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Kleine Mitteilungen.
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dem sie dies gesagt hatte, lief sie davon; Dini aber und Mutter lachten über diese,
wie es schien, aus Bosheit geborene Prophezeiung.
Nach zwei Jahren erkrankte Dini an einem — wie man meinte — Rheumatismus
im Knie. Sie war bisher anscheinend von blühender Gesundheit gewesen,
nun aber stellte sich eine entzündliche Geschwulst, eine Tuberkulose des Kniegelenks
ein, an welcher sie auch nach zweijährigen, überaus schmerzlichen Leiden
starb. Wenige Tage vor ihrem Tode gedachte sie im Gespräch mit meiner
Mutter der so schrecklich erfüllten Prophezeiung ...
2. Fall.
Meine Mutter hatte eine Kusine namens Fanny; diese übte zu ihrem Vergnügen
im geselligen Kreise die „Kunst" des Kartenaufschlagens, natürlich nur
zum Spaß und ohne jeden andern Hintergedanken, wenn sich auch zuweilen Treffer
einstellten, die aber — wie alle Beteiligten immer erkannten — durchaus im
Rahmen einer natürlichen Zufallsfügung lagen. Einmal nun bat auch eine entfernte
Verwandte von Mutters Schwägerin, als Fanny in der Familie zu Besuch
war, um das Kartenaufschlagen; sie war Braut, in etlichen Wochen sollte die
Hochzeit sein — und wahrscheinlich hat dies zu ihrem Wunsche beigetragen.
Fanny nun schlug auf — und sagte allerlei banales, nichtssagendes Zeug, womit
die Braut anscheinend ganz zufrieden war. Meiner Mutter fiel aber in Fannys
Wesen etwas auf — und als sie abends ganz allein waren, sagte sie, es komme
ihr vor, als habe sie der Lina — so hieß die Braut — einen blauen, Dunst vorgemacht
und nicht das Rechte gesagt. Da erwiderte Fanny sehr ernst: „Was
mir die Karten gezeigt haben, das konnte ich Ihr unmöglich sagen — ich war
selber in Verlegenheit, was ich vorbringen sollte ... Es kommt nämlich jetzt
nicht zur Hochzeit — Lina wird so schwer erkranken, daß es unmöglich wird.
Erst nach beinahe zwei Jahnen wird es möglich sein, daß sie heiratet, und sie
wird mit zwei Stöcken zum Altar gehen müssen. Sie wird auch nicht lange verheiratet
sein, kaum ein Jahr — dann stirbt ihr Mann. Dies alles konnte ich ihi
doch unmöglich vorhersagen!" —
Mutter verhielt sich zueist sehr skeptisch. Als aber wirklich Lina ein paar
Tage vor ihrer Trauung an Ischias erkrankte und die Hochzeit verschoben werden
mußte, sprach sie zu Vater davon. Dieser behandelte dann auch Lina, es
dauerte auch wirklich fast zwei Jahre, bis sie so weit heigestellt war, daß sie,
auf zwei Stöcke gestützt, zum Altar gehen konnte. Ihr Mann, Markus, ein kroatischer
Offizier, ein scheinbar kerngesunder Mann, begann noch auf der Hochzeitsreise
zu kränkeln; mein Vater, als Hausarzt, wurde konsultiert, und mußte
ein schweres, unaufhaltsam fortschreitendes Herzleiden feststellen, das auch noch
vor Ablauf des ersten Ehejahres infolge Herzschlags zum Tode tührte.
Sollten in beiden Fällen sowohl die Zigeunerin als auch Fanny echte hellseherische
Anlagen gehabt haben, und diese nur durch den Anblick der Handfläche
Dinis, beziehungsweise der Wahrsagekarten, ausgelöst worden sein? -
Dieses bleibt die so häufig bei derartigen Erlebnissen nachwirkende Frige.
Hedda Wagner, Linz!.j
Der Professor der ev. Theologie an der Universität Wien, Dr. Gustav Entz
ist in den Krtis der an unserer Zeitschrift mitwirkenden Hochschullehrer eingetreten
. Wir freuen uns darüber, besonders weil aus reichsdeutschen Universitats-
kreisen nach dem Tode v. Schrenck-Notzings eher eine Abnahme der Förderung
der Ziele unseres Blattes zu bemerken war. Herr Universitäts-Professor
Entz ist in Wien als Parapsychologe seit langem bestens bekannt, er hat u. a. vor
mehreren Jahren schon eifrig an den dortigen Sitzungen mit Willv und Rudi
Schneider teilgenommen. Wir bringen im nächsten Heft einen Beitrag aus seiner
Feder.
Die holländische Universität Leyden hat Herrn Dr.Dietz, Mitherausgeber der
„Tydschrift voor Parapsychologie" als Privat-Dozenten für Parapsychologie habilitiert
. Der Name des Genannten ist unseren Lesern durch die ständigen Referate
seiner Zeitschrift bekannt. Auch dies ist ein für die anerkennende Bewertung unserer
Forschung in ausländischen Universitätskreisen bemerkenswertes Symptom,
da wir auf solchen Vorgang in Deutschland wohl einstweilen vergeblich warten.
Red.
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