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Kleine Mitteilungen.
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Organismus noch weiter, — ja darüber hinaus. Wie man sich auch zu dem
Problem stellen mag, — das Vorkommen suggestiver Vesikation, die Vorstellungsblutung
berechtigt an sich noch nicht zur Annahme der „plasmatischen'
Stigmatisation, wie sie ja gelegentlich auch bei Medien beobachtet wird. Nimmt
man ihre Tatsächlichkeit an — wie z. B. das endogene Entstehen von Zahneindrücken
und Bißmalen bei Eleonora Zugun —, so muß man sich darüber
klar sein, daß über diesen Vorgang, wissenschaftlich gedacht, noch tiefstes
Dunkel herrscht. (Schluß folgt.)
Kleine Mitteilungen.
Tatsachen und Deutung.
Von Dr. Walther Ortmann, Weimar.
Durch ernstere parapsychologische Untersuchungen zieht sich wie ein roter
Faden die Sehnsucht nach größerer Anerkennung durch die Wissenschaft. Es
dürfte nicht immer ganz unberechtigt sein, wenn sich manche abgestoßen fühlen
dadurch, daß die parapsychologischen Erscheinungen nicht nur Anerkennung an
sich zu fordern scheinen, sondern oft darüber hinaus höhere Anerkennung
gegenüber bekannten Gleichnissen der Sinnesforschung. Gilt für Übersinnliches
ohne weiteres höhere Klassifizierung und Bewertung als für andere? Weniger
die Tatsachen als solche schrecken viele ab als die damit oft verbundene subjektiv
-bevorzugte Einordnung gegenüber eltzten Deutungen. Die Zugkraft mag in
unserer Reklamezeit durch bescheidene Einstellung beeinträchtigt werden bei
solchen, die mit dem Billett zu einer Seance schon einem nummerierten Platz im
Himmelreich nähergerückt sein möchten, aber dafür dürfte stärkere Selbstbegrenzung
günstiger wirken vor ernster Forschung.
Tatsachen geben doch zunächst nur Gleichnisse, Hinweise, und Alltägliches
erscheint mir hierbei nicht geringer als Außergewöhnliches, wenn es nun gilt,
ihm die rechte weltanschauliche Deutung zu geben. Muß das Seltsame, Außergewöhnliche
schon durch sich selbst, seiner besonderen Wesenheit halber, der
Vollendung näherliegen? Soll nur itn Sinnlichen alles Vergängliche ein Gleichnis
, aber in medialen Phänomenen mehr zu sehen sein? Wenn man vom ganzen
Lebensrätsel unterbewußte Teile von vornherein als höherwertig in Rechnung
stellt, wird schwerlich eine Synthese zu finden sein zwischen Sein und Nichtsein,
Werden und Vergehen, und doch predigt alles Leben, daß es sich nur in gleichberechtigter
Anerkennung von Tag- und Nachtgeschehen vollenden kann. Es
gibt sicher noch Menschen, der neben bewußt Vorstellbaren auch das Wunder
gelten lassen möchte —, wie ja äußerste Ausläufer der Sinnenforschung im
Transkausalen landen -—, aber Einschätzung und Einreihung des Wunderbaren
ins Ganze fühlt sich behindert durch ein Schema, das für Derartiges einen Vorrang
beansprucht. In vielen Fällen der Ichspaltung ist doch das Schwächliche oder
Krankhafte nicht zu verkennen und muß es erlaubt sein, andere Deutung zu
geben, auch wenn man die Tatsache als solche zugeben möchte. Weltanschaulich
kommen wir nur weiter, wenn wir das Leben als Ganzes in seinem bewußt
zugänglichen Teil wie im Gegenpol hierzu in Beziehung und Zusammenhang
bringen, nicht aber, indem wir einen dieser Teile als höherwertig loslösen und
den anderen als Jammertal oder Unmöglichkeit verdammen.
Sehen wir auch in Wundern nicht höhere Vorstufen, sondern nur gleichberechtigte
Hinweise und Gleichnisse, so kann jede Weiterdeutung nicht stehenbleiben
in neuer Ultrabildersucht, sondern wird darüber hinausgeführt zur Ergänzung
durch das Gestaltlose. Wir alle stehen mehr oder weniger im Banne
einer Sinnenkultur, die nur glaubt, was sie sieht oder sehen will, die selbst im
Paradiese nur Gestaltliches erträumt, die auch mediales Geschehen und' Tief schlaf
auf halbem Wege aufhält durch neue bizarre Formungen. Das, was jeden normalen
, traumlosen Schlaf zum größten Heilfaktor macht, die Wanderung zu
Gelöstheit und neuem Wechsel, wird gestört und unterbrochen durch dies
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