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Mattiesen: Nochmals: Der Austritt des Ich als spiritistisches Argument. 453
Fälle i, 2, 3). In anderen Fällen aber ist auch von Derartigem nichts zu finden:
der Austritt erfolgt urplötzlich aus vollem Wach- oder gar Tätigsein heraus
(4, 18, 87, 39, 4i, 43, 55), oder auf Grund eines Willensakts (19, 20), oder
nach einem bloß flüchtigen Schwindelgefühl (24, 33). Daß auch in allen
solchen Fällen eine Untersuchung des Subjektes Anästhesie festgestellt haben
würde, erscheint mir natürlich selbstverständlich; ebenso selbstverständlich
aber, daß eine solche Anästhesie als Folge der Exkursion, d. i. der Abwanderung
des empfindenden Subjekts, nicht aber als ihre letzte Ursache aufzufassen
sei.
Diesem Sachverhalt entspricht es des weiteren aber auch, daß die Subjekte
echter Exkursion in keinem Falle dasjenige Phänomen dargeboten haben,
welches Dr. Osty als Vorstadium ihres Erlebnisses ansieht und das man daher
doch eigentlich sogar sehr häufig bei ihnen zu finden erwarten müßte: nämlich
die Autoskopie im Sollierschen Sinn. Stellte diese wirklich ein „steige-
rungs"-fähiges Vor Stadium jener dar, so wäre es doch im höchsten Grade seltsam
, wenn gerade diejenigen Subjekte, die keinerlei Anästhesie als einleitendes
Symptom verraten, jederzeit sofort in die extremste Form des „halluzinatorischen
Vorgangs" hineinsprängen, während diejenigen, die jenes Symptom
in aufdringlichstem Maße darbieten, sich mit den Initialstadien begnügten!
Das Auftreten der Ursache stände dann buchstäblich im umgekehrten Maßverhältnis
zum Auftreten der Wirkung; eine Schlußfolgerung, die einer Widerlegung
gleichkommt.
Dr. Osty kann sich nun freilich selbst nicht ganz des Gefühls entschlagen,
daß seine Theorie den Fällen echter Exkursion noch etwas schuldig bleibe:
\on den Fällen Sollierscher Autoskopie unterscheide sie sich ja auch noch dadurch
, daß zur „vision du soi" die Wahrnehmung ,,von örtlichkeiten und
von belebten Szenen" hinzutritt. Ist die ,,Vision" des eigenen Leibes von außerhalb
— eine „Halluzination", so werden auch jene weiteren Wahrnehmungen —
Halln/inationen sein müssen? Nun, Dr. Osty. läßt uns die Wahl zwischen
mehreren Erklärungen für ihren Hinzutritt. Entweder man könne annehmen
^„wenn man entschlossen ist, die Grenzen der klassischen Psychologie
nicht zu überschreiten"), daß das scheinbar hinausversetzte Subjekt neben der
Halluzination seiner selbst eine normale Wahrnehmung des um es
her Geschehenden habe, die es dann mit jener Halluzination zu einem Ganzen
verarbeite, dessen scheinbare Homogenität nachträglich in der Erinnerung no^h
gesteigert werde. — Diese Möglichkeit scheint mir so gut wie nie gegeben zu sein
(so daß Dr. Osty sie kaum hätte zu erwähnen brauchen): denn das exkurrierende
Subjekt hat fast stets, seinem realen Zustand entsprechend, die Augen geschlossen
, könnte also das optische Bild der Umgebung und des Geschehens in
ihr höchstens auf Grund akustischer oder taktiler Wahrnehmungen — halluzinatorisch
erzeugen. Solche Wahrnehmungen aber sind entweder gar nicht gegeben
, oder sie reichen nicht annähernd hin, die optischen Eindrücke zu erklären.
Oder (sagt Dr. Osty) man könne unter Umständen auch telepathische
Einflüsse von außerhalb zur Ergänzung des halluzinatorischen Kerns heranziehen
; ein Vorgang, der in gewissen übernormalen Einsprengseln unserer
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