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Zeitschrift für Parapsychologie. 12. Heft. (Dezember 1932.)

denen Einstellungen gleichzeitig zu hören. „Bob" ist zwar sehr musikalisch,
hatte aber wenig Gelegenheit, gute Musik zu hören, er hat eine Vorliebe für
Mililärmärschc und Operettenmusik, mit klassischen Opern kann er recht wenig
anfangen. Als ich einige Tage später nach München zurückkehrte und „Bob"
bei gemeinsamen Bekannten traf, kamen wir zufällig auf Musik zu sprechen
und ich zog ihn damit auf, daß er so wenig für klassische» Musik übrig hätte.
Er protestierte: er hätte sogar neulich die Festspielübertragung der „Meistersänger
* ' bei eben diesen Bekannten mit angehört. Da fiel mir mein telepathisches
Erlebnis wieder ein, das ich inzwischen ganz vergessen hatte. „So, so",
sagte ich: „und wo hatten Sie denn Ihre Gedanken bei dem langen Monolog in
der Übertragung?" „Bob" errötete und wurde sehr verlegen: „Es ist unheimlich
mit Ihnen", antwortete er, „man traut sich schon gar nichts mehr zu denken
!" Hier hatte ich also ein eindeutig als solches charakterisiertes telepathisches
Erlebnis, dessen Objekt (die Festspielübertragung) bei mir und dem Sender
„Bob" zwar das gleiche war, bei dem sich aber doch meine Erlebnisweise
durchaus von der gleichzeitigen des Senders stark unterschied.

Ein weiteres Kennzeichen der telepathisch übermittelten Regungen, Bewußtseinsinhalte
usw. scheint mir darin zu liegen, daß diese Regungen Bewußtseinsinhalte
usw. stets dem Standpunkt des Senders entsprechen müssen,
nicht demjenigen des Empfängers oder eines äußeren Beobachteis. Dies gilt vor
allem auch füi telepathisch übertragene, visuelle Vorstellungen. (Es sei denn,
daß der Sender in diesem Augenblick eine Vorstellung von sich selbst hat, wie
er von außen gesehen aussehen würde. Das dürfte aber nur selten vorkommen.)
Wo diese Vorstellungen nicht dem Bewußtseinsinhalt des Senders entsprechen,
wo also z. B. dieser (wie in vielen Fällen von Todes>ankündigung) so vom Empfänger
gesehen wird, wie ein äußerer Beobachter ihn sehen würde, nicht wie er
selbst sich sieht, liegt m. E. nicht reine Telepathie vor, sondern sie ist mit
Psyehometrie oder Hellsehen verknüpft. Viele Parapsychotogen unterscheiden
bekanntlich nicht zwischen Telepathie und Hellsehen, sie meinen, beides laufe
auf dasselbe hinaus. Ich kann mich dieser Ansicht nicht anschließen. Zweifellos
mögen die dem Hellsehen und der Telepathie zugrundeliegenden Fähigkeiten
sehr nahe verwandt, vielleicht sogar gleichartig sein. Trotzdem aber scheint
mit der innere, phänomenale Gehalt eines telepathischen Erlebnisses sich von
demjenigen eines hellseherischen Erlebnisses zu unterscheiden. Ich kann hier
allerdings nur soweit es sich um telepathische Erlebnisse handelt von meiner
eigenen Erfahrung ausgehen, beim Hellsehen bin ich auf die Berichte anderer
angewiesen, da ich meines Wissens selbst noch kein hellseberisches Erlebnis
hatte. Ich hoffe, daß Hellseher, durch diese Zeilen angeregt, vielleicht einmal
etwas über die innere Gegebenheitsweise ihrer Hellseherlebnisse veröffentlichen
werden.

Bei der Telepathie ist, wie schon gesagt, die Sendung in die seelische Ausstrahlung
des Senders eingebettet. (Wenn diese auch bei rein intellektuellen
Sendungen, wie sie in der experimentellen Telepathie bevorzugt werden, auf
ein schwer erkennbares Minimum reduziert sein mag.) Ich möchte nun sehr
stark bezweifeln, ob bei hellseherischen Erlebnissen irgendeine derartige Em-


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