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Zeitschrift für Parapsychologie. 11. Heft. (November 1932.)
waren ungetrennt und im Stoff keine Löcher bemerkbar. Als ich das Medium
fragte, was ich mit der Glocke machen soll, sagte das Medium: „Mache, was
du willst." Ich ließ sie drin. Nachdem wieder dunkel gemacht worden war, \ erlangte
das Medium, daß man wieder den Sack über seine Arme ziehe. Ich tat
es, wobei ich in den Händen des Mediums nichts fühlte. Wir hielten wieJer
wie vorhin die Randöffnungen mit je zwei Händen fest. Ich erinnere mich auch,
daß ich dazwischen mit je einer Hand beide Arme hielt, indem ich da,
wo die Finger nicht hinreichten, die Ränder der Öffnungen durch Spannen scharf
an den Arm drückte. Währenddessen experimentierte das Medium mit der
Glocke, ließ nachsehen, ob die Glocke drin sei und sie (von außen. BI. 4.8. 32)
festhalten. Unterdessen hörte man, obwohl die Glocke festgehalten wurde, außen
den Ton der Glocke. Ich erinnere mich auch, daß das Medium so etwas sagte
wie: „Das, was ihr außen hört, ist nicht die Glocke selbstAls — nach dem
Eindruck, den es auf mich machte — ein beabsichtigtes Experiment nicht recht
gelingen wollte, fuhr das Medium bei von uns festgehaltenen Sackrändern (es
neigte sich dabei nach links zum Medium Nachida und ich mußte mich recken,
um nicht loslassen zu müssen) mit den im Sack befindlichen Händen über die
Knie einiger Anwesenden; man hörte Papier rascheln und das Medium sagte
jedesmal: „Ich danke!" Bevor das Medium sich zurücklehnte und verlangte, daß
Rotlicht gemacht wird, fühlte ich im Sack nach und fand dort etwas aus Papier.
Als der Sack bei Rotlicht entleert wurde, waren es drei mit Heiligenbildiern bedruckte
Karten, von denen die eine Frl. Meinert, die zweite Medium Nachida
und die dritte, auf deren Rückseite eine polnische Schrift zu sehen war, nach
einigem Zögern mir übergeben wurde. (Das Original befindet sich bei mir.)
Alle drei Karten waren teilweise angesengt.
Aus dem weiteren Verlauf derselben Sitzung sei noch kurz referiert, daß
zw ischen der frommen Intelligenz und mir sich ein Gespräch entspann, im *
Verlauf dessen die Intelligenz seiner Befriedigung Ausdruck verlieh, daß das
Experiment gelungen sr»i; es würde ein Stärkerer kommen, der alles im Hellen
machen würde. Auf diese Frage wurde mir gestattet, die Sackränder das nächste
Mal an den Armen des Mediums mit Gummibändern festzumachen 'was ich
später jedoch nicht durchführte, weil es nicht genügend beweiskräftig war).
Nach der Sitzung stellte ich gleich ein Protokoll des Sackexperimenls zusammen
und ließ es >on allen Anwesenden unterschreiben. Ich lasse das
Protokoll hier weg, weil es nichts wesentlich Neues erhält. Im Protokoll findet
sich aber ein Nachtrag, in welchem es heißt: Am selben \bend bat irh Frl.
Meinert telephonisch, noch einmal den Sack zu untersuchen. Frl. Meinert teilte
mit, daß dies geschehen sei; er war bis auf die zwei Armöffnungen fest. Hier
muß ich wieder darauf hinweisen, daß sich nach zwei Monaten doch t*in kleines
Loch im Sack fand. Es war aber eine ganz eigenartige Begebenheit. Doch davon
später.
Diese interessante Entwicklung \eraniaßte mich entsprechend meiner meinem
Kritiker gegenüber geäußerten Absicht, den Versuch der Heranziehung von
Wissenschaftlern zu unternehmen. Mein Sohn, Dr. M. Bl acher, Chirurg,
der schon in Sitzungen mit dem Medium Frau Ideler Erfahrungen gesammelt
hatte, nahm von da an an mehreren Sitzungen teil. Auch einige deutsche Ärzte
31) Dieses Phänomen, das „Abtrennen des Tons", wie es das Medium in
Trance bezeichnete, wurde später noch eingehender in der Sitzung Nr. 82 vom
5. 8. 32 beobachtet und studiert. Während die Glocke im Dunkeln unter einem
umgestülpten Trinkglase sich befand, ertönte der Ton ganz in der Nähe von
Frau Irbe (der Tochter des dim. lettländischen Bischofs, welche später eifrig
die Sitzungen mitmachte), von ihr und allen Anwesenden deutlich vernommen.
Diese Versuche sollen noch ausgestaltet werden.
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