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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1958-01/0042
38 ANTON NEUHÄUSLER

mer es erstaunlich zutreffende Aussagen gibt, die Zufall sind, so bedeutet
das nicht: immer wenn es solche Aussagen gibt, sind sie Zufall. Wo aber
liegt das Kriterium, daß sie es nicht sind ?

Es zu finden, müssen wir das Wesen des Zufalls näher bestimmen. Es
ist für alle Bereiche, ob Natur oder Alltag oder Parapsychologie, dasselbe.
Wenn ich meinen besten Freund, ohne jede bewußte oder unbewußte
Vereinbarung, in einem entlegenen Ort treffe, so ist das Zufall. Wenn ich
im I.otto die sechs Gewinnzahlen errate, indem ich Geburtsdaten meiner
Verwandtschaft verwende, oder wenn ich in einem ESP-Versuch einen
Ratetreffer mache, so ist das ebenfalls Zufall. In keinem dieser sonst so
verschiedenen Fälle war das Zusammentreffen der Umstände eigentlich
gelenkt: von der Reiseabsicht meines Freundes hatte ich keine Ahnung
und beim Lotto- und Kartenraten verfuhr ich aufs Geratewohl bzw. nach
einem Schlüssel, der zunächst mit dem zu erratenden Ergebnis nichts zu
tun hatte. Der Endeffekt aber war jeweils eine bestimmte Koordination:
Es trafen sich mein Freund und ich, es trafen sich meine Aussagen und
die Gewinnzahlen bzw. Kartenzeichen. Von hier aus dürfen wir eine allgemeine
Definition des Zufalls geben: Zufall ist das Zustandekommen von
Koordinationen ohne koordinierende psychische Instant

Wenn also außersinnliche Wahrnehmung statthat, erfolgt die Koordination
von Aussage und Faktum gerade durch eine psychische Instanz,
eben durch die paranormale Wahrnehmung des Faktums und die ihr entsprechende
Aussage. Wenn jeweils keine psychische Instanz die Dinge
koordiniert, dann koordinieren sie sich «von selbst», das heißt nur dank
der mannigfachen Kausalbeziehungen, die in der Realität walten, und die
zu beliebigen Konfigurationen führen. Diesen Kausalbeziehungen ist es
völlig gleichgültig, ob je ein Zufall resultiert, der für uns belangvoll oder
belanglos ist. In ihnen hat keine Koordination einen ontischen Vorzug.
Jede hat die gleiche Chance, daranzukommen, jedenfalls hängt diese
Chance allein von den objektiven Bedingungen ab und nicht von unseren
subjektiven Wünschen und Forderungen. Vom Zufall müssen wir also
in bezug auf unsere Absichten sagen: Er ist unberufbar.

Hier setzt die wesentliche Unterscheidung von Zufall und «Zufall»
ein. Denn es gibt zweierlei nach Zufall aussehende Fälle, die wir gewöhnlich
gedanklich nicht unterscheiden, weil ihre faktische Unterscheidung
Schwierigkeiten macht. Das eine ist der echte Zufall, der «von selbst»
sich einstellende, der unprovozierbare. Er tritt als irgendein Fall unter


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