Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z6
Zeitschrift für Parapsychologie
9=61.1934
Seite: 29
(PDF, 78 MB)
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Pfeifer: Freiheit, Schicksal, Glaube usw.

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mehr einschließt, er ist geradezu Bedingung Vers 22a: „Wirst du... tun alles,
was ich dir sagen werde, so will ich ..Diese Stelle ist ferner deswegen interessant
für unser Thema, weil wir uns hier im Übergang zur nächst höheren
Stufe eigentlich religiöser Erlebnisse befinden. Wie Goethe vom Dämonischen
sagt, daß es die moralische Weltordnung durchkreuzt, so wird hier die dämonische
von der göttlichen durchkreuzt. Wirken Gottes und Walten des Engels
gehen ineinander über. Auf dem Hintergrunde solcher Erfahrungen vermag uns
der für »unser Empfinden leider sehr verblaßte Ausdruck von dem „Alten
Bunde" neu lebendig werden. Der Bund Israels mit der Gottheit war ganz real
erlebt, es ist jene Macht, die für uns und mit uns wirkt, wenn der Mensch gerade
... seinen freien Willen hat. Gott ist der Feinde Feind und der Widersacher
Widersacher, aber dafür fordert er vom Menschen das Ethos, das ohne
freien Willen nicht denkbar ist.

Je mehr wir uns der eigentlich religiösen, besonders den höheren religiösen
Sphären nähern, desto mehr spitzen sich alle diese Dinge zu und steigern sich
dramatisch. Je gewaltiger und übermächtiger Wollen, Planen und Wirken der
Gottheit erfahren wird, desto stärker wird paradoxerweise der Wille des
Menschen angespannt. So hat gerade der Prädestinationsglaube, der theoretisch
eigentlich allen Willen lähmen müßte, besonders willensstarke Persönlichkeiten
hervorgebracht. Denn auch bei ihm handelt es sich nicht um den Glauben an
ein starres Schicksal, sondern um das Erleben eines überlegenen Willens, der
wie aller Wille trotzigen Gegenwillen oder demutsvolle Unterordnung auslösl.
So schreibt *R. Otto im Heiligen S. 118: „Prädestination hat vielmehr sehr häufig
gerade den ,freien Willen der Kreatur sich gegenüber und gewinnt dadurch
erst ihr Relief. ,Wolle, was du willst und wie du kannst: plane, wähle frei: es
muß doch alles kommen, wie es soll und bestimmt ist4 — das ist der erste echtere
Ausdruck der Sache. Mitsamt seinem* freien Wählen und \Virken wird der
Mensch zunicht gegenüber der ewigen Macht. Und diese wächst ins Unermes-
sene gerade dadurch, daß sie ihre Ratschlüsse vollführt trotz der Freiheit des
menschlichen Willens:

Was Er ihm vorgenommen und was Er haben will,
Das muß doch endlich kommen zu seinem Zweck und Ziel."
In diesem Zusammenhange möchte ich auch ein Wort von Paul de Lagarde anführen
aus seinen deutschen Schriften, und zwar aus dem Aufsatz: „Die Religion
der Zukunft" (Dieterichs' Verlag. 92 S. 235): „Es gibt Augenblicke in
jedes Menschen Leben, in welchen er eines Planes gewahr wird, der durch ein
Dasein geht, eines Planes, den nicht er entworfen hat und den nicht er ausführt
, dessen Gedanke ihn gleichwohl entzückt, als habe er ihn selbst gedacht,
dessen Ausführung ihn Segen und allereigenste Förderung deucht, obwohl nicht
seine Hände an ihr arbeiten. Er ist frei, wie der Schachspieler für jeden
seiner Züge frei ist:eristgleichwohlnichtseinHerr, wie der Schachspieler
von einem überlegenen Gegner gezwungen wird: er hat das Bewußtsein
, daß das Ende der Partie für ihn nicht ein Matt, sondern in einer Niederlage
Sieg sein werde, und je näher dies Ende rückt, desto ungeduldiger wartet
die Freude an dem nun kaum noch mißzuverstehenden Willen dessen, der den


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