Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1958-01/0068
64

GERHARD SCHMIDTCHEN

Wir wählen für unsere Betrachtungen einen Ausgangspunkt, dem man
heute vermutlich allgemein zustimmen kann: daß die Übernahme astrologischer
Behauptungen nicht auf dem Wege begründeten Wissens möglich
ist. Das berechtigt zu dem Schluß, daß es sich nach bestimmten Bedürfnissen
im seelischen Haushalt der Menschen richtet, ob die Axiome
der Astrologie geglaubt werden oder nicht. Man kann gewiß nicht behaupten
, daß die Bedingungen unserer Kultur der Verbreitung astrologischer
Gewißheiten durchweg förderlich sind. Im Gegenteil. Die Naturwissenschaften
und die Stimmen der Naturwissenschaftler stellen alles
andere als eine Einladung dar, an Astrologie zu glauben. Normen, die
ihre Wurzeln in der Aufklärung haben, verbieten es geradezu, öffentlich
von etwas anderem als vom Aberglauben der Astrologie zu sprechen.
Gleichwohl glauben viele Menschen daran. Was geht hier vor? - Es muß
Motive geben, die kräftiger und verbreiteter sind als die Leitbilder, die
der Bevölkerung beispielsweise in den Bildungsanstalten nahegebracht
werden. Auf der Suche nach solchen Motiven lassen wir uns durch die
Hypothese leiten, daß astrologische Überzeugungen Hilfestellung leisten
zur Bewältigung von Existenz- und Alltagsproblemen. Wir argumentieren
ferner, daß Menschen, die sich astrologischer Glaubenshilfen bedienen
, ganz spezifische Persönlichkeitsmerkmale haben und in charakteristischen
sozialen Bindungen leben.

Gibt es nun irgendwelche empirischen Zeugnisse für diese Annahmen
? — Es wurde zunächst sondiert, wie es um das Lebensgefühl und
die Schicksalsperspektiven der Menschen bestellt ist, die an Astrologie
glauben. Sehen wir einmal die Zahlen der folgenden Tabelle 15 an:

Der Glaube an die Möglichkeiten von Schicksalsprognosen ist, wie zu
sehen, weitgehend ein Bestandteil der Neigung für die Astrologie. Insofern
handelt es sich hier lediglich um eine Art empirischen Definitions-
Befund. Gleichwohl ist diese Information nicht unwesentlich: mindestens
läßt sich die Frage formulieren, ob durch die Vorstellung, man
könne etwas über die Zukunft ausmachen, irgendwelche Unsicherheiten
reduziert werden. Wahrscheinlich haben wir in der Angst vor dem Kommenden
(die wieder Ausdruck einer allgemeinen Lebensunsicherheit sein
mag), einen der Stege vor uns, auf denen Menschen das Boot der Astrologie
besteigen.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1958-01/0068