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Zeitschrift für Parapsychologie. 11. Heft. (November 1932.)
der Öffentlichkeit zu übergeben. Sie sind zum Preis von 3.6o Mark im Verlag
von Oswald Mutze, Leipzig, erschienen Frl. Dr. Gerda Wallher hat diese Aufsätze
geordnet und mit einem Namenregister versehen und ich danke ihr für
ihre große Hilfe und Mühe. Gabriele Freifrau von Schrenck-Notzing.
Marsilio Ficino über die okkulten Fähigkeiten der Seele.
Von Prof. Dr. Ludwig, Freising.
In meiner Geschichte der okk. Forschung, Band i, würdigte ich die
Bedeutung des italienischen Philosophen Maisilio Ficino in Florenz zur Zeit
der Mediceer für die okkultistische Forschung. Zur Zeit der Bearbeitung meiner
Schrift war die Briefsammlung (Epistolarium) des Philosophen, die er noch
vor seinem Tode besorgt hatte, in der Literatur fast unbekannt Da ließ vor
einigen Jahren Graf Montoriola (im Verlag Junker, Berlin) eine deutsche
Übersetzung dieser Briefsammlung erscheinen. Auch sie zeigt ebenso wie
Ficinos Hauptwerk „theologia platonica de animarum immortalitate", wie sehr
den Philosophen der Renaissance das Fortleben nach dem leiblichen Tod zum
Problem geworden war. Ficino, der als begeisterter Anhänger eines Plato und
Plotin von der Unsterblichkeit der menschlichen Seele überzeugt war, erhielt
öfters Anfragen von Gelehrten, wie denn das Fortleben bewiesen werden könne,
und er antwortet ihnen, der Beweis könne geführt werden sowohl aus dem
Wesen der Seele an sich wie aus ihren übernormalen, okkulten Fähigkeiten.
„Daß meine Seele eine Substanz ist", schreibt er in einem Brief an den Gelohrton
Francesco Todaldi, „beweist sich mir schon daraus, daß ich überhaupt
den Substanzbegriff erfassen kann, daß ich Unkörperliches und Unsterbliches
begreifen kann ... niemand wird es wagen, die Seele, die den Körper
gebildet hat, als ein bloßes Accidens zu fassen. Wie oft widersteht ferner
die Seele den körperlichen Neigungen, findet im Körper keine Ruhe, erkennt
desto wirksamer je höher sie sich über den Körper erhebt, wobei sie sich dann
w^ohler und glücklicher fühlt. Also ist die Seele eine vernünftige unkörperliche
, unsterbliche Substanz, die zur Lenkung des Körpers geeignet ist/* Noch
deutlicher aber erhellt diese Unkörperlichkeit, Suhstanzialität und Unsterblichkeit
, so wird im Brief an den Philosophen Matteo Corsini ausgeführt, aus
ihrer Divin ationsgabe und hier verweist er auf Tatsachen in dier
eigenen Familie. „Meine Mutter Alessandra hatte zum Vater Giovanni und
. zur Muttei Angela. Alessandra befand sich in Figiine, Giovanni in Monte-
varchi, Angela aber in Florenz. Letztere schrieb an Mann und Tochter, sie befinde
sich wohl und werde am nächsten Tag heimkehren. Sie lasen die Briefe
und als sie nachts schliefen, sahen sie beide zur selben Stunde Angela.
Alessandra sah die Mutter auf sich zukommen und als sie selbe begrüßen
wollte, entzog sich die Mutter ihrer Umarmung mit den Worten: ,Lebe wohl
und sorge dafür, daß die Priester für mich zu Gott beten.' Zu Giovanni, ihrem
Gatten, aber sprach sie: ,0 wie leid tut mir dein Unglück, mein Giovanni;
lebe wohl und laß für mich zu Gott beten!' Beide fuhren plötzlich aus ihren
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