartier, jedem Leser der Revue Melapsy-
chique bekannt als deren ständiger und reichlich skeptisch eingestellter Rezensent
von Fachliteratur. - „Im September 1918 war ich sehr geschwächt durch
die sogenannte spanische Grippe und mein Körper völlig heruntergekommen infolge
der langen Kriegsunterernährung; während meiner Rekonvaleszenz geschah
es mir daher häufig, daß ich ganz unerwartet in Ohnmacht fiel. Eines Nach-
*) Vgl. die Fälle 23, 24, 29, 33-35, 40, 42!
2) Vgl. Der jens. Mensch. S. 577 ff., 659 f., 6t55, 667.
3) S. Journ. Amer. S. P. R., 1908, p. 515.
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