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Zeitschrift für Parapsychologie. 10. Heft. (Oktober 1932.)
liehen Ich mit dem Absoluten nennt Luther unhaltbar (warum?); die Emanationshypothese
zum Verständnis für die Psychometrie wird ebenfalls abgelehnt
. Auch die Erscheinungen des medialen Sprechens und Schreibens sind
nach Luthei nicht natürlich aufgeklärt und widerstreben jeder rationalen
Lösung.
Die eingehend psychologisch bearbeiteten Leistungen der unterbewußten
Psyche, die überhaupt nicht in das Gebiet des Okkultismus, sondern in jenes
der Psychopathologie gehören, scheint Verfasser nicht genügend studiert zu
haben. Ein etwa unaufgeklärter Rest ließe sich auf Intuition und Hellsehen
zurückführen.
Das endgültige Urteil über Telekinese überläßt Verfasser der Zukunft.
Nach Luther hält die streng rationale Wissenschaft die Telekinese und
das Teleplasma für Täuschung, teils für Halluzination der Teilnehmer und
teils für Betrug. Die Medien scheinen ihm Taschenspieler zu sein, die mit
ihren Geheimkünsten das wunderliebende Publikum amüsieren, und die gelehrten
Professoren zum besten halten.
Ein primitiveres, rückständigeres, der einfachsten Sachkenntnis entbehrendes
Urteil läßt sich wohl kaum über das parapsychologische Erscheinungsgebiet
fällen.
Was den Prozeß der De- und Rematerialisation (nach Lulher „okkulte
Ortsversetzung") betrifft, so sei Betrug niemals erwiesen, infolgedessen müsse
ein entscheidendes Urteil noch aussetzen.
Dieser Standpunkt offenbart nicht nur die negative Voreingenommenheit
des Verfassers, sondern er ist auch falsch, da gerade auf dem Gebift der
Apportphänomene vielfach in ganz einwandfreier Weise Betrug nachgewiesen
worden ist (wie z. B. im Fall Rothe u. a.).
Die Teleplastik ist nach Luther der höchste Trumpf der Spiritisten. Iiier
wird wieder übersehen, daß die Bezeichnung Teleplastik ein dem Animismus
zugehöriger Begriff ist und an sich der Geistertheorie widersprich!. Bedauerlicherweise
werden hier die abergläubischen Vorstellungen des Spiritismus mit
der parapsychologischen Terminologie durcheinandergeworfen, wofür aüch das
Hereinziehen des Gesundbetens, der Sympathie, des Versehens, der Astrologie,
der Zahlenmystik, der Wünschelrute usw. in die wissenschaftliche Metapsycho-
logie, in deren Literatur diese Probleme nirgends behandelt sind, gehört.
Gegen die Ferngestaltung (Teleplastik) werden ebenfalls prinzipielle Einwendungen
erhoben. Das Leiblichwerden der Vorstellungen des Mediums
zeuge von einer tiefen Verkennung des Wesens des Gedachten. Denn nach
Luther ist die Vorstellung lediglich ein subjektives Phänomen. Als stoffschaffende
Kraft müsse sie als Energieform analog der Wärme und dem Licht
aufgefaßt werden. Gedanken als solche können sich nicht materialisieren;
demnach sei die Gedankenmaterialisation praktisch unmöglich (das ist doch
nur ein Streit um Worte!).
Bekanntlich verfügt nun aber das Unbewußte über formgebende Kräfte
(Entelechie), die durch die Psyche geleitet und für den Organismus verwendet
werden. Der Einfluß des Psychischen, also auch der Vorstellungen auf alle
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