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Zeitschrift für Parapsychoiogie. Heft 8. (August 1933.)

Zahlreich sind die Fälle der Geisterphotographien in England, d.h. der sogenannten
Extrabilder. Die zwei bedeutendsten Mediumphotographen sind natürlich
Mr. William Hope aus Crewe und Mrs. Deane aus London. Beide haben
ihre Fähigkeiten trotz der üblichen gegnerischen Angriffe derart einwandfrei
bewiesen, daß kein Wort mehr darüber zu verlieren ist. Von den Geistbildern,
die durch Mr. Hope aufgenommen werden, sind die Identifikationsfälle durchschnittlich
35 Prozent. Mr. MacKenzie erzielte im College mit Hope im Laufe
von zwei Jahren Experimentierens 250 einwandfreie unter schärfster Kontrolle
gemachte Aufnahmen. Auch die Identifikationsfälle bei Mrs. Deane sind sehr
häufig. Z. B. erhielt ich eine einwandfreie identifizierbare Photographie meines
verstorbenen Freundes Grafen F., der in England nie photographiert wurde. Sein
Bild wurde später auch von seinen Verwandten und Freunden in Deutschland erkannt.

Über einen neuen Mediumphotographen namens John Meyers ist neulich heftiger
Streit entbrannt. Die Psychic News hatten dies Medium sehr unterstützt.
Die Zeitung Star hatte auch eine gelungene Prüfung seiner Fähigkeiten inszeniert
und darüber eingehend berichtet. Da entschloß sich ein junger Lord Donegall,
der die Mitteilungen über die englischen gesellschaftlichen Teste usw. für den
Daily Despatch zu liefern hatte, Meyers zu entlarven. Er erklärte sich bereit
100 Pfund zu zahlen für ein einwandfreies unter Kontrollbedingungen aufgenommenes
Bild. Leider ging Meyers darauf ein, indem er zwar das Geld ablehnte,
jedoch sich bereit erklärte, sich für die Prüfung zur Verfügung zu stellen. Es
fanden darauf zwei Sitzungen statt. Über die erste berichtete Lord Donegall in
dem Despatch, als ob er überzeugt sei. Bei der zweiten Sitzung bemerkte Meyers
zu spät, daß der Lord den Negativrahmen heimlich gewechselt hatte. Den Rahmen
von Meyers führte er in der Tasche weg und übergab ihn einem draußen
wartenden Boten der Zeitung. Am nächsten Tag schickte er mit einer Entschuldigung
den Rahmen zurück; jedoch publizierte er sofort einen Artikel, worin et
Meyers beschuldete, die Platten vertauscht zu haben. Die Winkelzüge des
Lords sind keinesfalls aufgeklärt. Fest steht jedenfalls, daß er selbst mitten im
Experimentieren gemogelt hat, wie er nachträglich gestand, weil er einen Trick
mit dem Rahmen vermutete und denselben heimlich untersuchen wollte. Wer
aber andere Menschen des Betruges zu beschuldigen gedenkt, sollte sich davor
hüten, selbst zu betrügen, da seine Argumente dadurch an Gewicht verlieren. Die
Anhänger Meyers heben hervor, daß die erstaunlich hohe Anzahl identifizierter
Bilder in den meisten Fällen Schwindel ausschließen; trotzdem hat das Ansehen
Meyers durch den Angriff von Donegall stark eingebüßt. Bekanntlich verbreitet
sich eine sogenannte Entlarvung auf medialem Gebiet weit schneller als irgendeine
positive Mitteilung. Inzwischen soll Meyers durch eine gelungene Testsitzung
, der eine Anzahl Berufsphotographen beiwohnte, rehabilitiert worden sein.

So tobt der Kampf zwischen Gegnern und Anhängern des Spiritismus in
England unvermindert weiter. Aber ich glaube, mit einigen Angaben wenigstens
bewiesen zu haben, daß es jetzt gänzlich unmöglich ist, den Spiritismus in England
totzumachen. Jede Stadt, und sei sie noch so klein, hat entweder ihre
spiritistische Gemeinde oder ihre okkulte Gesellschaft. Jede Stadt hat ihren
Medienstab, in jeder Stadt bringen die Zeitungen Debatten über Spiritismus. In
jeder Stadt werden täglich neue Interessierte und Bekehrte eingereiht. Es gibt
jetzt auch eine sehr große jüdische Gesellschaft für okkulte Forschung in London.

Die Anzahl der psychischen Zeitschriften ist auch im Wachsen begriffen. Monatlich
kommen zahlreiche neue Bücher über okkulte Erlebnisse heraus. Der
Verlag Rider fr Cie., das Gegenstück zum Verlag Mutze in Leipzig, hat den großen
Vorteil, daß seine Publikationen über den Okkultismus von allen Kreisen gekauft
werden. Ihm fließen also ständig Einnahmen zu, die ihm ermöglichen, neue Werke
herauszugeben, während der Verlag Mutze das leider nicht durchführen kann
wegen der auffallenden Gleichgültigkeit der deutschen Allgemeinheit dem Okkultismus
gegenüber1). Auch von den englischen Kolonien laufen Nachrichten über die
große Verbreitung des Spiritismus andauernd ein. New Zealand steht an der
Spitze, aber auch Kanada ist sehr gut vorwärts gekommen.

Alles zusammenfassend kann man -nur betonen, daß England auch bezüglich

l) Für diese, ihm aus der Seele gesprochenen Worte ist der Verlag dem Verfasser
dankbar. Alle eifrige und sachgemäße, durchaus nicht kostenlose Propaganda
hat bisher äußerst bescheidene Erfolge in den Kreisen der Wissenschaft
gehabt. Verlag.


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