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lichkeit, zur Alleinwahrheit des Jenseitigen, auf inneren und äußeren übersinnlichen
Erlebnissen Grund fassend, erhebt. Uber Hügeln verwesender Leichen bricht
das Schreckgespenst des knöchernen Sensenmannes zusammen, die brechenden
Blicke weidwunder Krieger leuchten sehnsüchtig auf und blicken gebannt auf jenseitige
Ebenen, wo alles irdische Leid entschwindet, allen Leugnern und Dummköpfen
zu Spott und Hohn.

Die Schauer der Unsterblichkeit.

Seite 210 lesen wir: „Eine seltsam weiche Stimmung senkte sich über mich,
und Bilder durchkosteten Todesahnens schoben sich vor den suchenden Blick der
Erinnerung. Am Toten Mann, bei Fleury und Transloy - und da vorne bei La
Ville aux Bois. Das war immer dieses ungewisse Tasten über eine1 dunkle Schwelle
in ein fremdes, fast lockendes Dasein, Seligkeit mit unsäglichem Grauen gemischt.
Da verlor der Krieg sein Bild von Dreck und Feuer, Blut und Verwesungsgestank.
Ein noch nie gekannter Sinn und die Ahnung, daß mit dem Tode nicht das
Ende gekommen ist1), versucht deutliche Gestalt /u werden -
Schau, diese Gewißheit, daß es irgendwie weiter geht - das
Leben — ja, daß es schöner ist als das bisherige, das macht
mich so gefaßt und ruhig, wenn ich hinein muß in die Gefahr.'*

Seite 268 69: „Heute waren wir mit unseren 22 Jahren 3chon ernste Manner
mit einer weitgereiften Erfahi ung, sogar über Dinge, die / w i s c h e n H i m -
m e 1 u n d Erde standen, und die \\ ohl nie in unserer Seele sich spiegeln könnten
, wenn nicht der Krieg den Staub der modernen Bildung von ihrer klaren
Silberflache geblasen hätte. — - — Da hat uns der Krieg hineingestoßen
in Orte des Schaudets und de^; Todes, daß wir uns strauben wollten, mit «dem
Schrei des Entsetzens, und hat uns dort hinüberblicken lassen jenseits der
G r e n / e n unseres Daseins, daß man still ist, wenn man daran denken
muß, und es schon fast selbst nicht glauben möchte in Stunden irdischer (Sicherheit
, was man dort sah: Schrecken und unsägliche Schönheit - ein schmerzloses
Vergessen und Versinken in Nichts — oder in Licht.*'

Uber windung des Irdischen im Erleben G o 11 e s.

Seite 577: „Das bleibt uns wohl ein ewiges Ratsei mit diesen sonderbaren Zufällen
der Lebensgefahr, diesen Wundern des Lebenbleibens in tausend todbringenden
Bahnen zackigen Eisens und Vischenden Bleies. Irgendeine höhere
Macht spielt da mit und b e d i e n t s i c h der gewöhnlichsten Ereignisse
zur Schaffung unfaßbarer Wund e r. I )as weiß ich so
sicher, wie man im Traum sicher lebt — und es doch wieder nicht üdisch gieif-
bar, beweisbar festhalten kann. Es muß die Ebene eines anderen Daseins sein, in
der wir zeitweise so selbstverständlich leben und dort so ungläubig über die gewesene
irdische Schwere und Plumpheit staunen, wie hier über die geistige 1 eich-
tigkeit dort drüben. — - Und seit diesen Tagen weiß ich auch, daß

diese Erkenntnis überlegen und unüberwindlich macht. — Wer sie kennt,

dem wird die Erde zu Füßen gelegt werden, denn er braucht sie nicht mein"

Gewißheit des Wiedersehens im Jenseits.

Girgl, der treueste Kamerad und Freund des Verfassers, wurde schwer verwundet
und lag sterbend in einem Feldlazarett, als Z. ihn aufsuchte, um ihn noch
einmal im Leben zu sehen. Selten dürften an einem Sterbelager Worte von erhabenerer
Schlichtheit und Größe gesprochen worden «ein.

Seite 718 19 lesen wir: „Wie ruhig du bist — so möchte ich auch sein können
. Erlose uns von dem Übel, von diesem Leben, das ist wahr, wahr. Jetzt
wirst du bald die anderen Kameraden treffen von einst alle
die \on der Zehnten — die meisten sind ja schon drüben. Wir werden
auch noch kommen, sind =;o nur mehr ein paar. — - Ich muß
jetzt fort zur Kompanie. Du brauchst mich ja nicht, du wirst allein fertig. Girgl
— behüf dich der Herrgott in deiner letzten Stunde. Und grüß mir die

') Diese und die übrigen Stellen wurden von mir gesperrt gedruckt. J. K.

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