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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1933/0438
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Zeitschrift für Parapsychologie. Heft 9. (September 1933.)

unter dem Gesichtspunkt der Magie eindringen können. Was noch jetzt auf
dem Gebiete der Magie unter der Form der Massensuggestion geleistet und erreicht
wird, führt die Politik des Tages uns yor Augen78). Ganz zu schweigen
davon, daß4 die mediumistischen Sitzungen durchaus unter dem Zeichen der
Magie ablaufen.

Ein tieferes Eindringen in diese Problerne wird wahrscheinlich auch die
Erscheinungen von Egoismus, Altruismus und Polarität auf diesen einen Generalnenner
bringen können.

Wenn ich nun zum religiösen Gebiet übergehe, so komme ich zu einier
Frage, die nicht nur außerordentlich schwierig ist, sondern eine Bedeutung
at, von der die meisten und die Vertreter der Kirche und der theologischen
Wissenschaft oft am wenigsten eine Ahnung zu haben scheinen. Nur einiges.
Die Sitzungen waren ja durchsättigt mit religiösen Momenten, schon durch
das Vaterunser, womit sie eingeleitet wurden. Für dde Spiritisten ist ja die
Erklärung sehr einfach. Danach greift nämlich eine sich um die Naturgesetze
nicht kümmernde Gotteswelt mitten in die Sitzungen hinein. Wenn man sich
aber aus den verschiedenen Erscheinungen und' Manifestationen ein Bild von
dieser Welt machen möchte, so will und will es nicht stammen. Bekann flieh
lehnt ja auch die offizielle Kirche diese spiritistische Auffassung scharf ab.
Sie müßte sie doch eigentlich begrüßen, denn es liegt in der Richtung ihrer
Bestrebungen, der Gotteswelt näher zu kommen. Idi kann, die Kirche sehr
gut verstehen. Ich habe schon früher79) darauf hingewiesen, daß diese scheinbare
Gotteswelt einen stark vom Menschen abhängigen Charakter trägt. So
gelang es mir, die auftretende Intelligenzen bzw. Geister, sozusagen von mir
aus umzuformen. Ich nehme nur ein charakteristisches Beispiel. Es trat in
der Sitzung Nr. 27, vom 18.6.1931, eine Intelligenz auf, die sich als halber
Affe gebardete. Das Medium sagte auch im Trance mehrmals das Wort „Affe".
Es verzog das Gesicht zu einer Fratze und krallte die Hände zusammen. Ich
vermutete darin den Ausdruck eines Komplexes und versuchte ihn durch eine
Aussprache mit dem Medium (nicht im Trance) bewußt z/u machen. Und da
trat allmählich eine sehr interessante Wandlung ein: Das Medium verfiel
schließlich in einer Sitzung (Nr. 44, vom 9.10. 1981) in einen ähnlichen,
freilich nicht so stark ausgeprägten Zustand, stelle aber diesmal einen Krüppel
dar, dem die Hände sich aus Krankheit zusammenkrallten. Eine Welt, die
von mir aus so beeinflußt werden kann, ist keine jenseitige, sondern einet dies-

78) Ich erlaube mir hier nur kurz auf die beiden sich schroff gegenüberstehenden
politisch-weltanschaulichen Lager: Faschismus—Marxismus hinzuweisen
, deren Anhänger in ihrer eigenen Lehre das höchste Qlück der Menschheit
und in der anderen etwas bis zum äußersten Verdammungswertes sehen. Dabei
haben die Vorkämpfer beider Richtungen mit einem bis dahin kaum dagewesenen
Aufwand an raffinierten,, psychologisch fein durchdachten massensuggestiven
Mitteln sich ihre Anhängerschaft erobert. Interessant ist auch, daß das konstruktive
Moment der staatstechnischen Ideologie beiderseitig ähnliche, hierher gehörende
Anklänge hat. Es kommt mir hier auf keine Wertung, sondern auf diese
höchst interessante völkerpsychologische Tatsache an. Nicht umsonst sagt man,
ein Redner übe auf seine Zuhörer eine „magische Wirkung" aus.

1*) D. Ztschr. 1932, S. 148, Fußn.3.


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