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auch bei den Pflan/en weiherbreiteten Cieselligkeitstriebes. Was nun die sogenannten
okkulten Phänomene anbelangt, so muß ich Ihnen leider sagen,
daß ich die Ansicht meines Freundes Lhk teile. Es ist votläufig völlig ausgeschlossen
, auf diesem Gebiete Täuschung, Suggestion und Wirklichkeit zu untei-
scheiden (sie! Bl.). Solange das nicht möglich ist, habe ich an diesen Dingen kein
Interesse. Wenn man die Oren/e der Wissenschaft bis zur Anerkennung im
übrigen \öllig rätselhafter, psychischer Kraftquellen vorschiebt, die in der Natur
wirksam sind, so ist das vorläufig erreicht, was der Wissenschaft möglich ist.
Eine absolute Erkenntnis der Wirklichkeit gibt es natürlich für den Menschen
niemals. Wir sehen alles durch unsere Brille. Mehr als wahrscheinlich kann
nichis gemacht werden. Es kann auch alles anders sein, als wir uns jetzt vorstellen
. Deshalb wünsche ich Ihnen, daß es Ihnen gelingen möge, die okku'ten
Phänomene auch den Ungläubigen (sie! Bl.) als Wirklichkeit oder Wahrscheinlichkeit
glaubhaft zu machen."
Ich reagierte mit einem Brief, in welchem ich ausführte, daß man nicht über
Dinge urteilen könne, an die man aus Mangel an Interesse nicht herantreten
wolle, und daß es unzulässig sei, trot/dem über eine Wissenschaft ein so vernichtendes
Urteil zu fallen. Ferner bemängelte ich das Hineinbringen von Glaubensfragen
in die Debatte, da es sich hier in erster Linie um wissenschaftliche
Erkenntnisse handele, die der Verfasser ja auch für sich beanspruche. Es komme
auf die affektfreie Erkenntnis an. Zum Schluß wies ich auf die Drie^chsche Auffassung
(besonders auf sein Werk „Metaphysik der Natur") hin, zumal Braun
selbst Driesch als Autorität angeführt hat und ersuchte ihn doch, sich mit der
ernsten wissenschaftlichen Seite der Parapsychologie näher zu befassen. Zugleich
teilte ich mit, daß ich mir vorbehalte, seinen Brief zu veröffentlichen, da wir
Parapsv chologen über die Stellung bedeutender Vertreter der Wissenschaft im
klaren sein müssen, um gegen Vorurteile besser kämpfen zu können. Eine Antwort
habe ich bis jetzt nicht erhalten.
Zum Schluß bemerke ich, daß ich, zum Teil als Folge des Besuches von
Dr. L i e lk, Danzig, in Estland, mit ihm eine interessante Korrespondenz über den
Okkultismus hatte. Wir konnten uns nicht einigen. Ich habe noch keine Berechtigung
, darüber zu schreiben.
Ich hoffe, daß auch obige Mitteilungen des weiteren diazu beitragen werden,
darüber nachzudenken, wie in misten wissenschaftlichen Kreisen gegen den ganz
unverständlichen Widerstand gegen die Parapsychologie angekämpft werden
könnte. C. Blacher.
Zwei Wahrträume.
Von Hedda Wagner, Linz.
1. Eine mir gut bekannte, wahrheitsliebende und gut beobachtende alte Frau
erzählte mir folgendes:
Es war im September 1929, da machten ihre beiden Töchter eine Urlaubsreise
in die Dolomiten. Sie wollten auf einer Wanderung zum Misurinasee gelangen,
abe# es trat, während sie in einer Hütte rasteten, heftiger Schneefall ein, und alsl
sie wieder aufbrachen, verfehlten sie den Weg, und zwar so, daß sie im Verlaufe
der nächsten Stunden zweimal um den See herumirrten, ohne es zu merken. Auf
diesem Gang sind sie, bis sie endlich den richtigen Steig fanden, tief im Schnee,
bis an die Brust, gewatet, oftmals eingebrochen und bis zwei Uhr früh in dieser
gefährlichen Lage gewesen. Sie wurden vollkommen bis auf die Haut durchnäßt.
In dieser selben Nacht träumte der Mutter folgendes: der Postbote bringt
ihr einen Rucksack, der ganz feucht ist, drinnen die nassen Kleitier ihrer Töchter,
alles verknittert und fleckig. Im Traum nahm die Frau an, daß die Töchter ihr
Gepäck vorausgeschickt hätten. Dieser Traum erweckte sie um drei Uhr früh und
machte sie sehr unruhig, so daß sie aufstand, sofort an ihre Töchter soll rieb und
sie bat, ihr ebenfalls bald Nachricht von sich zu geben, indem -rie ihnen den Traum
erzählte. Drei bis vier Tage späte1* kamen die Töchter heim und brachten den
Rucksack in genau eben jenem Zustand mit, wie ihn die Mutter im Traum gesehen
hatte. Während sie in jener gefahrvollen Lage waren, hatten sie lebhaft an die
Mutter gedacht.
Die Erzählerin fügte bei: „Wären die Mädchen verunglückt, so wäre eben der
Rucksack mit der Post an mich heimgesandt worden."
2. Am 8. Dezember 1893 brachte diese Frau, namens Marie B., ein Kind zur
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