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Walther: Neuere Forschungen auf dem Gebiet der Telepathie
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Eingreifen veranlaßte. Es ergab sich dabei ein hoch interessanter Beitrag zu
der von mir in diesem selben Aufsatz behandelten Betrugshypolhese und der
Psychologie des medialen Unterbewußten. Ich kann hier leider nicht darauf eingehen
. Mittlerweile ist, durch Familienverhältnisse des Mediums veranlaßt, in
der Beihe der Sitzungen eine kleine Unterbrechung eingetreten, was hoffentlich
günstig auf die mediale Psyche einwirken und ein angenehmeres Tempo der
Phänomene hervorrufen wird.
Soeben erhalte ich das neue Buch von Driesch, „Parapsychologie". Er
sagt im Vorwort mit herzerquickender Unzweideutigkeit der offiziellen Wissenschaft
die Wahrheil und weist auf die Hemmungen hin, die si© diesem ganz
ausnehmend wichtigen Forschungszweige bereitet. In den Sicherungen geht der
Verfasser jedoch meiner Erfahrung nach, besonders sofern es sich auf die
Apporte bezieht, entschieden zu weit. Die Sicherungen müssen in erster Linie
der medialen Psyche angepaßt werden, sollen sie nicht hemmend wirken. Ich
vermute, daß die Experimentierpraxis viel einfachere Wege finden wird, worauf
gerade meine hier wiedergegebenen „Apportstudien" hinzudeuten scheinen.
Außerordentlich wichtig ist die von so autoritativer Seite vorgenommene Behandlung
der Frage nach der Kategorie der okkulten Phänomene (ob Urphäno-
mene), die ja auch bei mir hineinspielt.
Neuere Forschungen auf dem Gebiete der Telepathie.
Von Dr. Gerda Walther.
(Schluß.)
IL Innerseelische Begebenheit der Telepathie.
Wie auch sonst in der Psychologie hat man sich bei der Erforschung der
Telepathie bisher vorwiegend auf ?ine äußere Beobachtung des telepathischen
Vorganges, einen Vergleich des übermittelten mit dem aufgenommenen Bewußtseinsinhalt
, eine Untersuchung über die Dauer der Übertragung, ihre
Intensität usw. beschränkt. Hierbei wurden diese Untersuchungen meistens von
äußeren Beobachtern angestellt, welche die telepathischen „Empfänger" und
„Sender" lediglich als Objekt betrachteten. Eine Untersuchung der Telepathie
auf Grund der inneren Wahrnehmung, der Selbstbeobachtung der Versuchspersonen
, der die Telepathie an sich selbst erlebenden Personen wurde dagegen,
kaum in Angriff genommen. Ein Fehler, der allerdings auch sonst in der
psychologischen Forschung bis vor kurzem allgemein verbreitet war. Auch hier
•ging man vorwiegend von äußeren Beobachtungen aus und erst im Anschluß
an die phänomenologische Forschung schenkte man auch in der Psychologie
(und Psychiatrie) „deskriptiven Analysen" des inneren Verlaufs seelischer Vorgänge
auf Grund der Selbstbeobachtung größere Beachtung.
Unter diesen Umständen ist es ein weiterer Vorzug des Sinclairschen
Buches, daß sich Mrs. Sinclair darin bemüht zu schildern, welcher Einstellung
es bedarf, um gute telepathische (und hellseherische) Experimente zustande
zu bringen, welche innere Haltung sie dabei einnimmt und wie die telepathisch
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