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wie in der vorigen Sitzung. Ich bedauerte innerlich, daß wieder das Kreuz und
nicht das Leuchtblättchen gekommen war, da sagte das Medium: „Hole jetzt
dein Leuchtblättchen!" Natürlich wurde beim Sackphänomen immer das Rotlicht
gelöscht. Wenn der Sack kontrolliert oder etwas aus dem Sack herausgenommen
oder etwas aus dem Nebenzimmer geholt werden mußte, ließ das Medium immer
Rotlicht machen. So auch jetzt für das Herbeiholen des Leuchtblättchens, welches
ich im Besuchszimmer zum Beleuchten unter die Lampe gestellt hatte. Die übrigen
sieben noch \orhandenen (von mir angefertigten BI.) Leuchtblättchen stellte ich
nicht zum Beleuchten, sondern schloß sie in einen Schrank in einem Kästchen ein,
damit sie nicht beleuchtet werden und gab den Schlüssel Frl. M. Als das Leuchtblättchen
geholt war, sagte das Medium: „Jetzt sage mir genau, wie du es haben
willst." Und nun ging ich von dem Versuch mit dem leuchtenden Kreuz aus, beschrieb
ihn ganz genau und sagte, wenn das geht, müßte es doch auch mit einem
Leuchtblättchen gehen. Das Medium ließ es sich mehreremal beschreiben und
sagte, daß es jetzt wisse, was ich wolle. Und nun wurde unter Festhalten des
gefundenen Lochs und der über dit Arme gezogenen Armöffnungen, wobei das
Leuchtblättchen dem Medium in die linke Hand gegeben worden war, das Phänomen
durchgeführt. Zuerst sagte das Medium, das Leuchten des Blättchens werde
für kurze Zeit verschwinden. Das trat auch ein. Das Medium stöhnte und arbeitete
, aber das durch den Sack geschwächte Leuchten erschien wieder ebenso
schwach im Sack. Das Medium sagte, der Versuch sei nicht gelungen. Es wolle
es noch einmal probieren. Natürlich wurde unterdessen die Kontrolle ebenso
streng durchgeführt. Als das Medium sich wieder anstrengte, verschwand das
Leuchten und gleich darauf sagte das Medium, man soll das Leuchtblättchen aus
der anderen Hand nehmen. Dieses war soeben hell aufgeleuchtet. Ich nahm es
aus der im Sack befindlichen rechten Hand des Mediums, welches es so hielt, daß
zwischen dem Leuchtblättchen und der Hand der Sackstoff war. Nun bat ich um
Erlaubnis fragen zu können und fragte das Medium, weshalb denn das Kreuz hellleuchtend
durchgegangen sei, das Leuchtblättchen aber nicht. Die Antwort lautete
etwa wie folgt: „Siehst du, das Kreuz ist halb diesseits, halb jenseits (offenbar
heißt es in halb apportiertem Zustande, das wäre sinngemäß, Bl. 7.32) infolgedessen
war es fähig, leuchtend durch die Sackwand zu gehen. Das Leucht-
körperchen mußte ich aber in der linken Hand auflösen und in der rechten Hand
wieder zusammenstellen." Ich verstand es nicht und fragte, wie es denn möglich
sei, da doch die rechte Hand im Sack gewesen sei. Das Medium fing an
zu erklären. Ich verstand sehr bald, worauf es hinauslief und sagte: „Also
hast du das Leuchtkörperchen in der linken Hand aufgelöst
und in der rechten Hand zusammengestellt, aber außerhalb
des Sackes?" „Ganz richtig", sagte das Medium lebhaft. Nun erzählte
das Medium davon, daß es den Versuch noch besser machen werde, und
zwar werde das nächste Mal ein lebendes Tier im Sack erscheinen. In Zusammenhang
mit allem diesem fing das Medium — immer noch in Trance an /u
philosophieren (über Tod, Unsterblichkeit, physikalische Begriffe im Jenseits usw.
B1.7.'32).
Die Unterhaltung über das Verschwindenlassen in einer und Wiedererstehenlassen
in der anderen Hand und das Versprechen des Mediums, ein
lebendes Wesen im Sack erscheinen zu lassen, führten zu einer weiteren Reihe
\ou interessanten und ganz eigenartigen Phänomenen und Erkenntnissen. Bevor
ich zu deren Beschreibung übergehe, muß ich hier halt machen und einen kritischen
Rückblick auf das bisher Erlebte geben. Und zwar nur so viel, als
für das Verständnis der weiteren Phänomene erforderlich ist. Ich komme in eine
sehr schwierige Lage mir selbst gegenüber hinein, wenn ich mich dem Betrugsproblem
zuwende. Vor allen Dingen soll man nicht glauben, daß ich — und
so wird es wohl den meisten Parapsvchologen gehen — an dem Glauben an
die Realität der sich vor mir abspielenden Phänomene eine ungetrübte Freude
habe. Fortwährend und in sehr unangenehmer Weise tritt einem die quälende
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