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454 Zeitschrift für Parapsychologie. 10. Heft. (Oktober 1932.)
Träume eine Analogie finden würde. — Auch dieser Gedanke erscheint mir
von sehr untergeordneter Bedeutung; denn in der überwiegenden Mehrheit der
Fälle von Exkursion befindet sich das Subjekt allein, ist also ein telepathischer
„Geber" für irgendwelche ergänzende Wahrnehmungsinhalte überhaupt nicht zu
finden.
Bleibt also — und auch Dr. Osty deutet schließlich diese Möglichkeit wenigstens
an — das Hellsehen als Quelle aller noch deutungsbedürftigen Ergänzungen
des halluzinatorischen Kerns. — Ich habe in meinem früheren Artikel
ausführlich dorgetan und oben nochmals kurz angedeutet, weshalb ich gegen die
Anwendung dieses Begriffes — wenigstens in seiner landläufigen Fassung
— auf unseren Tatbestand Bedenken trage, und ich will meine Gründe hier
nicht nochmals wiederholen. Nur darauf möchte ich hinweisen* um wieviel
verwickelter sich auch in diesem Punkte die Ostysche Deutung gestalten
würde, als die meinige. Nach dieser wäre das Ganze der Wahrnehmungen des
Ilinausversetzten ein durchaus einheitliches Gebilde, dessen Einheitlichkeit und
natürliche Geschlossenheit uns begreiflich würde durch die Einheit des Ausganspunktes
sämtlicher Wahrnehmungen. Dagegen müßte Dr. Osty noch
einen verwickeilen Verarbeitungsprozeß voraussetzen, vermittelst dessen das
subjektiv-halluzinatorisch entstandene Bild des eigenen Leibes eingeordnet
würde in die Gesamtheit derjenigen Bilder, die dem Hinzutritt des Hellsehaktes
ihre Entstehung verdankten. Daß die Notwendigkeit derartiger Voraussetzungen
kein vernichtendes Gegenargument abgibt, ist selbstverständlich zuzugeben; daß
sie ein ergänzendes Bedenken gegen die hier bekämpfte Theorie liefere, wird
man schwerlich bestreiten.
Auch Herrn Dr. Osty ist e? nicht entgangen, daß gerade den Subjekten der
Exkursion die Bedeutsamkeit dieser Erfahrung für die Begründung einer über-
normalen Antlnopologie, selbst im spiritistischen Sinn, sich geradezu aufdrängt
(a. a. O. p. 194) - Er muß diese soz. instinktive Auslegung der Nächstbeteiligten
natürlich ebenso für Täuschung halten, wie die des außenstehenden
Theoretikers im Sinne der vorstehenden Ausführungen. Umgekehrt möchte
ich es als bemerkenswert ansehen, daß die Überlegungen einer widerspruchslosen
Theorie mit jenen instinktiven Deutungen der unmittelbaren Empirie übereinstimmen
. Die Wichtigkeit des fraglichen Tatbestandes wird dadurch nur noch
unterstrichen. Angesichts dieser Wichtigkeil habe ich geglaubt, keine ungebührlichen
Ansprüche an den Baum dieser Zeitschrift und die Geduld ihrer Leser
zu stellen, wenn ich mich mit einer Auffassung auseinandersetzte, welche die
eigentliche Bedeutsamkeit jenes Tatbestandes bewußt und gewaltsam zu beseitigen
sucht.
*
Abschließend möchte ich nicht unterlassen, darauf hinzuweisen, daß zwei
von den Einsendungen, die mein erster Artikel angeregt hat, insofern an
meinem Argument vorbeireden, als sie die inhaltliche Selbstbeschränkung außer-
achtlassen, die ich* mir ausdrücklich auferlegt hatte. Herr Dr. Mrsic in Agram
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