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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1958-01/0046
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ANTON NEUHÄUSLER

handelt, die alle denselben Trefferwert bzw. Nietenwert haben. Das Ergebnis
einer Rhineschen Versuchsreihe kann man daher letzten Endes in
einem präzisen Quotienten ausdrücken. Er bedeutet die «Wahrscheinlichkeit
», mit der das Ergebnis auf Grund des bloßen Zufalls zustandekäme
. Ist die Wahrscheinlichkeit, daß es der Zufall leistet, sehr gering -
zum Beispiel i: 5 00 000 - so ist umgekehrt die Unwahrscheinlichkeit des
Zufalls sehr groß - was logischerweise wieder die Wahrscheinlichkeit
einer nicht zufälligen Instanz bedeutet.

Man darf sich aber hier nicht dem Trugschluß hingeben, die präzise
mathematische Formulierung hätte den Begriff der Wahrscheinlichkeit so
präzis bestimmt, daß er nun eine absolut sichere wissenschaftliche Grundlage
zur Beurteilung parapsychischer - und anderer - Leistungen sei.
Wir sagen wohl, eine Wahrscheinlichkeit von 1:500 000 schließe praktisch
den Zufall aus - aber eben nur praktisch! Theoretisch vermag uns
keine noch so astronomisch ziffernreiche Formel mitzuteilen, ob sie den
Zufall ausschließt oder nicht. Die Entscheidung, welcher Grad von
Wahrscheinlichkeit bzw. Unwahrscheinlichkeit den Zufall ausschließen
soll, ist keine rationale mehr. Sie ist, ob wir wollen oder nicht, gefühlsfundiert
. Sie basiert auf einer Evidenz, über die wir uns genau so wenig
rationale Rechenschaft geben können wie über die Evidenz der prompten
Lieferung im Einzelfall oder über die Evidenz der laufenden Lieferung
im wiederholten Fall. Denn auch in unserem Beispiel der Wahrscheinlichkeit
1:5 00 000 kann ich für meine Überzeugung, daß das entsprechende
Ergebnis den Zufall ausschließt, nichts anderes sagen als dies: Es
wäre absurd, wenn der Zufall allein dieses Resultat geschafft hätte. Aber
zu sagen, daß etwas absurd sei, ist kein Beweis, daß es unmöglich sei.

Insofern müssen wir also zugeben, daß die Anwendung des Begriffs
der Wahrscheinlichkeit, mag er mathematisch formuliert sein oder nicht,
keinen völlig sicheren Ausschluß des Zufalls garantiert - denn so wenig
wir provozieren können, daß der belangvolle Zufall eintritt, so wenig
können wir praevenieren, daß er nicht eintritt, selbst in der unglaublichsten
Weise. Dennoch haben wir das wissenschaftliche Recht, uns auf
Wahrscheinlichkeitsüberlegungen zu verlassen - sofern es sich um extrem
«hohe Wahrscheinlichkeiten» handelt - sonst hätten alle diesbezüglichen
Formulierungen keine Grundlage, mögen sie der Wirtschaft, der Soziologie
, der Biologi e oder sogar der Physik angehören, deren Gesetze im Bereich
des Mikrophysikalischen nur mehr Wahrscheinlichkeitscharakter haben.


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