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gleichzeitig unvermindert fortbesteht. Alle diese Unisländi müßten m. E. hei
telepathischen Experimenten genau beachtet werden, was vielfach durchaus
nicht zu geschehen scheint1).
Man findet manchmal die Ansicht, daß genaue Bekanntschaft eder sogar
Sympathie zwischen dem telepathischen Sender und Empfänger die Voraussetzung
des Gelingens telepathischer Sendungen sei. Dies stimmt nicht mit meinen
Erfahrungen üherein. Ich bin, wie schon erwähnt, bereits in starken telepathischen
Kontakt mit Menschen gekommen, die ich nur von Bildern oder
aus ihren gedruckten Veröffentlichungen kannte. Ebenso habe ich schon ab
und zu telepathische Sendungen von Persönlichkeiten empfangen - und zwar
ohne deren Wissen oder Wollen — die mir gleichgültig, wenn nicht gar unsympathisch
waren. So spürte ich auf der Rückreise von mriiem oben erwähnten
Besuch in Nürnberg nachmittags in der Bahn plötzlich «ihr stark die
Ausstiuhhmg eines Bekannten, den ich A. nennen will. Er befand sich damals
<*twa i5o km (Luftlinie) von München entfernt in den Bergen und schien
sehr erzürnt über mich zu sein. In seinem Unmiil war der Name eines ge-
nuinsamen Bekannten \. mit enthalten, der mir gegenübe».* immer äußerst
('reuiidschalllich getan hatte. Immer wieder spürte ich die erzürnte Auszahlung
von \. und hineinverwoben den Namen. X. Ich konnte aber durchaus
nichts damit anfangen, da ich mir nicht bewußt war, irgend etwas unternommen
zu haben, was Herrn A. so erzürnen konnte und noch dazu in Zusammenhang
mit X. stand. Erst etwa ein halbes Jahr später fielen mir durch Zufall
einige Schriftstücke in die Hände, aus denen ich ersehen konnte, daß Um* X.,
der immer so freundlich tat, gerade in jener Zeit Herrn A. aufgesucht und
mich unter \orbringuug völlig erfundener Verdächtigungen bei ihm verleumdet
hatte. Hier geriet ich also plötzlich in telepathischen Kontakt mil V., obwohl
ich sonst in keiner Weise besonders eng mit ihm verbunden war.
Bei Herrn V. und anderen erlebte ich es auch, daß ich in .seiner Gegenwart
plötzlich das GetVh. hatte, als mißtraue er mir in ganz bestimmter Richtung
, obwohl er dies nicht aussprach, nachher ward»» es mir dann m.h gemeinsamen
Bekannten bestätigt. Ich habe hieraus und aus anderen Pällert den Eiu-
diu#k gewonnen, daß auch im täglichen "Neikehr die Telepathie eine ^roße Bolle
spielen kann und man über das hinausgehend, was man auf Grund der füuf
Sinne weiß, oft auf telepathischem Wege noch weitere, den anderen vielleicht
nicht bewußte, Einblick in ihr Seelenleben gewinnt. Diese Fälle hissen .sich
alleidings nicht *o leicht als- Telepathie ei weisen, wie diejenigen, die «ich bei
1) So veröffentlicht S. G. Soal im April 1932, in Band XI, Heft 123 der
„Proccedings" Brit. S. P. R., einen 197 Stiten umfassenden Bericht über telepathische
Massenexperimente, deren Resultate verglichen mit den auf Grund der
Wahrscheinlichkeitsrechnung möglichen Zufallstreffern völlig negativ waren. Die
Versuche wurden hauptsächlich durch den Rundfunk vermittelt, durch d.n geeignete
Personen aufgefordert wurden, sich an gewissen Tagen zu einer bestimmten
Zeit zu konzentrieren, um zu versuchen, die Seidung aufzunehmen. Dieses,,
im Jahr des 50jährigen Bestehens der einst so angesehenen Brit. S. P. R. veröffentlichte
, betrübliche Resultat wäre m. E. anders ausgefallen, nenn man obige
Gesichtspunkte berücksichtigt und die damit zusammenhängenden Fehlerquellen
vermieden hätte.
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