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Zeitschrift für Parapsydiologie. 10. Heft. (Oktober 1932.)

periodische Blutungen, die mit der Wiederkehr bestimmler Feste und Zeiten,
in denen sich die Stigmatisierten intensiver mit der Person Christi beschäftigen
, in Ekstase auftreten und dann wieder verschwinden. Mitunter ist, wie
z. B. Brentano über Katharina Emmerich berichtet, Hellsehen mit der Ekstase
verknüpft.

Daß auch bei Erzeugung der Stigmata Betrügereien vorgekommen sind,
gibt sogar Görres zu. So stellte z. B. Angela Huppe zu Boke in Westfalen
(vgl. Zöckler, Askese und Mönchtum. Prot. Kirchenzeitung i863, S. 356) die
Stigmen aus ihren im Bett versteckten Blutfläschchen her. In ähnlicher
Weise fügte sich die Blutschwitzerin Theresa Striedele von Bohlingen 1849
die Male des hl. Franzikus mit einer Stecknadel zu. Sie wurde als Betrügerin
entlarvt. Jakoby nimmt eine Reihe von Grcnzfällen an, bei denen es schwer
ist, sich für Echtheit oder Betrug zu entscheiden.

Virchow stellte 1874 aus Anlaß des Aufsehens, den die Stigmatisation der
Luise Lateau hervorrief, die Hypothese des groben Betruges auf.

Die römisch-katholische Kirche erkennt jedoch die Tatsächlichkeit der
Stigmatisation an und sieht in ihr ein Wunder. Hiergegen wendet sich Professor
Ludwig (Freising), indem er die Momente aufzählt, die auf eine Mitwirkung
natürlicher Kräfte hindeuten (durch ein Zusammenwirken von Natur
und Uebernatur). „Allerdings lasse sich die sogenannte stigmatische Plastik
durch keinen psychologischen Prozeß erklären; hier trete der übernatürliche
Charakter deutlich hervor.*'

In manchen Fällen wird der Beweis sehr schwer zu erbringen sein, ob
sich gewisse christliche Stigmatisierte nicht mechanischer oder anderer Mittel
bedient haben, um ein Mirakulum vorzuführen. Allerdings kann das Phänomen
auch auf autosuggestivera Weg durch Benützung vasomotorischer Mechanismen
erzeugt werden. Denn der hypnotische Auftrag ist imstande, zu allen Graden
vasomotorisch« Veränderungen, von Hyperämie über vasomotorisches Oedem
zur Nekrose zu führen. Zur Blutung gehört aber immer eine Veränderung
der mechanischen Verhältnisse des Blutstromes (des Blutdrucks) oder eine
materielle Veränderung der Gefäßwand. Nach Jakoby besitzt die mit gefühlsbetonten
Vorstellungen einhergehende Gemütsbewegung körperliche Ausdrucks-
fähfgkeit. Er zitiert die Studie Bunnemanns „Psychogene Dermatosen" (Zeitschrift
für die gesamte Neurologie und Psychiatrie, Band LXXVIII, Heft 2/3).

„Psychische Momente sind (besonders bei Hysterischen) für die Inanspruchnahme
des in dem Vasomotorenzentrum gegebenen organischen Mittel richtunggebend
; es ist als ob die Psyche auf dem Vasomotorenzentrum spielt wie
ein Klavierspieler auf seinem Instrument, als ob alle vorgestellten Bilder mit
dem vom Vasomotorenzentrum zur Verfügung gestellten Mitteln in die Peripherie
projiziert zu werden vermöchten, so gut und so schlecht, wie es eben
mit diesen Mitteln möglich ist."

So sind nach Bunnemann kapillare Blutungen im Unterhautzellgewebe als
Ausdruck gefühlsbetonter Vorstellungen erzeugbar.

Bekanntlich geht nach der Auffassung der modernen Parapsychologie die
plastische Wirksamkeit der Phantasie (der unterbewußten Psyche) auf den


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