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v. Schrenck-Notzing t * Die Entwicklung des Okkultismus zur Parapsychologie. 465
den, als sie bereits in die Gegenwart hineinragt durch keimhafte, in bestimmter
Richtung sich entwickelnde Ansätze".
Ferner behauptet Seitz in dem Abschnitt „Ueber na türlicher Glaubensbereich
", daß die katholischen Heiligen unabhängig von den naturhaften Bedingungen
des Okkultismus auf der Vorstufe des Himmels klar und bestimmt,
nicht im irdischen Abbild, vielmehr im göttlichen Urbild, nicht nur Sinnenfälliges
, sondern auch geistig verborgene Vorgänge und Zustände, insbesondere
Offenbarungsgeheimnisse, bildhaft erschauen. Die göttliche Zukunftsschau, der
Zielpunkt aller Prophetie, die gottverliehene Wundergabe, hebt sich nach Seitz
vom okkultistischen Naturprozeß ab, wie Licht vom Schatten.
Hellsehen in Form von Prophetie wird also nur bei Heiligen anerkannt.
Eine einseitige Auffassung infolge religiös-dogmatischer Einstellung, die hier
unbedenklich auf die wissenschaftliche Forschung übertragen wird.
Die Zahlenmystik, Astrologie, Chiromantie, wie überhaupt jede vulgäre
Weissagung gehören zum widernatürlichen Aberglauben.
In dem zweiten Werk des Professors Anton Seitz „Illusion des Spiritismus
" (222 Seiten) wird auf Seite 19 angeführt, daß Geistererscheinungen aus:
dem Jenseils überhaupt nur mit Gottes Zulassung und nach Gottes weisem
Ratschluß zu wichtigen Zwecken zustande kommen. Das Eingreifen von Lügengeistern
in irdische Verhältnisse wird als möglich angesehen. Kein einziger
Fall sei bis jetzt ganz sicher und evident erwiesen, in welchem übernatürliche
Einflüsse sich geltend gemacht hätten, und zwar mit Unzulänglichkeit jeder
naturwissenschaftlichen Erklärung. Bei ihren schlimmen Folgen für Sitte und
Religion habe hier die Hölle ihre Hand im Spiel. Unter diesem Gesichtspunkt
werden nun die in der Literatur niedergelegten Berichte als Täuschungen, als
Illusion, als Wirkungen des Unterbewußten, als Spaltung desselben und als
Telepathie umgedeutet, wobei die negativen Momente besonders hervorgehoben,
das positive Beweismalerial dagegen verschwiegen wird. Bei Spukerscheinungen
könnten dämonische Energien entwickelt werden.
Ausführlich sind der Dämonismus und die Besessenheit behandelt, — als.
Wirksamkeil reiner Ilöllengeister, „die nach dem Abfall von Gott unter Führung
Luzifers in infernalischer Bosheit nach Kräften dem Gottesbereich Abbruch
tun, und aus Neid den zu beseeligender Gottesgemeinschaft Berufenen
niedrigeren Menschenwesen zu schaden sich bemühen, ja, diese mit Gottes
Zulassung heimsuchen, sogar durch förmliche Besessenheit".
Die erstaunlichen Levitationen, welche bei solcher Besessenheit beobachtet
werden, das Umwerfen von Möbeln, die erdbebenhafte Erschütterung von»
Häusern usw. beruhen nach Seitz auf unheimlichen Bewegungsenergien, die
als supranormale, aber deshalb noch nicht als supranaturale, aus radioaktiven
Entladungen abzuleiten sind, ebenso wie die auffälligen Wärmeenergien (gleich
potenzierter Fieberhitze). Der katholische Exorzismus wird als wirksames
Abwehrmittel gegen dämonische Einflüsse empfohlen.
Der eigentlichen Beschwörung lasse man einen verschwiegenen, stillen
„exorcismus tentativus' vorausgehen.
Der Rest des Buches ist eine Zusammenstellung bekannter Einwände gegen
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