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Buchbesprechungen
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Anforderungen nicht nur der Skeptiker, sondern der Neingläubigen erfüllt werden
konnten". Wir haben den Eindruck, daß der ausgezeichnete Gelehrte leider hierin
geirrt hat: die Neingläubigen sind nicht auszurotten, trotz aller Fortschritte d^r
Wissenschaft! Dr. S ü n n e r.
„De Strijd om de Parapsychologie" (Der Streit um die Parapsychologie) von
Dr. P. A. Dietz, N. V. Servire, Den Haag 1932. Antrittsvorlesung anläßlich
der Habilitation des Verfassers als Privatdozent für Parapsychologie, gehalten
am 20. Oktober 1932 an der Universität Leiden. 31 Seiten.
Nach einem kurzen Überblick über die Entwicklung der Beschäftigung mit
den okkulten Phänomen, die schließlich zur Gründung der Brit. S. P. R. und ähnlicher
Gesellschaften und damit zur wissenschaftlichen Parapsychologie führte, befaßt
sich der Verfasser mit den Widerständen, Gegenströmungen und Anfeindungen
der verschiedensten Art, mit denen diese neue Wissenschaft zu kämpfen hat
und hatte. Erst begegnete man ihr mit Spott und Verachtung, dann mit Achselzucken
, dann mit herabsetzenden „Untersuchungen" über die Psychologie der
Okkultisten (Moll), dann begann ein erbitterter Kampf um die Anerkennung der
Tatsächlichkeit einzelner Phänomene, der wenigstens das Gute hatte, daß die
Methoden der parapsychologischen Forschung immer besser und zuverlässiger
wurden. Schritt für Schritt mußten die Gegner einzelne Phänomene und ganze
Phänomengruppen anerkennen, so A. Lehmann die Telepathie, Heuze einen großen
Teil der psychischen Phänomene und auch die physiologischen und physikalischen
Phänomene werden mehr und mehr anerkannt. Es zeigt sich, daß in der Parapsychologie
ebenso wie in anderen Wissenschaften (wenn auch nicht mehr als dort,
wie man oft unbilligerweise verlangt) eine „an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit
" oder „moral certainity" für die Wirklichkeit der Phänomene vorliegt
, daß die Häufung von bestimmten Spontanphänomenen diese Sicherheit ebenso
wie anderswo (Medizin usw.) verstärkt. Eine andere Ait von Gegnern, die vor
allem in Zukunft eine Rolle spielen dürfte, besteht aus jenen Philosophen, die
ein festgefügtes System aufgestellt haben, in dem die Parapsychologie keinen
Platz findet. Wenn sie die Tatsächlichkeit der Phänomene auch nicht mehr leugnen
können, so werden sie doch (wie Wigersma) ihre Bedeutung so viel wie möglich
herabsetzen, sie als wissenschaftlich unwichtige und seltene Abnormitäten, um die
zu kümmern es sich nicht lohne, zu erledigen suchen. Demgegenüber weist
der Verfasser auf die schon sich bemerkbar machende und zukünftige Bedeutung
der Parapsychologie für die Naturwissenschaften (Biologie, Medizin usw. Geist —
Stoff — Problem) und Geisteswissenschaften (Geschichte, insbesondere Religionsgeschichte
, Massen- und sonstige Psychologie, Ethnologie, Erkenntnistheorie
[übersinnliche Wahrnehmung und ihre Gewißheit usw.], Psychoanalyse usw.) ^iin. —
In einem Gegensatz ganz anderer, wenn auch nicht minder schwerwiegender Art,
steht die Parapsychologie zum Offenbarungsspiritismus mit seinem Züchten von
Wundersucht auf der einen, Betrug durch Pseudomedien auif der anderen Seite.
Gegen diesen Spiritismus muß sich die Parapsychologie ebenso energisch wehren
, wie gegen den Skeptizismus auf der anderen Seite, obwohl, wie der Verfasser
betont, die spiritistische Hypothese neben der animistischen für einen Teil der
Phänomene als Erklärungsprinzip nicht von der Hand zu weisen ist. Die kleine
Broschüre ist eine wertvolle Einführung in die Ziele und Aufgaben der Parapsychologie
. Dr. Gerda Wa 11 h e r.
Driesch, Hans, Philosophische Gegenwartsfragen. Leipzig, Verlag Ema-
nuel Reinicke. 184 S. Geheftet M. 5,—, geb. M. 6,80. i
In diesem Werke veröffentlicht Hans Driesch eine Reihe von kritischen Ausführungen
, die im Laufe der letzten Jahre entstanden sind. Diese Auseinandersetzung
, die so die „Philosophischen Forschungswege" ergänzen, beleuchten klar
und eindeutig die Stellung seiner Philosophie zu den philosophischen „Schulen"
der Gegenwart; im besonderen Phänomenologie und Positivismus. Driesch versucht
in systematischem Vordringen die Klärung einiger Hauptbegriffe der
Phänomenologie: des Intuitions- und des Wesensbegriffs. Den Anspruch der'
intuitionistischen Erkenntnisse auf metaphysische Einsichtigkeit muß er auf Grund
seiner eigenen Forschungen ablehnen; für ihn führt nur die Induktion über die
„solipsistische Einkapselung" hinaus. So bekennt er sich zu einem „rationalen
Positivismus" und versucht, die Beziehungen dieser Stellung zur Wiener Schule
herauszuarbeiten. — Der zweite Hauptteil ist besonders dadurch wichtig, daß er
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