Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z6
Zeitschrift für Parapsychologie
9=61.1934
Seite: 32
(PDF, 78 MB)
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zu tun sind, sondern ehe man fragt, hat er sie getan und ist immer im
Tun* (Luther). Iiier ist auch die Verkündigung des lebendigen Gottes
hoch bedeutsam, tdenn durch sie wird das gesamte Weltgeschehen zu einem
lebendigen Geschehen, gewirkt durch ein lebendiges Wesen. Es ist sehr leicht,
den Kontrast nachzuempfinden, den der Schicksalsglaube hierzu bildet. Durch
ihn wird ein totes Prinzip — vergleichbar der modernen, profanen Naturwissenschaft
, wenn auch mit anderem Vorzeichen — in das Weltganze eingeführt
und die Hingabe an dieses tote Prinzip muß sich auch lähmend auf das menschliche
Handeln legen. Das gleiche gilt auch von Konstruktionen, die „alle Telepathie
auf das Untertauchen des ,Telepathen* in einem ,allgemeinen Bewußtsein
', einem ,Weltbewußtsein*, einem ,Kollektivbewußtsein*, einem »kosmischen
Reservoir* oder wie man es nun nennen will, zurückführt** (G. Walther 6/29
S. 332). Von solchen Dingen weiß der Glaube nichts. Er lehnt sie nicht nur
deswegen ab, obwohl dies höchst wichtig ist, weil sie „gegenüber den Erleuchtungen
, die dem Mystiker zuteil werden — meist höchst profan und banal sind**,
sondern weil sie zu deutlich den Stempel wirklichkeitsferner Konstruktionen
und Abstraktionen an sich tragen.

Es ist nun ganz gewiß, daß fast alle parapsychologischen Phänomene im
Leben des Glaubenden eine Rolle spielen, sei es positiv, sei es negativ. Von
jenem „brennenden Dornbusch**, über jene seltsame Licht- und Wolkengestalt
Jahwes vor oder über der Stiftshütte, über die hellseherischen und ekstatischvisionären
Erfahrungen der Propheten bis zu den Wundern und der Auferstehung
Jesu Christi finden wir fast alle parapsychologischen Erscheinungen.
Und doch kann es einem oft ergehen, daß fromme Menschen einen gelinden
Schrecken bekommen, wenn man diese Dinge in einem Atem mit spiritistischen
Sitzungen, Spuk- und Gespenstererscheinungen nennt. Das kommt daher, weil
es der Glaube stets mit der totalen Wirklichkeit zu tun hat und in dieser totalen
Wirklichkeit ist das Was das Entscheidende, nicht das Wie. Die Wissenschaft
hat es in erster Linie mit dem Wie eines Vorganges zu tun, daher ist sie bestrebt
zu verallgemeinern. Aber gerade gegen diese Verallgemeinerung einmaliger
und besonders heiliger Vorgänge sträubt sich aller echter Glaube, weil er
ja mitten im Leben selber darinsteht. Ihm ist die Frage* Was oder Wer erscheint
so über alle Maßen wichtig, daß er eine Geistererscheinung nicht in
einem Atem mit der Auferstehung des Herrn nennen kann. Diese Einstellung
des Glaubens ist auch für die parapsychologische Forschung von Wichtigkeit,
denn auch bei ihr handelt es sich nicht nur um Psychologie, Technik, Physik
und Chemie, so wichtig diese Dinge auch sein mögen, sondern um ein bestimmtes
Was und Wer, der diese Dinge handhabt und zweckhaft beherrscht, ganz
gleich, ob animistisch oder spiritistisch gedeutet. In dem schon mehrfach zitierten
Aufsatz von G. Wralther steht die sehr richtige Beobachtung (S. 332): „Wie
schon angedeutet, sind ja die meisten telepathischen Erlebnisse ganz eindeutig
charakterisiert durch eine ganz bestimmte individuelle Gefühls- und Stimmungsfärbung
, durch die sie auf einen ganz bestimmten Menschen als Urheber hinweisen
. Eine Färbung, die mit dem Urheber jeweils gleich bleibt und bei dem
gleichen Urheber trotz aller Verschiedenheit immer ein gewisses gleiches JJuale*


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