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Zeitschrift für Parapsychologie. Heft 4. (April 1934.)
eine prinzipielle Seite. Was die erstere anbetrifft, so liegt hier offenbar ein Mißverständnis
vor. In meiner im „Pestrytyden" veröffentlichten Antwort —- so haben
es die meisten gehalten — habe ich ja nur meine persönlichen Eindrücke und Erfahrungen
wiedergegeben und die kann ich doch nicht anders schildern, als sie
tatsächlich gewesen sind. Wenn ich sage, daß ich vorläufig keine Beweise
für die Berechtigung des spiritistischen Standpunktes habe finden können, so ist
doch damit nicht gesagt, daß ich der spiritistischen Theorie jede wissenschaftliche
Berechtigung abspreche! Ich bin mir auch dessen gar nicht bewußt, daß ich an
einer anderen Stelle etwas Ähnliches geschrieben hätte, ich habe diese Frage zum
mindesten offen gelassen.
In bezug auf die prinzipielle Seite erkläre ich ganz unzweideutig, daß mir
die Ansicht von Prof. Kasnacich durchaus nicht gleichgültig ist. Eine Verständigung
ist meiner Ansicht nach durchaus erforderlich. Ich habe den geraden Weg
gewählt und mich direkt an Prof. K. gewandt. Einiges prinzipielle möchte ich aber
doch hier sagen. Wenn ich auch der Ansicht bin, daß die vielleicht an sich verständliche
und auch vom nur wissenschaftlichen Standpunkt aus berechtigte Übergenauigkeit
von Prof. Driesch ihre Gefahren hat, indem sie die Zweifler ermutigen
und manchen Forscher deprimieren kann, so ist der Vorwurf von Prof. K.
in der Form unvorsichtig und nicht berechtigt. Abgesehen davon scheint mir der
Sprung, den Prof. K. von der Entelechie und der Ganzheitsbezogenheit aus zu der
persönlichen Unsterblichkeit unternimmt, doch zu groß zu sein, als daß nicht ganz
unerwartete Hindernisse ihn scheitern lassen könnten.
Riga-Waldpark, 12. März 1934.
Zwei Fälle von Totenanmeldung.
Ich kenne von einer Frau Winkler, die medial veranlagt sein muß, zwei Fälle, die
sie mir erzählte: „Ich hatte in Friesach wohnend, eine Rivalin, die mich aus Eifersucht
haßte und des öfteren bei meinem Manne verleumdete.
Ich änderte meinen Wohnsitz, und als ich eines Abend, es war 21 Uhr, im
Bette war, hörte ich am Fußende des Bettes ein starkes Geräusch, dessen Ursache
ich mir nicht erklären konnte, da ich ganz allein im Zimmer war. Zugleich verspürte
ich an meinem Handgelenk einen sehr starken schmerzhaften Druck, wie
von einer Hand ausgeführt, so daß ich unwillkürlich ausrief: Ich bin doch keinem
Menschen feindlich gesinnt; worauf der umspannende Druck nachließ. Nach einiger
Zeit kehrte ich wieder nach Friesach zurück und erfuhr, daß die eingangs erwähnte
Rivalin indessen gestorben, und zwar am selben Tag und zur gleichen
Stunde, als ich das Erlebnis hatte.
Einen andern Fall von Totenantmeldung erzählt sie folgendermaßen:
Meine Mutter, als die Frau eines Gebirgsbauern im Gurktale, sollte einen
schwerkranken Nachbar besuchen, dem sie am Krankenbette vorher schon Dienste
geleistet hatte, obwohl er früher sie aus Neid und anderen Gründen verleumdet
und gekränkt hatte.
Sie versprach auf seine Bitte hin, wiederzukommen, war aber an dem Tage
von JX^irtschaftssorgen so sehr in Anspruch genommen, daß sie erst spät
abends in Begleitung der obigen Tochter den Weg zum Kranken machen konnte.
Als sie mit der Erzählenden am Rande eines Waldes ob dem Bauerngehöfte vorübergingen
, das mit Gestrüpp verwachsen war, hörten sie ein derart starkes Geräusch
, als ob ein wildes Tier durchbrechen wollte, ohne etwas zu sehen.
In des Nachbars Haus gekommen, vernahmen sie, daß der Besitzer soeben
gestorben war und in seinen letzten Augenblicken mit großer Sehnsucht nach meiner
Mutter gerufen, in der Absicht auch, von ihr Vergebung zu erbitten, die sie
ihm auch ohnedies gewährt hatte. A. H.
Unsere Mitarbeiterin Frl. Dr. Gerda Walther wurde durch den Tod ihrer
Großmutter in Trauer versetzt. Am 4. Februar 1934 starb im Alter von 94 Jahren
in Kopenhagen Frau Mathilde Bajer, geb. Schlüter, die Witwe des bekannten
dänischen Politikers, Schriftstellers und pazifistischen Nobelpreisträgers Fredrik
Bajer. Die Verblichene war eine bekannte dänische Idealistin und Vorkämpferin des
Frauenwahlrechtes in Dänemark. Anläßlich ihres 94. Geburtstages am 4. Jan. 1934
wurde sie noch auf Veranlassung des im Jahre 1870 von ihr mitbegründeten „Dansk
Kvindesamfund" (dänischer Frauenverein) in voller Frische gefilmt. Eine Lungen-
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