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Kleine Mitteilungen.
Gedenkworte zum Abschluß des Goethe-Jahres.
Es ist das unvergängliche Verdienst Hofrat S e i 1 i n g s , als Erster in einer
ausführlichen Darstellung auf Goethe als einen Wahrheitszeugen des
Okkultismus hingewiesen zu haben und es ist ihm zugleich nachzurühmen,
daß er bis heute die meisten Zeugnisse für eine solche Kennzeichnung Goethes
beigesteuert hat.
Goethe hat sich mit aller nur wünschenswerten Deutlichkeit und Entschiedenheit
zum Glauben an die Tatsächlichkeit okkulter Erscheinungen bekannt, und zwar
sowohl in seiner Lebensschilderung, als auch in seinen Briefen und
Gesprächen.
Seine Werke aber sind eine wahre Fundgrube von Schilderungen okkulter
Begebenheiten und wer weiß, daß Goethe seine dichterischen Erzeugnisse als
Bruchstücke einer großen Lebensbeichte bezeichnet hat, wird nicht bestreiten
wollen, daß auch sie beweisführend mit herangezogen werden können.
Mehr als das! Wer sich Goethes oftmalige Visionen, sein traumwandlerischcs
dichterisches Schaffen und sonstigen okkulten Erlebnisse vor Augen hält, wird
nicht bezweifeln wollen, daß Goethe selbst medial veranlagt war.
Der Dichter des Faust hat ein eind ringendes Studium auf den Okkultismus
vergangener Zeiten und der eigenen Zeit verwendet und eine reiche Fülle
teilweise höchst umfangreicher okkultistischer Werke durchstöbert und durchforscht
Aus all diesen Gründen erscheint sein Lebenswerk, das Heilsdrama Faust,
geradezu als ein symbolhaftes Bekennerbuch.
Dabei fühlt sich Goethe frei von dumpfem Aberglauben und gestaltloser Phan-
tastik und weiß sehr wohl auch den bloß kulturhistorischen Zauberglauben von
wesenhaftem, Wirklichkeit wirkendem Okkultismus zu unterscheiden.
Goethes Okkultismus ist metaphysisch verankert. Sein magischer Idealismus
verbindet die beiden Reiche des Leibes und der Seele harmonisch zu
einer geeinten Zwienatur, der Gott-Natur, die mit magischen Schöpferkräften
ausgestattet ist und in ewigem Wandel zu steter Emporsteigerung führt.
Sein Okkultismus weist in die Zukunft, weist überdie Parapsycho-
1 o g i e unserer Tage hinaus in eine Forschung, die nicht nur verstandeskühl
, sondern zugleich herzwärmend ist, die Hirn - und Her/okkul-
t i s m u s miteinander versöhnt und ein einigendes Band um alle gläubigen
Idealisten schlingt. v Prof. Daniel Walter.
Nur ein Traum . . .
Es war zur Zeit, als tiefes Dunkel über unserm Vaterland laste+e. Da träumte
ich folgendes:
Es war in einer größeren, meinem Wohnorte benachbarten Stadt, wohin ich
gerufen worden war. Dort in einem Hotel traf ich einen vornehmen Herrn (Ausländer
), groß, stattlich, Edelmann, der mir geheimnisvoll einen kleinen Zettel in
die Hand drückte, heimlich, ohne Zeugen. Vergebens suchte ich den Inhalt zu
lesen. Er war verschwommen. Der Herr gab mir zu verstehen, daß es sich um
eine äußerst wichtige, für mein Leben bedeutungsvolle Angelegenheit handele. —
Soweit der Traum. Ich erwachte und hätte dieser scheinbar ganz unwichtigen
Sache keinen Wert beigelegt, wenn mir nicht fast wie mit leuchtenden Buchstaben
der Text jenes im Traume gesehenen Zettels vor Augen gestanden hätte. Ich bemerke
, daß es sich nur um wenige Worte handelte, jedoch in einer fremden
Sprache, von der ich kein Wort verstand. Ich wäre .nicht imstande gewesen, auch
nur ein Wort auszusprechen, doch konnte ich alle Wörter buchstabieren. Sogleich
ergriff ich den Notizblock und den Bleistift (beide liegen ständig auf meinem
Nachttisch) und schrieb — im Dunkeln, um meine Frau nicht zu stören - jen>e
geheimnisvollen fremden Worte auf.
Am nächsten Morgen fand ich den beschriebenen Zettel richtig dort liegen,
also ein Beweis, daß ich in der Nacht tatsächlich fremde Worte richtig niedergeschrieben
hatte. Jedoch (und das war eine Tragik in meinem Leben! Könnte ich's
weiter darum. Ich konnte ihn ja doch nicht verstehen. Einige Philologen, denen
ich ihn zeigte, wußten damit auch nichts anzufangen. Also — vergessen!
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