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Zeitschrift für Parapsychologie. 11. Heft. (November 1932.)
Diktiert, den 14. 2. 32 28)
Geschrieben, den 15. 2. 32
59. Sitzung bei Frl. Meinert am 12. 2. 32. (Freitag. Die Sitzungen fanden
regelmäßig Freitags statt. Bl. 9. 32)
Anwesend: (in der Richtung des Uhrzeigers) Medium BX, Frl. Meinert,
Medium Nachida29), Herr Blumberg, Fr. Wermel, Fr. Feldmann, Prof. Blacher,
(Medium EX, Medium BX und Frl. Meinert sitzen nebeneinander auf einem
weichen Sofa. Da ich wohl noch verschiedene Sitzungen in diesem Raum zu
beschreiben haben werde, stelle ich hier eine Skizze (Abb. 1.) hinein. Auf der
Skizze, wie unter der Abbildung ist alles Erforderliche angeführt, was für das
Verständnis der Schilderung nötig ist. Bl. 9. 32.)
Vor der Sitzung erläuterte ich noch einmal dem Medium BX den Grundgedanken
des Experiments. Es käme mir nicht darauf an, den Gegenstand
während des Transports bzw. des Apports zu sehen, sondern nur auf die Tatsache
, daß der Gegenstand, der vorher außerhalb des Sackes war, später in
ihm sich vorfände. (In der vorhergehenden Sitzung Nr. 58, vom 5. 2. 32, war
das Experiment mit dem Sack mißlungen, weil das Mediiutn, wie sich später
aus einer Unterhaltung mit ihm, als es noch in Trance war, erwies, die Aufgabe
so verstand, daß der Gegenstand allen sichtbar durch die Sackwand gehen müsse.
Für den Sack wurde ein fester, aber durchsichtiger Stoff, eine Art Tüll, genommen
; die Größe betrug lrU/^m; an der Schmalseite waren Ausschnitte für
das Durchstecken der Arme freigelassen. Ich überzeugte mich außerdem vorher,
daß die Fäden sich nicht genügend auseinander schieben lassen, um einen kleinen
Gegenstand durchzustecken. Der Sack wurde bei mir zu Hause mit der Nähmaschine
vernäht. Darrais, wie auch später ist bei der Kontrolle kein Loch gefunden
worden. Daher desto eigenartiger die weiter zu beschreibende Entwicklung
. Bl. Sept. 1932.) Mein das letztema! geschilderter Eindruck, daß das
Medium sich die Sache komplizierter vorstellt und dadurch eine psychische Hemmung
entstanden war, schien sich zu bestätigen, denn diesesmal ging das
Phänomen unerwartet glatt vonstatten. Nachdem beide Medien in Trance gekommen
waren, zeigte Medium BX Leuchterscheinungen, und zwar, wie es schien,
leuchtete seine Hand in mattem Licht. Es machte den Eindruck, als wenn es
eine Vorbereitung für das Phänomen wäre30). Dann sagte es mir: „Nimm die
2S) Wie bereits erwähnt ist es äußerst wichtig, daß man das in den Sitzungen
Erlebte, wenn nicht wahrend der Sitzungen stenographiert wird, möglichst bald
niederschreibt. Ich habe immer sobald es nur meine Zeit zuließ, meiner Frau
Marie Blacher einen Bericht über die Sitzung diktiert. Das Stenogramm wurde
von ihr, sobald es ging, auf der Schreibmaschine umgeschrieben, wobei oft einige
nachträgliche Korrekturen hineingenommen werden mußten. Aus den vorher
erläuterten Gründen habe ich stets das Datum des Diktats, des Umschreibens
Und der nachträglichen Korrekturen hinzugesetzt. Erst von der 76. Sitzung
am 17. 6. 32, an führt meine Frau direkt in der Sitzung das stenographisch^
Protokoll. Das, was im Dunkeln geschah, wurde, nachdem Licht gemacht worden
war, so gut es ging, aus der Erinnerung heraus kurz fixiert. Es muß auch
hier gesagt werden, daß die Aufzeichnung des Protokolls eine sehr schwierige
Aufgabe war. Die Phänomene wickelten sich oft so schnell und unerwartet ab,
daß ein nachträgliches Ergänzen aus der Erinnerung unter Befragen der anderen
Anwesenden nicht zu umgehen war. In der ersten Zeit konnte in der Sitzung
nicht protokolliert werden, da das Medium nicht gleich drauf eingegangen war.
Sehr oft wird die Forderung erhoben, daß nach der Sitzung gleich ein
Protokoll angefertigt wird, das von allen Teilnehmern zu unterschreiben ist.
Es ist mir doch zweifelhaft, ob das zweckmäßig ist, denn schließlich sind die
Zeugnisse eines nüchternen erfahrenen Beobachters wichtiger und zuverlässiger
als Angaben von Teilnehmern, die stark affektiv eingestellt sind. Ich habe daher
nur dann zu diesem Modus gegriffen, wenn ein Phänomen festzuhalten war,
das in seiner Klarheit bei niemandem einen Zweifel aufkommen lassen konnte.
2n Siehe Zeitschr. f. metapsych. Forschung 1932, S. 184.
80) Das hat auch Dr. Simsa beobachtet. Diese Zeitschr. 1931, S. 506,
Zeitschr. f. metapsych. Forschung 1932, S. 81.
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