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Zeitschrift für Parapsychologie. 11. Heft. (November 1932.)
Leben genommen habe. Ebenso hatte Mrs. Sinclair als junges Mädchen, während
sie sich über 3 km von zu Hause entfernt auf einem Ausflug befand, einmal
die Vorstellung, daß sie einen Herrn B. in der Vorhalle ihres Elternhauses
sitzen sähe. Obwohl Herr B. noch nie dort gewesen war und etwa '180 km entfernt
wohnte, beschlossen sie doch heimzufahren und fanden ihn wirklich an der
angegebenen Stelle! Viele ähnliche Fälle von Spontantelepathie (und -hell
sehen?) aus dem Leben von Mrs. Sinclair sind bekannt.
Mrs. Sinclair machte später die Bekanntschaft eines jungen Mannes — er
wird mit einem Pseudonym „Jan" genannt —, der als Gedankenleser und
„Fakir" öffentlich auftrat. Sie interessierte sich außerordentlich für seine
Phänomene, wußte aber sehr wohl, daß man sie, wie immer bei okkulten
Phänomenen, bezweifeln könnte und würde. Die Frage, was an diesen Dingen
Wahres sei, ließ ihr keine Ruhe und schließlich beschloß sie, selbst zu versuchen
, solche Phänomene — vor allem telepathische — hervorzubringen.
Wenn sie selbst das Medium war und sich durch strenge Versuchsanordnung
und Selbstkritik vor allen Fehlerquellen hütete, mußte sie der Sache doch auf
die Spur kommen! Der junge „Fakir" tat sehr geheimnisvoll mit seinen
Fähigkeiten und Mrs. Sinclair hatte den Eindruck, daß er sie ihr wohl nicht
beibringen würde. Sie bat ihn deslialb nur, sie zu hypnotisiere)i und konzentrierte
sich dann mit aller Energie darauf, daß sie seine Gedanken erfassen
wollte. Ebenso versuchte sie, statt dessen ihn zu hypnotisieren, was ihr auch
ziemlich gelang, so daß er, ohne es zu wissen, Gedankenbefehle ausführte, die
sie ihm innerlich aufgetragen hatte.
Durch diese hypnotischen Versuche geriet Mrs. Sinclair in sehr engen
seelischen ,.Rapport" mit Jan, sie nahm viele seiner Gedanken auf and wenn
er abwesend war, machte sie wiederholt den Versuch, sich mit Intensität auf
ihn zu konzentrieren und ihrem Unterbewußtsein den Befehl zu geben, ihr vor
Augen zu führen, was Jan gerade im Augenblick tue. Sie sah ihn dann z. B.,
wie er gerade mit einem in Papier eingewickelten Blumenstrauß auf der Straße
ging, schrieb alles genau auf und stellte später durch Befragen fest, ob es
stimmte, was in der Tat der Fall war. (So war er bei obigem Beispiel gerade
dabei, Bekannten in Los Angeles einen Blumenstrauß ins Krankenhaus zu
bringen.) Jan war etwas verlegen über diese „Kontrolle". In anderen Fällen
„sah" sie, was Jan träumte, in welcher Umgebung er sich befand; befahl ihm
in Gedanken, während er bei Vorführung seiner Fakirkünste an einem anderen
Ort sich in Trance befand und in völliger Körperstarre dalag, ein Bein oder
einen Arm zu heben — auch dies alles mit Erfolg. (Es liegen hierfür zahlreiche
Zeugnisse Dritter vor.)
Spätei geriet Mrs. Sinclair in einen ähnlichen „Rapport" mit anderen, so
z. B. ihrem Schwager, Mr. Robert L. Irwin, einem nüchternen Geschäftsmann,
und ihrem Mann, Upton Sinclair selbst. Oft kam sie z. B. morgens zu ihrem
Mann und erzählte ihm einen merkwürdigen „Traum* , den sie eben hatte
und es stellte sich heraus, daß sie das geträumt hatte, was er gerade las. (Man
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