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Zeitschrift für Parapsychologie. Heftl. (Januar 1934.)
Da Medialität keine hysterische Übersteigerung des Seelenlebens schlechtweg
ist, so muß sie etwas sehr Reales sein. Und damit ist auch der Apport als solcher
, wenn überhaupt echt, etwas Reales. Man kann niemanden zwingen, das zu
glauben, wenn er nicht einmal von 'der Existenz der Seele überzeugt ist. Ich
sage das, weil trotz tausendfacher Beweise in aller Welt, trotz der Zeugnisse
erster und anerkannter Wissenschaftler und trotz der Teilnahme solcher Leugner
an Sitzungen eine gewisse Art von Tagespresse es heute noch für nötig findet,
mit dem Wort „Okkultismus * a priori eine Gaukelei zu verbinden. Damit ist
einer der Punkte des neuen Schriftleitergesetzes, der dem Schriftleiter unbedingte
Wahrheitsforschung vorschreibt, übergangen. Solche Skribenten offenbaren
in der Regel eine Kenntnis der einschlägigen Wissenschaften (Magnetismus
, Telepathie, Suggestion, Hypnose usw.), die gleich null ist. Trotzdem wird
flott darüber hinweg geschrieben, etwa so: Okkultismus heute „weniger gesucht
" !). Die Leserschaft erkennt im allgemeinen nicht die völlige Unwissenheit
solcher Schriftleiter, nur Eingeweihte und Hospitanten auf okkultem Gebiet begreifen
und schütteln verstimmt den Kopf. Hätte ich nicht sieben Jahre lang
die Oberflächlichkeit einer gewissen Tagespresse im Hauptberuf kennengelernt,
ich würde darauf verzichten, diese Leute zurechtzuweisen. Weil aber das neue
Deutschland ein Reich der Wahrheit sein soll, deshalb haben wir alle die Pflicht,
unsererseits mitzuwirken, daß Wahrheit von Betrug getrennt wird, auch beim
Okkultismus schlechthin..
Zurück zum Thema! Der Animismus bezeichnet das Unterbewußtsein als
eine „mechanische Tätigkeit" von Nerven, als Abstrahlung oder noch ungekannte
Umwertung (Transformation). Danach wäre ein Traum samt und sonders nur
das Spiegelbild äußerer Eindrücke. Diese Ansicht fällt sofort zusammen, wenn
wir an das weitverzweigte Gebiet der Wahr- und Symbolträume denken, also an
Träume von Dingen, die nur durch prophetische Gaben (Hellsehen, Hellfühlen
oder Hellhören) hervorgerufen werden können. Wenn auch der Animismus gern
von einem Ober- und Unteibewußtsein spricht und auch die Dreigliederung
des Menschen in Körper, Seele und Geist anerkennt, so übersieht er
doch leicht, daß diese Faktoren als selbständige Einheiten existieren.
Der Körper zerfällt, Seele und Geist leben weiter. Die Seele tritt in das kosmische
Bewußtsein ein, sie geht ins Geistige über, der Kreislauf ist geschlossen.
Nun ist der Geist das Primäre, die Seele das Sekundäre und der Körper nur
das Instrument, um uns in der Stofflichkeit bewegen zu können. Eine nur „mechanische
" Tätigkeit kommt somit kaum in Frage, will man nicht den Begriff
„Geist" in die Grenzen eigener Inkompetenz zurückschrauben. Und doch steht
vor uns der Mensch als das größte Wunder. Er ist zweifellos eine Einheit und
jeder der drei Faktoren ist ebenfalls eine Einheit. Übertragen sprechen wir
vom Yater, Sohn und Geist; mit anderen Worten finden wir dieses
Geheimnis im Schlußsatz des Vaterunsers ausgedrückt: ... denn dein ist
das Reich (Körperlichkeit in bezug auf das Erdenleben) und die Kraft (der Gefühlswelt
) und die Herrlichkeit (Geistigkeit) in Ewigkeit (höchste unerforsch-
*) Stuttgarter N. Tageblatt vom 7. Oktober 1933
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