Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z6
Zeitschrift für Parapsychologie
9=61.1934
Seite: 209
(PDF, 78 MB)
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Hofinann: Allerlei Spuk

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Dieser Fall echten Spukes erscheint deshalb mitteilenswerl, weil hier keine
dramatisierte Handlung der Psyche der Perzipientin aufgezwungen, sondern nur
ein starrer Ausschnitt des früheren Geschehens — gewissermaßen die einfache
Photographie des Dramas geboten wird! Die Lage des Falles weist zwingend in
das Gebiet der Psychometrie, nach der man annehmen darf, daß die Erscheinung
des Erhängten auf dessen wohl letzten Gedanken-Vorstellungen beruht! Zahlreich
sind die Fälle der Psychometrie, aus denen hervorgeht, daß namentlich Erlebensmomente
höchster seelischer Erregung auf Gegenstände oder Orte übertragen
werden und diese gleichsam damit imprägnieren bzw. durchtränken. Man
vergleiche Dr. Sünner: Die psychometrische Begabung der Frau Lotte Plaat,
Mutze, Leipzig, 1929, S. 64, wo Kriegserlebnisse tiefster Art einem Gegenstand
anhängen und alle späteren „Erlebnisse" des Gegenstandes überstrahlen. Sind es
hier Gegenstände, so sind es andererseits eben wieder Orte, denen solches Geschehen
anhaftet. Verfasser entsinnt sich noch sehr genau eines Falles australischer
Pferde (Quellenangabe z. Zt. leider verlegt), welche ein hervorragendes
Spür- oder Sehvermögen dann aufwiesen, wenn es hieß, nachts an einem Orte
vorüberzugehen, an dem einmal ein Mord geschehen war. Tagsüber passierten
die Tiere den Ort anstandslos, nachts hingegen waren sie unter keinen Umständen
, selbst nicht durch brutale Gewalt, vorbeizubringen. Eingeholte Erkundigungen
ergaben stets die eine Tatsache, daß an dem Orte Mordtaten geschehen
waren, bzw. ein Mensch irgendein gewaltsames Ende gefunden hatte.

In diesem Falle läßt sich nicht feststellen, ob die Tiere die Tat sich abspielen
sehen, etwa wie einen Vorgang des Films oder das Ablaufen eines echten, ortsgebundenen
Spukes! Es ist aber wahrscheinlich, daß das letztere der Fall sein
wird, wenn man das Entsetzen und die grenzenlose Angst der Tiere sich vergegenwärtigt
! Bemerkenswert hinsichtlich der Tiere ist, daß es sich hier um
Tiere handelt, welche noch nicht mit dem Kulturleben der Menschen in Berüh-
rung gekommen sind! —

Zusammenfassend läßt sich im Falle des Spukes des Erhängten sagen, daß
dessen letzte Gedankenvorstellungen in Anbetracht des gewollten und bewußten
Endeffektes die Wände des Tatortes derart imprägnierten, daß späterhin eine
mediale Rekonstruktion möglich war oder zwangsläufig eintrat!

Einen zweiten Spukfall erlebte FrauH. um 1900 herum in der B... str.
in L., den man nach Lage der Dinge animistisch erklären könnte, da die Hauptperson
desselben der etwa 10 jährige Sohn Walter war. Diese Lösung deckt sich
jedoch nicht mit dem Sachverhalt und den besonderen Umständen. — Eines
Tages war Frau H. mit dem Gatten ausgegangen und kamen beide erst in der
Dunkelheit wieder. Alle Räume der sehr großen und hohen Wohnung waren
verschlossen, wie auch die Küche, deren Schlüssel der Sohn Walter auftragsgemäß
mit in sein Schlafzimmer nahm und vor dem Zubettgehen auf den dortigen
Tisch legte. Frau H. ging nach dem Aufschließen der Wohnung sofort in
das Schlafzimmer Walters, ohne Licht zu machen. Sie betrat das Zimmer und
tastete mit den Händen nach dem Tisch, um den Schlüssel zu nehmen, merkwürdigerweise
fühlte sie aber weder Tisch noch Schlüssel, sondern immer nur

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