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v. Schrenck-Notzing f * Die Entwicklung des Okkultismus zur Parapsychologie, 461
Körperfunktionen, namentlich auf Herz, Vasomotoren, Darm und Haut, ist
bekannt genug. Die psychogenen Leistungen Hysterischer (Stigmatisation,
Oedöme, eingebildete Schwangerschaft usw.) sowie das Mimikrie bei manchen
Tieren, die ganze Suggestionstherapie, der Coueismus sind schlagende Beweise
für das Gegenteil der Lutherschen Behauptungen, die sich durch die willkürliche
und einseitige Fassung des Begriffs der Vorstellung erklären. Die Tele-
plastik verlegt lediglich den nicht anzuzweifelnden Einfluß des Psychischen,
des Schöpferischen über die Peripherie des Körpers hinaus. Trotzdem hält
Luther im Widerspruch mit diesen Auslassungen es für verfrüht, die Tele-
plastik rundweg für Täuschung und Betrug zu erklären.
Angeblicher Spuk darf nach dem Autor durch die Annahme von Halluzination
erklärt sowie auf die Möglichkeit des Miß ver Stehens von Natur Vorgängen,
etwa den Begleiterscheinungen geologischer Prozesse, die sich sichtbar auswirken
, zurückgeführt werden. „Für wirklichen Spuk gibt es bislang kein
Begreifen." Der Okkultismus ist nach Luther, von einzelnen über ihn hinausgehenden
Theorien abgesehen, grober Materialismus. Er ist im wesentlichen
Volksglaube, steht aber an Tiefe hinter der Wissenschaft zurück (II). „Ein
schöpferischer Wert im Geistesleben der Gegenwart kommt ihm nicht zu; ihm
gebührt nicht das Verdienst, »enn durch die heute okkulten Erscheinungen
vielleicht wegweisende Erkenntnisse und neue Mittel für das praktische Wirken
der Menschen gefunden werden. Der Okkultismus als moderne Weltanschauung
ist rückständig und unfruchtbar."
Das vorstehende Referat lehrt, zu welchen widersinnigen Schlüssen ein
Autor gelangen kann, wenn er ohne die notwendige Sachkenntnis alles durcheinanderwirft
und die Auswüchse des Aberglaubens auf eine Stufe stellt mit
den Ergebnissen der parapsychologischen Forschung sowie zu alledem noch
überall eine Erklärung für Erscheinungsgebiete, die großenteils für ihn nicht
einmal feststehen, und zwar am liebsten rationalistischer Art, verlangt, als ob
in der Natur jemals die Lebenserscheinungen erklärt worden seien!
Einseitigkeit der philosophischen und pbyehologischen Einstellung, vollständiges
Verkennen der Wichtigkeit einer vitalistischen, auch das parapsychologische
Problem umfassenden Weltanschauung gegenüber den leider immer
noch weit verbreiteten mechanistischen und materialistischen Hypothesen erklären
die Mißverständnisse und zahlreichen Unrichtigkeiten dieses besser nicht
geschriebenen Buches.
StellungnahmedesKatholizismuszurParapsychologie.
Auch auf katholischer Seite hat man immer mehr die Wichtigkeit des
okkultistischen Tatsachenproblems erkannt, wobei allerdings der Spiritismus
als im Widerspruch stehend mit der christlichen Glaubenslehre abgelehnt und
namentlich in seinen Auswüchsen heftig von der Kirche bekämpft wird.
In umfassender Weise behandelte diesen Gegenstand in geschichtlicher und
dogmatischer Hinsicht der ehemalige Bischof von Paderborn, Dr. Wilhelm
Schneider, in einem bereits i885 in erster, ioi3 in dritter, bedeutend vermehrter
Auflage erschienenen Buch „Der neuere Geisterglaube, Tatsachen, Tau-
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