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Aber wenn auch das Institut Metapsychique noch nicht über die heimliche
Photographie vermittels unsichtbarer Strahlen verfügt, so verwirklicht
es sie doch auf andere Weise, die zwar ein und derselben Versuchsperson gegenüber
nur einmal angewandt werden kann, aber zum Entlarven eines Betrügers
genügt.
*
Sobald wir für gut registrierte Feststellungen genügend ausgerüstet waren,
forderten wir gewisse berühmte „Medien" auf, uns ihre Fähigkeiten vorzuführen
. Die erste, die zu uns kam, war eine polnische Dame, die vor ihrer Verheiratung
unter dem Namen Stanislawd Popielska sehr bekann* war durch die
Versuche, zu denen sie sich lange Zeit hindurch in Polen und Deutschland zur
Verfügung gestellt hatte und nach denen zu schließen sie wirklich Telekinesen
und Materialisationen hervorbrachte.
Im Mai i()3o hielten wir auf vier gleichzeitigen Photographien (darunter
drei sterfoskopisehen) den betrügerischen Prozeß fest, dessen sie sich zur Fortbewegung
von Gegenständen bediente, trotz der Bänder mit vernähten und versiegelten
Knoten, durch die sie am Hals, an den Handgelenken und Beinen an
einen am Boden festgeschraubten Stuhl gefesselt war, eine Kontrolle, die sie
als völlig genügend und ihren Gewohnheiten entsprechend uns aufgezwungen
hatte. (Vgl. Z. f. P., Mai 1981, S, 2G1,)
*
Im selben Jahr stellte sich uns im Oktober der junge Österreicher Herr
Rudi Schneider auf unsere Einladung hin zur Verfügung, damit wir mit aller*
möglichen uns gut dünkendeu Kontrolhncthoden, welcher Art auch immer
seine paranormaien Fähigkeiten nachprüfen könnten...
Bei dei Niederschrift dieser Zeilen ist Rudi Schneider a3 Jahre all. Er ist
pin wohl ausgeglichener, intelligenter junger Mann von guter Erziehung und
angenehmem Wesen. Seine Gesundheit ist ausgezeichnet, er liebt körperliche
Betätigungen, \or allem den Fußball. Der Sport wie auch zweifellos seine
angeborene Redlichkeit haben aus ihm einen loyalen „Spieler" auf dem Gebiet
des Mediumismus gemacht. Ohne Widerrede ist er auf alle Experimente, alle
Versuchsbedingungen, die wir für gut befanden, eingegangen, ohne je das
geringste dagegen einzuwenden. Empfindlichen und stolzen Gemütes verabscheut
er den Verdacht, wie er sich notwendigerweise immer bei den Teilnehmern
an Sitzungen dieser Art findet. Seine Gedankengänge sind etwa wie folgt:
„Unterwerft mich allen Kontrollbedingungen, die ihr nur wollt, ich nehme sie
alle an. Aber gestaltet sie so völlig zufriedenstellend, daß ihr ganz sicher seid,
daß die sich etwa ereignenden paranormalen Phänomene ohne künstliche "Nachhilfen
meinerseits zustande gekommen sind."
Unter Vorwegnähme des Schlusses unseres Berichtes schulden wir es der
Wahrheit, es von jetzt ab auszusprechen, daß, nachdem wir sechs Jahre lang im
Institut Melapsvchkjue nur betrügerische physische Medien (mit Ausnahme von
Guzik) untersucht haben, die alsbald in flagranti beim Schwindeln ertappt
wurden, Rudi Schneider sich uns als eine Versuchsperson mit echten para-
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