Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z6
Zeitschrift für Parapsychologie
9=61.1934
Seite: 216
(PDF, 78 MB)
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216

Zeitschrift für Parapsychologie. Heft 5. (Mai 1934.)

Durchbruch ihres Leipziger Dialektes zeigte, daß nicht Geister, sondern tiefere
Schichten ihres Bewußtseins die Urheber solcher Kundgebungen waren.

Ich möchte bei dieser Gelegenheit noch an etwas anderes erinnern: an die
überragenden sprachlichen Leistungen solcher Medien. Frau Hessel redet dann
wie alle andern Sensitiven in reinstem Hochdeutsch. Andere sollen in Trancezuständen
tatsächlich in fremden Sprachen geredet haben. Ich könnte mir das
mm so erklären, daß sie in diesem Augenblick in Berührung mit einem kollektiven
Bewußtsein kommen, das man etwa als Sprachgenius bezeichnen könnte.
Müssen solche Medien unbedingt von Geistern besessen sein?

Noch unsicherer als die sog. Trancemitteilungen sind die spiritistischen Phantome
, die in dem Buche von Dr. 11. Friese s>elb«t als Masken, d. h. als Kunstprodukte
bezeichnet werden, die vorübergehend Leben aufweisen. Gewiß können
sich auch hier Verstorbene kundgeben, aber muß es so sein? Es kann sich
dabei auch um Traumprodukte eines Lebenden, materialisierte Astralkörper in
dem früher angedeuteten Sinne, ja wohl auch um Astralkörper Lebender handeln
, die nach De Rochas alle möglichen Formen annehmen können. Vielleicht
auch um Gestalten, die dem Konzentrationsvermögen Lebender oder Jenseitiger
ihr Dasein verdanken.

Ich möchte nicht falsch verstanden werden: ich weiß von dem, was wir Jenseits
nennen, genau so wonig wie alle anderen, aber es ist gerade aus diesem
Grunde für mich unmöglich, an unumstößliche Beweise für die Wiederkehr der
Verstorbenen zu glauben. Denn ein solcher Beweis wäre doch wohl nur dann gegeben
, wenn alle anderen Deutungen sich als unmöglich erwiesen. Das aber wird
doch wohl niemand im Ernste behaupten wollen.

Aksakow erklärt deshalb am Schlüsse seines bekannten Buches über Animis-
mus und Spiritismus, daß ein objektiver Beweis auf diese Weise nicht zu erbringen
sei. Man müsse sich mit dem subjektiven begnügen. Nur daß die Wissenschaft
als solche mit solchen Beweisen nicht arbeitet. Man wird es also einem
Wissenschaftler nach wie vor nicht verdenken können, wenn er diesem Gebiete
vorsichtig gegenübersteht. Er kann, wie ich selbst, der Überzeugung sein, daß in
vielen Fällen tatsächlich ein Eingreifen Verstorbener vorliegt, aber er wird zu-
gebÄi müssen, daß wir verstandesmäßig nicht über die Brücke 'zum Jenseits hinüberkönnen
.

Es ist richtig, daß die spiritistische Hypothese in vielen Fällen weniger verwickelt
als die animistische ist. Aber es ist nicht zu vergessen, daß auf dem Gebiete
der Wissenschaft das Einfachere durchaus nicht immer das Richtige ist.
Auch hier ist also kein einwandfreier Beweis zu erbringen.

Am schwächsten scheint mir die sog. Identifizierung durch sog. Trompeten-
sitzungen zu sein. Es ist doch merkwürdig, daß auf der einen Seite Angehörige
eines Verstorbenen jahrelang auf eine Kundgebung von diesem warten, während
bei solchen Sitzungen die Abgeschiedenen angeblich reihenweise wie auf einem
Jahrmarkt antreten, um sich den Überlebenden kundzugeben. Ich würde es bedauern
, wenn die Jenseitigen nichts Besseres zu tun hätten, als sich auf eine
solche Weise den Diesseitigen kundzugeben.

Ein nicht zu unterschätzender Einwand gegen die spiritistische Hypothese


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