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144 Zeitschrift für Parapsychologie. Heft 3. (März 1933.)
«ine gewisse Änderung der vitalistischen Anschauungen Drieschs bringt: die
Möglichkeit mehrerer Entelechien innerhalb eines Organismus an Stelle einer
libergeordneten wird in Erwägung gezogen und in ihrer Problematik aufgewiesen.
Der dritte, abschließende Teil bringt unter anderem Beiträge zum Seins- und
Freiheitsproblem, um die es ja der Philosophie heute besonders geht.
Theodor Ballauff, Göttingen.
Das Problem der Kultur und die ärztliche Psychotherapie. Vorträge des
Instituts für Geschichte der Medizin, Bd. 4. Sechs Vorträge von J. Wach,
A. Kronfeld, E. Jolowicz, E. Heimann, K. Herney, H. Driesch. Leipzig,
Georg Thieme-Verlag. 136 S. Preis kart. M. 7,50.
Im Anschluß an das Buch Freuds „Unbehagen in der Kultur" setzen sich die
Vortragenden, die aus allen wissenschaftlichen Lagern gewählt sind, in ganz
ausgezeichneter Weise mit den viel umstrittenen Ansichten Freuds auseinander.
Philosophie und Medizin, Religionspsychologie und Nationalökonomie kennzeichnen
die Gebiete, die sich mit Recht in Freuds Buch mißverstanden fühlen.
Schon diese Zusammenstellung zeigt, daß Freud das Feld der reinen Psychoanalyse
weit hinter sich gelassen hat. Eindeutig geht aus den Da riegungen der
Vorträge hervor, daß sein Versuch, die letzten Bestimmtheiten der genannten
Gebiete psychoanalytisch herzuleiten, als mißglückter Übergriff anzusehen ist.
Die Vorträge grenzen klar das Gebiet der Psychoanalyse ab und weisen sie aus
jenen zurück, wo sie nichts zu suchen, geschweige denn zu finden hat. Inhaltlich
hier Umrisse geben zu wollen, würde nur verzerren. Eignes Lesen wird die
Unmöglichkeit des Freudschen Wagnisses vor Augen rücken. Bei dem heutigen
Einfluß der psychoanalytischen Forschung ist es besonders dringend zu empfehlen,
eine sachliche Kritik zu gewinnen. Sie ermöglicht dies Buch.
Theodor Ballauff, Göttingen.
Sterne, Schriften, Hände. Charakter- und Schicksalsdeutung bekannter Frauen
und Männer auf astrologischer, graphologischer und chirologischer Grundlage.
Unter Mitwirkung bedeutender Fachmänner herausgegeben von Dr. M. Bott-
Bodenhausen und Dr. S. B. Herrmann. Geleitwort von Prof. Dr. Adolf Meyer,
Hamburg. 270 S. mit zirka 50 Abbildungen, in blauen Leinen gebunden
M. 5.80. Prismen-Verlag, Berlin W 35.
Der Versuch, den dieses Buch unternimmt, ist zu begrüßen. Verschiedene
bekannte Persönlichkeiten werden charakterologisch ausgedeutet, und zwar durch
Astrologie, Graphologie und Chirologie, deren Heranziehung besonders hervorgehoben
zu werden verdient. Man ist dabei mtt der größtmöglichen Sachlich
keit vorgegangen: den Deutern wurden nur die unbedingt erforderlichen Unterlagen
zur Verfügung gestellt, also Geburtsort, -zeit und -datum, Handschriftprobe,
Handphotographie und -abdruck. Außerdem versichern sie, auch untereinander in
keinerlei Verbindung getreten zu sein. Eine scharfe Sicherung liegt also vor,
da eine Kenntnis der zu deutenden Persönlichkeit ziemlich ausgeschlossen scheint.
Die Ergebnisse sind desto ernster zu nehmen. Manche unter ihnen sind denn
aueti erstaunlich; die in den Deutungen gegebenen Aussagen treffen oft ungemein
scharf das Eigentümliche des betreffenden Menschen. Besonders die Astrologie
bestimmt bei Betrachtung der ganzen Arbeit am genauesten. Andererseits stehen
diesem wieder sehr viele Aussagen gegenüber, die infolge ihrer Allgemeinheit
als wertlos bezeichnet werden müssen. Dies wird begünstigt durch die Unschäife
der heutigen charakterologischen Begrifiliahkeit, der sich die einzelnen Deuter
in Ermangelung einer besseren bedienen müssen. Das eben Gesagte gilt auch
für die an einigen Stellen versuchte „Schicksalsdeutung", die zwischen den gleichen
Gegensätzen schwankt.
Das alles kann jedoch den Wert der Arbeit nicht bedeutend mindern. Gerade
daß man sich jeder gewagten theoretischen Erörterung enthalten hat und nur
eine „kritische Würdigung" am Schlüsse jeder Deutung unternimmt, läßt das
Buch zu einer wertvollen „parapsychologischen Quelle" werden: es entwirft ein
Bild vom heutigen Stande der drei herangezogenen Wissenschaften. Eine Fortarbeit
in dieser Weise wäre entschieden zu bejahen.
Aber davon ganz abgesehen ist das Buch schon deshalb lesenswert, weil es
einen Einblick in das Leben von Menschen gewährt — allein durch beigefügten
Lebenslauf —, die in unseren Tagen im Mittelpunkt der Öffentlichkeit stehen,
wie v. Schleicher, Straßer u. a. Theodor Ballauff, Göttingen.
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