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Buchbesprechungen.
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Buchbespr echungen.
„Die Woche". Heft 48 vom 26. November 1932, erschien abermals als Sonderheft*
„Neuer Wunderglaube," Es ist wohl als Aufräumen des für die erste Herausgabe
reichlich eingelaufenen Materials gedacht. Wir finden wieder schöne Bilder
aus dem nur im Verborgenen blühenden „Institut für metapsych. Forschung". Der
K. Schuppe, ferner weitere Photos von Medien (auch aus unserer Zeitschrift) sowie
aus den Sitzungen des verdienstvollen und bekannten Berliner Experimentators
„Volksaberglaube" wird durch treffende Illustrationen erläutert. Einen Aufsatz
über „Das zweite Gesicht" schreibt Max Dessoir, über „Neue Wege der Seelenforschung
" Prof. Driesch. Hier ist nur der kürzere zweite Teil von Interesse,
nach der schon gewohnten Verbeugung vor der englischen S. P. R. heißt es immerhin
am Schluß: „Keine Wissenschaft wird einst in solchem Maße zur Umgestaltung
dessen beitragen, was wir unsere Weltanschauung nennen, wie die Parapsycho-
logie." Dr. v. Roques gibt einen „Wegweiser durch die Handlinien", mit zahlr.
Abbildungen, ein mit Absicht ungenannt bleibender Verf. verspottet mit Schärfe
das „Kartenlegen", und Raphael Schermann macht unter „Hellsehen" an einem
gerade absolut unbeweisenden Fall die nötige Reklame für sich selbst! Alles
in allem: Das zweite Sonderheft steht inhaltlich von unserem Standpunkt aus
betrachtet keineswegs auf der Höhe des ersten! Sünner.
G. R. Heyer; „Der Organismus der Seele. Eine Einführung
in analytische S e e 1 e n h e i 1 k u n d e." 151 S. mit 37 Bildern aus dem
unbewußten Seelenleben. J. F. Lehmanns Verlag, München 1932. Preis geh.
RM. 4.80, geb. RM. 6.40.
Dieses Buch kann und will zwar nur Andeutungen und Hinweise geben, aber
auch diese übermitteln eine Fülle von interessanten Einblicken und Anregungen,
die auch dem Parapsychologen, der es ja in so großem Maße, wenn auch nicht
nur mit den unterbewußten Mächten zu tun hat, viel Wissenswertes bringen,
obwohl das Buch sich nicht direkt mit parapsychologischen Phänomenen befaßt
(wohl aber mit dem Grenzgebiet der Parapsychologie und Psychotherapie). Interessant
ist Heyers Aufstellung von vier Lebenskreisen im Menschen: dem vegetativen
Lebenskreis (zu ihm gehöit vor allem die Aufnahme der körperlichen
Nahrung und die Ausscheidung des Unbrauchbaren); dem animalen Lebenskreis
des „Blut"lebens (zu dem ein großer Teil der Triebe und Dränge, der Gefühle
all dessen was das „Herz" bewegt, gehört); dem pneumatischen Lebenskreis (/u
dem körperlich die Atmung, seelisch das Ichhafte, der Wille, Intellekt, Spannung
und Entspannung gehören); schließlich als viertem und letztem dem geistigen
Lebenskreis, wobei Geist im Gegensatz zu verbreiteten Unklarheiten richtig vom
Intellekt und Willen geschieden, als „Geist" im höheren, metaphysisch-religiösen
Sinn verstanden wird. In diesen Lebenskreisen, vor allem den unteren, besteht
ein inniges Sich-Durchdringen vom Seelischen und Leiblichen, eine Leib-Seele-
Einheit, die bei allen Erkrankungen immer wieder berücksichtigt werden müssen.
Sowohl die Unterdrückung als auch das allzu starke Wuchern eines dieser Kreise
gegenüber den anderen führt zu leiblich-seelischen Störungen, die in einer Fülle
von interessanten Beispielen für jedes Gebiet veranschaulicht werden. Diese Störungen
werden sowohl in Organerkrankungen, als auch in Träumen und anderen
Äußerungen des Unterbewußtseins, wie z. B. Visionen und Zeichnungen mehr oder
weniger symbolisch ausgedrückt, die schönen Zeichnungen, die dem Buche beigefügt
sind, liefern für letzteres interessante Beispiele. Dieser Teil des Buches
hat besonderes Interesse für den Parapsychologen, weil hier wichtige Fingerzeige
für die Erklärung vieler, wenn auch nicht aller automatischen Schriften,
Trancereden, medialen Zeichnungen usw. zu finden sind. Wenn allerdings Hey er
in diesem Zusammenhang dem „Heer der Okkultisten" den Vorwurf macht, daß
sie solche Äußerungen ohne weiteres als Schilderungen realer, womöglich physisch
realer Welten hinnehmen, so ist das ungerechtfertigt und man sollte von einem
Autor wie gerade Heyer auch annehmen, daß er dies wissen müßte. Für die
Animisten unter den Parapsychologen trifft dieser Vorwurf überhaupt nicht zu
und abgesehen von gewissen Offenbarungsspiritisten wird auch in anderen okkul-
gewiesen, daß es sich hier nicht um physisch-reale Welten handle, sondern um
„Gedankenformen", Traumwelten, „astrale" und „mentale" Sphären usw. — In
ein paar kurzen, aber prägnanten Schlaglichtern werden die analytischen Systeme
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