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v. Schrenck-Notzing f: Die Entwicklung des Okkultismus zur Parapsychologie. 507
und Auffassung des Erlebten nicht klar zu unterscheiden. Auch sonst ist in
ihrem visionären Erleben die Grenze zwischen Wirklichkeit und Einbildung,
zwischen Tatsächlichkeit und Täuschung nicht klar gezogen. Phantasmen und
Träume sind für sie unmittelbare Wirklichkeit. Ohne Berücksichtigung eines
paranormalen Erkenntnisvermögens sieht Jacoby in den Propheten lediglich
Künstler und Genies oder Irrsinnige. Ihr Schaffen steht auf dem Grund inneren
dichterischen Schauens. Darin erblickt er die höchste und edelste Stufe prophetischer
Extase.
Die wichtigsten spiritistischen Werke.
Die Religionsparapsychologie führt hinüber zu den literarischen Erzeugnissen
des Spiritismus, der eine gewisse Berücksichtigung verdient, da der wissenschaftliche
Okkultismus sich aus ihm entwickelt hat. Allerdings können nur
wenige der Geisterlehre gewidmete Werke aus den letzten Jahrzehnten ein
wissenschaftliches oder historisches Interesse beanspruchen.
Abgesehen von dem bekannten, noch ^or 1900 erschienenen Buch der Frau
E. D'Esperance „Im Reiche der Schatten" (Berlin, Siegismund), welches ganz
auf spiritistischem Boden steht, aber lehn eiche Berichte über physikalische
Phänomene, insbesondere über das Erscheinen ganzer Phantome bringt, sind
folgende Arbeiten aus dem ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts bemerkenswert,
zunächst die wenig bekannten „Erlebnisse einer Okkultistin", oder „Wie ich
mein Selbst fand" (anonym herausgegeben, aber verfaßt von Helene von Sche-
witsch geb. von Doenniges, Berlin 1901, A. Schwetschke & Sohn).
Der erste Teil dieser Erinnerungen beschäftigt sich ausschließlich mit dem
Spiritismus und bringt Berichte über Materialisationsphänomene, Gewichtsabnahme
bei Medien, direkte Schrift in verschlossenen Tafeln und sonstige
Phänomene. Die in denselben entwickelte Theorie nimmt Körper, Astralleib
und Seele an. Der Körper geht im Tode zugrunde und die Seele wirkt durch
den Astralleib.
In dem zweiten, der Theosophie gewidmeten Abschnitt, wird darauf hingewiesen
, daß die theosophische Lehre gegen das Zitieren von Verstorbenen ist;
man hält sie in ihrer fortschreitenden Entwicklung auf und gibt ihnen Gelegenheit
, sich noch mehr der Erde zuzuwenden, wobei meist nur Schaden angerichtet
wird. (S. 2o3.)
„Licht und Schatten in der spiritistischen Praxis" heißt das 1913 von dem
Schweizer Kassationsgerichtspräsidenten Georg S u 1 z e r herausgegebene Werk
(Mutze, Leipzig). Neben eigenen Erlebnissen, einer Erörterung des Prozesses
gegen das Blumenmedium Anna Rothe werden besonders die Gefahren des
Geisterverkehrs behandelt.
Sulzer veröffentlichte auch eine Studie „Die Besessenheitsheilungen Jesu"
(Mutze, Leipzig, 1921).
Den gegenwärtigen Standpunkt der Geisterlehre in Amerika, England,
Frankreich, Italien und Deutschland erörtert die von General Josef Peter
vor mehreren Jahren herausgegebene Broschüre (genaue Zeitangabe des Erscheinens
fehlt) „Geschichte des neueren Spiritismus" (Baum, Pfullingen).
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