http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1933/0162
138
die Parapsychologie auf dem Umweg über den Reichstag zu erwecken. Zu diesem
Zweck nahmen sie einen energischen Kampf gegen den Oaukeleiparagraph'en
des schwedischen Straf rechtes (22. Kapitel, § 15} auf. (Ein ähnlicher Paragraph
besteht bekanntlich auch in Bayern.) In der Sitzung der ersten schwedischen
Kammer vom 14. März 1931 beantragte der Abgeordnete Hellberg die Aufhebung
dieses Paragraphen in einer längeren Rede und unter Einreichung eines
schriftlichen Antrages, in dem die Entwicklung dieses aus dem Jahr 1734 stammenden
, seitdem mehrmals veränderten Paragraphen geschildert und gezeigt
wird, daß er den Resultaten der modernen parapsychologischen Forschung
widerspricht. (Der Paragraph bestimmt, daß: „wer durch Wahrsagerrei, Zauberei
oder anderem Aberglauben Betrug ausübt oder sich Gewinn verschafft mit einer
Geldbuße oder Gefängnis bis zu einem Jahr bestraft wird" — in der ersten Fassung
1734 war noch die Todesstrafe durch Rädern, den Scheiterhaufen oder Enthaupten
vorgesehen!). Es entspann sich eine längere Debatte über den Antrag, bei der
daran sich anschließenden Abstimmung wurde ihm prinzipiell zugestimmt, die
sofortige Abschaffung des Paragraphen jedoch abgelehnt, weil das schwedische
Strafrecht ohnedies in der nächsten Zeit von Grund auf erneuert werden soll,
der Antrag wurde der damit sich befassenden Kommission überwiesen. Was beim
Durchlesen der Debatte vor allem auffällt, wenn man dabei etwa an die Verhältnisse
in Deutschland denkt, ist die äußerst unvoreingenommene Haltung der
meisten Vertreter der Linksparteien (Sozialdemokraten und Liberale), wie ja
auch Herr Hellberg in Schweden bekannt ist als ein Vorkämpfer des Radikalismus
der 80 er Jahre — die Wirklichkeit der Phänomene wurde von ihnen (mit
Ausnahme des Sozialdemokraten Abg. Pauli) nicht angezweifelt, sondern nur
allenfalls der Mißbrauch der Gutgläubigkeit des Publikums durch Betrüger beanstandet
, die eben den Besitz solcher hellseherischer usw. Fähigkeiten nur vortäuschen
. Der sozialdemokratische Kriegsminister Vennerström schloß sich sogar
durchaus anerkennend den Ausführungen des Abg. Hellberg an — die Haltung
der Vertreter der Rechten (Höger) war demgegenüber viel ablehnender.
Seit dem Herbst 1932 ist es „Svenska Centralen för Psykisk Forskning"
endlich möglich geworden, eine parapsychologische Zeitschrift unter der Redaktion
von Frau Eira Hellberg unter dem Titel „Ur det okändas
värld" (Aus der Welt des Unbekannten) herauszugeben, die in zehn Heften
jährlich erscheint. Sie wird in Zukunft hier regelmäßig referiert werden.
Ein in Leipzig lebender ungarischer Charakterologe Kele.
Wenn in der Z. f. P. f. P. wiederholt von L. Aub und A. Schaller-Sek die
Rede war, die mir selbst eine hervorragende Probe ihres Könnens gegeben hat,
so muß auch der gegenwärtig in Leipzig lebende Ungar Joh. Kele gewürdigt
werden, dessen intuitives Charakterisierungs- und Einfühlungsvermögen ohne
Zweifel dem von L. Aub zur Seite gestellt werden kann. Näheres können Interessenten
aus der Studie von Günther: „Kele. Ich sehe Dein Schicksal'' ersehen,
die <*uch in der Z. f. P. gewürdigt worden ist. Mir selbst hat Kele ehqnfalls,
ohne mich zu kennen, eine ausgezeichnete Probe seiner intuitiven Fähigkeiten
abgelegt. Nach kurzem Zusammensein gab er mir nicht nur die wesentlichen
Grundzüge meines Wesens, sondern auch in ime Neigungen an. auch wurden
wesentliche Daten aus meinem Leben angegeben, die mit der Grundlage zusammenhängen
. Durchaus richtig erfaßte er auch das Wesen meiner beiden Kinder,
legte deren Interessen usw. dar, so daß an seiner Verwendungsmöglichkeit für
die Erziehungswissenschaft (vgl. meinen Artikel in der Zeitschrift: Die höhere
Schule im Freistaat Sachsen, 10. Jhrg., 6. H.) kein Zweifel besteht. Da er das
Aussehen des einen Kindes zutreffend angab, muß angenommen werden, daß
dabei Hellsehen oder Gedankenübertragung im Spiele gewesen ist. Gerade bei
seelisch Gefährdeten und in kritischen Zeiten des Lebens kann eine derartige
Charakteranalyse und Berufsberatung von größtem Werte sein. Interessant ist,
daß Kele auch der Astrologie im Sinne der Typenlehre durchaus bejahend gegenübersteht
. Seine Begabung hat auch in Leipziger pädagogischen Kreisen Aufsehen
erregt; leider ist ein hervorragender Pädagoge, der K. zu Vorträgen über
seine Typenlehre herangezogen hatte, Oberstudienrat B., vor einiger Zeit gestorben
, so daß es einstweilen bei dem Hinweis in dem oben erwähnten Artikel
bleiben muß.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1933/0162