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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1958-01/0085
EIN ASTROLOGISCHES EXPERIMENT

VON C. G. JUNG

Vorbemerkung: In seiner viel diskutierten Arbeit « Synchronizität als ein Prinzip
akausaler Zusammenhänge» (In: Naturerklärung und Psyche 1952) hat C. G.
Jung an einem «astrologischen Experiment» seine These demonstriert, daß
sinngemäße Koinzidenzen zwischen Psyche und Anordnungen eines äußeren,
unabhängigen Ereignisses auftreten können. Solche akausalen, durch den gemeinsamen
Sinn gekennzeichneten Verbindungen nennt er «synchronistische»
Vorgänge. Synchronistisch, so verstanden, sind sinnvolle Zufälle, Telepathie,
Hellsehen und andere «okkulte» Phänomene, divinatorische Praktiken wie der
I Ging, die mittelalterliche «Punktierkunst» und die Astrologie als intuitive
Deutungstechnik. Diese mit dem Zählen verbundene mantische Prozedur
scheint C. G. Jung zum Nachweis synchronistischer Effekte besonders geeignet,
da sich seit alters her die Menschen der Zahl bedient haben, um sinngemäße, d.
h. deutbare Koinzidenzen zu produzieren. Um mittels der Astrologie eine nachprüfbare
Aussage über akausale Verknüpfungen zu erreichen, muß aber ein bestimmter
und unbezweifelbarer Tatbestand untersucht werden. Die eheliche Verbindung
entspricht dieser Forderung besser als unsichere Charakterdiagnosen.
Regeln sind schon in der antiken Astrologie aufgestellt worden. Die mythologische
und traditionelle astrologische und alchemistische Entsprechung ist die
coniunctio solis (©) et lunae (([), die Beziehung des Mars (S) mit der Venus (9),
sowie die Aspekte (Winkel) dieser Gestirne zum Ascendenten, dem im Zeitpunkt
der Geburt aufsteigenden Tierkreis-Grad, bzw. zum Descendenten. Diese
Aspekte müssen einbezogen werden, weil die Achse Ascendent-Descendent als
für das Wesen der Persönlichkeit besonders wichtig gilt. Zu untersuchen war
also, ob sich in den Horoskopen Verheirateter eine größere Zahl von koinzidie-
renden Sonne-Mond, Mars-Venus usw.-Aspekten nachweisen läßt als bei Unverheirateten
. Hinzugenommen wurde auch die Opposition (der «Gegenschein
» von 1800), da auch diese eine intensive Beziehung anzeigen soll.

Die Untersuchung, die an einem Material von 483 Paaren in drei «Paketen»
vorgenommen wurde, ergab im ersten Paket (180 Paare) Häufungen der in
Frage stehenden wechselseitigen Aspekte mit einer Wahrscheinlichkeit von
1:1000, im zweiten Paket (220 Paare) von 1:10000 und im dritten Paket (83
Paare) von 1:50*. Diese Ergebnisse werden als nicht signifikant bezeichnet.
C. G. Jung betont, daß sie im Bereich der zufälligen Streuung liegen. Aber die
Häufigkeitsmaxima zeigen eine deutliche Übereinstimmung mit der an die traditionellen
Regeln geknüpften Erwartung: die Zahlen haben sich «entgegenkommend
» verhalten. Dies ist das synchronistische Phänomen.

* Vgl. die englische Ausgabe von C. G. Jung und W. Pauli: The Interpretation
of Nature and the Psyche. London 195 5, S. 94.


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