http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1933/0435
Neuntes Heft.
September 1933.
Experimentelles.
Apportstudien IL
Von G. Blacher, Riga.
(Schluß von Seite 349.)
Nun zum Psychischen. Ich bin in allen meinen Mitteilungen immer wieder
auf dieses Grundproblem zu sprechen gekommen63). Hier will ich unter Benutzung
neuerer Erfahrungen rekapitulieren. Steht das mediumistische Energi«*-
feld unter der Regie der Psyche, so müßte man natürlich wissen, was die
Psyche will. Die Verhältnisse werden aber noch dadurch komplizierter, daß
es nicht nur die Psyche des Mediums, sondern die Polyps/che des betr.
Sitzungszirkels ist, die hier den Untergrund für die Phänomene gibt. Wie vv.it
die Psyche der anderen Teilnehmer immer beteiligt ist, hängt von ihrer la-
tenten oder wahrnehmbaren suggestiven Wirkung auf das Medium ab. Immerhin
spielt die Hauptrolle die Psyche des Mediums, die jedoch durch von außen ein-
strömende Suggestion in der einen oder anderen Richtung stärker aktiviert
wird. Bekannt ist es ja, daß viele Psychologen auf dem Standpunkt stehen,
daß es überhaupt keine Suggestion, sondern nur Autosuggestion gibt. Was
will also die mediale Psyche? Das ist nun eine Frage, die gerade in ihren
Untergründen außerordentlich schwierig zu beantworien ist, und zwar in
erster Linie deswegen, weil im Trance das Medium sehr tief in das unterbewußte
Seelenleben greift, was so weit geht, daß es ins primitive
zurücksinken kann64). Der bekannte parapsychologische Philosoph E. Bar-
thel, Köln65), hat einmal das Unterbewußte mit der Erdkruste verglichen
, wo die ganze Geschichte der Erdoberfläche sich findet in Schichten
aufbewahrt und von Geologen rekonstruiert wird. Bekanntlich sind die
mediumistischen Phänomene mit der fortschreitenden Entwicklung der G<»-
63) Materialisation und Schöpfungsproblem; Psych. Stud. 1924, S.343. Zur
Psychologie der okkulten Phänomene; d. Ztschr. 1926, S. 296. Ist der Mediumismus
etwas Verklingendes oder etwas Kommendes?; d. Ztschr. 1927, S. 31 u.
a. a. O.
6*) Ich habe schon vor längerer Zeit auf eine für das Verstehen des Mediumismus
äußerst wichtige von Freud (Vorlesungen zur "Einführung in die
Psychoanalyse 1919, S. 430) beobachtete Erscheinung hingewiesen. Kleine Kinder
phantasieren symbolhaft über starke Affekte sexueller Natur, die ausschließlich
aus den frühesten Stadien menschlicher Kultur oder richtiger Unkultur stammen
können. „Das Okkulte usw." S. 46.
65) „Geologische Schichtung im Unterbewußten" heißt es bei ihm. D. Ztschr.
1927, S.47.
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