Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z6
Zeitschrift für Parapsychologie
9=61.1934
Seite: 230
(PDF, 78 MB)
Bibliographische Information
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230 Zeitschrift für Parapsychologie. Heft 5. (Mai 1934.)

Lesefrüchte aus älteren Autoren.

In der älteren okkultistisch-psychologischen Literatur findet sich manches,
das wohl wert ist, wieder betrachtet und bedacht zu werden. Im nachfolgenden
sollen einige Fälle wiedergegeben werden, die sich in einem Buche von F.
N o r k : „Ober Fatalismus oder Vorherbestimmung der menschlichen Schicksale",
Weimar 1840, Druck und Verlag von Bernhard Friedrich Voigt, vorfinden. Der
Verfasser belegt besonders das Gebiet der Wahrträume mit einer Fülle von Beispielen
, von denen hier einige dargeboten seien.

L

Nork berichtet von einem Vorfall, der sich in seiner Geburtsstadt Prag zutrug
. „Ein junger, seiner Kunst wie seiner moralischen Eigenschaften wegen all- *
gemein beliebter Maler, beschloß eine Fußreise nach Karlsbad zu machen. Am
Morgen vor der Abreise erzählt seine Schwester, ihr habe geträumt, er wäre in
einem Wald von Räubern überfallen, beraubt und getötet worden. Der Bruder
wollte sich diesen Traum aus der schwesterlichen Besorgnis erklären, die ihre
Phantasie mit Schreckbildern erfülle. Da er nur wenig Geld mit sich nehme, so
würde er schwerlich die Blicke der Habsucht auf sich ziehen. Auch sei er einmal
zur Reise vorbereitet und möge sich durch ein Traumgebild nicht von seinem
Vorhaben abbringen lassen. Jetzt versuchte auch die beängstigte Mutier an dem
Sohn ihre Überredungsgabe, indem sie ihm vorstellte, daß sein Tod sie in die
bitterste Hilfslosigkeit stürzen würde, weil nur sein Fleiß sie vor Mangel beschütze
. Der Unbeugsame entriß sich, ungläubig lächelnd über das Gewicht,
weiches die Weiber einem Traum beilegten, den Armen seiner weinenden Mutter
und Geschwister und ward — wenige Wochen nachher an der Straße zwischen
Elbogen und Karlsbad, erschlagen und seiner Kleider beraubt, in einem Graben
gefunden.

IL

Nork zitiert Stillin gs Schrift: „Das geheimnisvolle Jenseits", Seite 242:
Im Jahre 1790 ward in Amsterdam eine schreckliche Mordtat begangen. Ein
Uhrmacher ward an Händen und Füßen gebunden in den Kanal geworfen. Man
zog ihn noch lebend aus dem Wasser, doch wenige Stunden nachher starb er,
ohne etwas anderes zu sprechen als: „Ach die Schurken!" Unter seinen Papieren
fand sich nachstehender Brief, der kurz vor seinem Tode geschrieben worden
ist: „Diese Nacht habe ich einen schrecklichen Traum gehabt. Ich träumte, daß
zwei Männer mich faßten, banden, und ins Wasser warten. Das ist das viertemal,
daß ich das in fünf Wochen träume. Gott behüte mich!'*

III.

Ein glaubwürdiger Mann erzählte einst dem Herausgeber dieser Sammlung
(NoJk), daß in seiner Vaterstadt Dessau der Herzog einstmals einigen erlauchten
Gästen das Vergnügen einer Schweinsjagd bereiten wollte und deshalb dem Oberförster
ansagen ließ, die geeigneten Vorbereitungen zu dieser Lustbarkeit zu veranstalten
. Der letztere, als ein unerschrockener Waidmann bekannt, erbat sich jedoch
diesmal an der Jagd nicht Anteil nehmen zu müssen, weil er in verwichener
Nacht durch einen Traum gewarnt woiden, daß einer der grimmigsten Eber,
welchen er zugleich mit dem Namen bezeichnete — da alles vornehme Gewild
vom Herzog besondere Namen erhalten hatte —, seinen Tod herbeiführen werde.
Nur die Tränen der für das Leben ihres Gatten besorgten Oberförstersfrau vermochten
den Herzog, die Dispensation für jenen Tag dem sonst mutigen Wadd-
mann zu erteilen. Als man nach beendigter Jagd das erlegte Wild in den Hofraum
des Schlosses angefahren brachte, konnte der Oberförster der Lust nicht
widerstehen, die getöteten Tiere zu besehen. Obenauf lag der im Traum erschienene
Eber. Lächelnd ergriff er das Tier und brach in die Worte aus: „Also
du hast mich umbringen wollen?" Der tote Eber glitschte durch diese Bewegung
vom Wagen herab, verwundete mit dem Hauer den Fuß des Oberförsters, so daß
eine Entzündung an jener Stelle entstand, welche so hartnäckig wurde, daß man
nach wenigen Wochen zur Abnahme des Fußes schreiten mußte. Der Kranke
aber erlag den Schmerzen der Operation.


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