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Zeitschrift für Parapsvchologie. 12. Heft (Dezember 1032.)
Mrs. Sinclair nicht aus dem „gewöhnlichen Unterbewußtsein", da^ nach ihr nur
eine Art \ orralskammer von ungeord iclen Erinncrungsspuren ist. Sie stammen
vielmehr aus einer dritten Schicht, dem „Tielcnbewußlsein", wie *>ie es nennt
vielleicht kohnstamms l) ,üefstem l nlerbew ußlsein", .Jungs .JvolleUivunbe-
wüßtem'4 \erwandl?), aus dem sie Tasl mit Inspiralionseuarakler henorgehen
und aus dem auch jener innere Ruck** entstammt, der das Richtige kennzeichnet
. ~)
Urb. Sinclair i«t der Ansicht, daß die richtige» Vorstellung des Inhaltes der
„Sendung4 nicht direkt \on <ler Zeichnung (oder dem Sender \\ .) in das
Unterbewußtsein gelangt, sondern von einer anderen Bewußtseinsschicht, welche
irgendwie die Möglichkeit hat, es zu wissen und \ermiltels des Unterbewußtseins
dem Bewußtsein zugehen zu lassen." (Mental Radio, S. t83.
,,.. . hU besteht ein Unterschied in der Art des Auftauchens von richtigen und
.falschen \orslelhmgen. Wenn die richtigen Vorstellungen kamen, waren sie
gewöhnlich mit einem ,etwas* verbunden, das ich einen ,lluck" i^enne. In meinem
Bewußtsein lag natürlich immer die Frage: Ist dies das Richtige, oder
nicht? Wenn die richtige Vorstellung kam. schien diese l rage eine Antwort
zu erhalten, ,ja' - als hatte irgendeine Intelligenz es mir direkt mitgeteilt/'
Manchmal freilich kommt keine derartige Antwort, oder es ko nmt eine aus
dem Unterbewußtsein, das sehr zum Lügen neigt, doch ist diese Art des Antwortens
unruhig und hastig, während die dts Tiefenlx wußtseins wie eine Inspiration
über einen kommt, verbunden mit einer großen inneren Freude und
t^ber/eugungskra ft.
Soweit Mrs. Sinclaii. Ihrer Vnregung, daß ähnlich veranlagte Persönlichkeiten
ihre Fähigkeiten entwickeln und zu weiteren Versuchen dieser Art \er-
wenden sollten, um weiteres Material für die Forschung beizubringen, wird
hoffentlich bald Folge geleistet werden.
#-
Unabhängig \on dem Buch Upton Sinclairs habe ich auf Orund zahlreicher
Filebniss( von Spontaimdepathie, die mir seit Jahren zuströmten, \ersucht,
einiges in der inneiseelischen Gegebenheit^eise der Telepathie aufzuhellen.
% 1 Vgl. O. Kohnstamm: „Erscheinungsformen der Seele", herau^geg. v. Dr.
O. R. Heyer, Reinhardt Verlag, München 1927. Wenn hier Kohnstamm in einem
Fall schildert, wie er dieses tiefste Unterbewußtsein einer Patientin in der Fhp-
nose fragte, ob es Telepathie gäbe, und dabei fest überzeugt war, daß es Telepathie
nicht geben könne, obwohl er es der Patientin nicht sagte, so liegt der Verdacht
nahe, daß die Antwort des tiefsten Ubw., daß es dergleichen nicht gäbe, so
paradox es klingen mag: auf Telepathie beruhte. Kohnstamm war sehr erfreut
über diese negathe Antwort und sieht in ihr eine Art Beweis. Aber gerade
seine Überzeugung \on der Nichtexistenz der Telepathie wurde bei der Ftaoe
wahrscheinlich auf die \on ihm hypnotisierte Patientin übertragen und löste so
die entsprechende Antwort aus. Beweiset* läßt sich dies allerlings nieht. Man
könnte auch annehmen, daß der Patientin und ihrem Ubw. eben noch kein Fall
von Telepathie begegnet war, dann hatte die Antwort allerdings das Vorhandensein
von Telepathie nur für sie selbst, nicht allgemein verneinen dürfen.
2 ) Vielleicht hat das, was Sokrates als sein „Daimonion" bezeichnete, hiermit
eine gewisse Verwandtschaft. Vgl. auch ein ähnliches Phänomen auf ethischem
Gebiet, das ich in meiner „Phänomenologie der Mystik", S. 1 IQ geschildert
habe.
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