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Walther: Neuere Forschungen auf dem Gebiete der Telepathie

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betlung in die seelische „Qualität" eines anderen vorliegt, ich vermute, daß sie
fehlen wird. Ferner scheint mir bei telepathischen Erlebnissen, bei denen ein
Teil der räumlichen Umgebung des Senders mitübertragen wird, immer seine
räumliche Orientierung beibehalten zu sein, während beim Hellsehen sehr oft
die räumliche Orientierung eines äußeren Beobachters eingenommen wird. So
,,sah" ich einmal bei einem telepathischen Erlebnis einen Teil des Zimmers und
der Gestalt des Senders mitgegeben, aber so, wie er auf der Chaiselongue liegend
sich selbst und einen Ausschnitt aus dem Zimmer von seinem Standpunkt aus
sehen mußte, nicht so, wie ich ihn gesehen hätte, wenn ich etwa vor ihm gestanden
wäre1). Bei hellseherischen Erlebnissen dagegen scheint gerade die
räumliche Orientierung des Empfängers derjenigen eines äußeren Beobachters
zu entsprechen. Dies ist z. B. bei den klassischen Fällen der Fall, die Sanitätsrat
Pagenstecher veröffentlicht hat. (Vgl. „Die Geheimnisse der Psychometrie",
Leipzig 1928.) Sein Medium, Frau Reyes de Z., sieht z. B. die Gestalt des Spaniers
, der die Flaschenpost von der Lusitania ins Meer warf, an der Schiffswand
lehnen, sie sieht die Narbe auf seiner Stirn usw. — also etwas, was er in
diesem Augenblick (da er nicht in einen Spiegel blickte) nicht selbst sehen
konnte. Ebenso verhält es sich in ihren anderen Visionen. Auch in anderen
Fällen, die ich als Hellsehen und nicht als Telepathie ansprechen möchte 2),
liegen die Dinge ähnlich. —

Das so deutlich spürbare Mitschwingen der fremden Ausstrahlung bei der
Spontantelepathie mag vielleicht zum Ted darauf zurückzuführen cein, daß bei
ihr fast immer ein gefühlsmäßiges Moment mitzusprechen scheint, durch das
sie wohl sehr oft erst ausgelöst wird, sei es nun Furcht, Todesangst, aber auch
Haß und Abneigung, Liebe und Zuneigung, oder Freude, bzw. Ärger. Sehr oft
scheint die Stärke soLher Gemütswallungen, die — vielleicht unbeabsichtigte —
telepathische Übertragung erst herbeizuführen und zu ermöglichen. Ich glaube>
daß die verhältnismäßig schlechten Resultate so vieler telepathischer Experimente
damit zusammenhängen, daß hier eben ein derartiges Gcfühlsmoment
als die Sendung verstärkender Faktor fehlt, wenn es nicht gerade durch Ehrgeiz
oder besonderes Interesse am Resultat (wie bei Mrs. Sinclair) ersetzt wird.
Ebenso habe ich den Eindruck, daß das Zustandekommen telepathischer Sendungen
bei dem Empfänger, vielleicht auch bei dem Sender eine gewisse Veranlagung
voraussetzt, und daß nicht jede telepathisch veranlagte Persönlichkeit
mit jec'em beliebigen Menschen und jederzeit in telepathischen Kontakt
gelangen kann. Ich habe selbst beobachtet, daß ich zeitweise mit gewissen Menschen
sehr leicht in telepathischen Kontakt komme, zu anderen Zeiten nur
sehr schwer oder auch gar nicht. Und zwar gibt es Zeiten, in denen ich überhaupt
sehr schwer in telepathischen Kontakt mit irgend jemand komme, in anderen
Fällen wieder erstreckt sich diese Schwierigkeit oder Unmöglichkeit nur auf
bestimmte Menschen, während der telepathische Kontakt mit anderen Menschen

1) Eine ausführliche Schilderung dieses aus dem Jahre 1919 stammenden
Erlebnisses, bei dem ich in München, der Sender in Freiburg i. Br. war, findet
sich in meiner „Phänomenologie der Mystik", S. 54 ff.

2) »Vgl. Z. f. P., Februarheft 1932, S. 57 ff.


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