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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1932/0577
518 Zeitschrift für Parapsychologie. 11. Heft. (November 1932.)

Bis hierher ist an der ganzen Geschichte nichts Ungewöhnliches. Das Seltsame
daran folgte erst nach der Rückkehr des jungen Mannes von der Beerdigung des
Vaters. Er erzählte meiner Tochter von dem Vater und zeigte ihr dabei eine
Photographie des Verstorbenen. Meine Tochter erschrak förmlich beim Anblick
des Bildes. Der Verstorbene war nämlich derselbe Herr, der ihr vor einigen,
Tagen im Traum den Trauerbrief gebracht hatte!

Sollte das am Ende ein seltsames Doppelphänomen sein: Telepathie im
Traum verbunden mit Todesmeldung im Traum? Ich wiederhole, daß meine
Tochter den Verstorbenen nie im Leben gesehen hatte, auch seine Photographie
nicht. — So viel von den Träumen, die fraglos ins Gebiet des Übersinnlicherii
gehören.

Nicht leicht wird dem Skeptiker folgendes nächtliche übersinnliche Erlebnis
meiner Frau eingehen, während der Eingeweihte ohne Staunen davon Kenntnis
nehmen wird. Es liegt ein paar Jahre zurück und wurde von meiner Frau gleich
am Morgen darauf schriftlich festgelegt. Es heißt in dieser ihrer Niederschrift:
„Meine Tochter sah ich einmal, als sie in einer andern Stadt wohnte, auf folgende1
Weise: ich wachte auf, drehe den Kopf nach der andern Seite und sehe mir schräg
gegenüber — anscheinend in der Luft unbeweglich schwebend - umhüllt von
dichtem, weißem Schleiergewebe, das aber das Gesicht freiließ, nieine Tochter.
Der Gesichtsausdruck war sehr ernst, der Blick ruhig, innig, die Hautfarbe ziemlich
bleich. Verwunderlicherweise erschrak ich gar nicht, war aber febhaft interessiert
(ich und meine Frau hatten uns zu jener Zeit näher mit dem Okkultismus!
bekanntzumachen begonnen. Der Verf.), richtete mich auf, schaute genau hin und
sagte mir, daß ich wirklich wach und nicht ein bißchen schlafbenommen sei. Ich
dachte: wenn ich nicht ganz wach bin, werde ich nun aber auf mein Erwachen
aufpassen und es bemerken. Ich war aber wach und blieb es. Das Gebilde ließ
sich mehrere Sekunden lang von mir anschauen; dann verblaßte es, löste sich auf.
Auf späteres Befragen gab meine Tochter an, in der Zeit nichts Auffallendes
oder Abweichendes an sich bemerkt zu haben." — Wir befürchteten anfangs, esl
könnte sich hier am Ende um eine telepathische Todesmeldung gehandelt haben,
oder daß mit unsrer Tochter irgend etwas Schlimmes passiert sei. Dies traf nun»
aber einmal glücklicherweise nicht zu.

Einen offenbaren Spukfall erlebte meine andre Tochter, ebenfalls vor einigen
Jahren. Sie befand sich damals mit einer Familie, in deren Hause sie als Erzieherin
tätig war, in einem altbekannten Bade an der Ostsee. Ihr Erlebnis hat sie uns in
einem ihrer Briefe mitgeteilt. Sie schrieb darüber folgendes: „...Nun kamen
Tage angenehmsten Erlebens. Erfrischender Seewind umkostc uns und wohligschmeichelnde
Wellen spülten nicht nur allen Großstadtstaub, sondern auch alle
Alltagssorgen von uns ab. Die Stunden, die Tage flogen nur so hin. Nur noch
fünf Tage — dann, ja dann würde man von dieser köstlichen Zeit nur noch
träumen. — Da hatte ich ein ganz absonderliches Erlebnis. In dem großen
Fischerbett hatte ich mich zur Ruhe ausgestreckt; wie immer fühlte ich mich darin
sok wohlgeboi gen. Ich drehte mich zur Wand und muß bald darauf eingeschlafen
selb. Plötzlich werde ich wach. Wo bin ich? Es ist helle Sommernacht. Meine
Augen sehen und erkennen jetzt die bunten, ineinandergreifenden Kringel auf
der wohlbekannten Zimmertapete. „Nur noch fünf Tage!" denke ich mit einem
leisen Wehmutgefühl. Da, plötzlich, geht mir ein kalter Schauer über den Leib.
Schon beim Erwachen hatte ich ein etwas eigenes Gefühl gehabt, es aber weiter
nicht beachtet. Jetzt aber wird es mir auf einmal fast zur Gewißheit: Herrgott
es ist jemand Fremdes bei mir im Zimmer! Ich muß sagen, daß ich immer eine
gewisse Diebesangst habe. Aber an der Ostsee ist man ja nicht in Berlin und darf
also die Fenster die Nacht über so ziemlich unbesorgt offenstehen lassen; auch
wenn man zu ebener Erde wohnt. Aber trotz allem — was kann man wissen!
Das Herz beginnt mir bis zum Hals herauf zu klopfen. Endlich aber wage ich einen
ängstlichen Blick hinter mich zu werfen. Meine Schulter macht nur eine kurze
Drehung und fliegt erbebend wieder zur Wand zurück. Vor meinem Bett steht
nämlich eine hohe weißliche Gestalt! Einen Augenblick bin ich einer Ohnmacht
nahe. Doch ich nehme mir Mut und wende mich langsam wieder von der Wand
weg. Die weiße Gestalt steht immer noch regungslos, gleich einer unbestimmten,
stummen Drohung, vor meinem Bett! Mit aller Willensenergie zwinge ich mich
zur Kaltblütigkeit und sehe scharf nach der unheimlichen Erscheinung hin. Sie
weicht und wankt nicht. Nun aber bleibt mir nichts anderes übrig, als allen Mut


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